Die Verstärker, als einzelne Komponenten in separaten Gehäusen, bildeten sich aus den Vorläufern, den Rundfunkgeräten, die sich nach und nach wiederum in Anlagen umwandelten und dann letzlich aus einzelnen Bauteilen, die der Käufer je nach Anforderung zusammenstellen konnte.
Bei Braun sah dies beispielsweise wie folgt aus: zunächst das Radio G 11, dann das atelier 1, schon mit separaten Lautsprechern und danach die studio 2 Anlage. Die Bauteile der studio 2 Anlage zeigen deutlich die Auflösung hin zu den einzelnen Geräte Komponenten.
Der Verstärkerteil CV 11 ist in Wirklichkeit nur ein Endverstärker, er wird geschaltet und geregelt über das dazu gehörende Steuergerät CS 11. Da diese Anlage noch in der 'Röhrenzeit' (1959) entwickelt und gefertigt wurde, benötigen die Komponenten der Anlage ein großes Gehäusevolumen, um für die Technik und Wärmeentwicklung genügend 'Luft' zu geben.
Braun empfahl den nicht regelbaren Endverstärker-Block so zu platzieren, dass er keinen bedeutenden Platz einnimmt bzw. versteckt unterzubringen sei. Der technische und gestalterische Gedanke, die nicht regelbaren Bauteile einer HiFi-Anlage so weit wie möglich unsichtbar zu platzieren, ist in der gesamten HiFi-Entwicklung bei Braun zu erkennen.
Der letzte Braun Endverstärker PA 4 (1987) hatte nur die notwendigsten Regler. Konsequent ist auch die Lösung mit Aktiv-Lautsprechern, die den Endverstärkerteil in sich tragen, nämlich dort, wo auch die Leistung benötigt wird.
Eine intelligente Endverstärker-Lösung entwickelte Braun, für die leider nicht in die Produktion gegangene 'Audio Additiv' HiFi-Anlage. Das Lautsprechergehäuse beinhaltete, ähnlich den Aktiv-Lautsprechern, die Leistungsendstufe. Es war jedoch noch zusätzlich an ein 'Addieren' der Leistung gedacht, nämlich durch das Aufstecken weiterer Endverstärker-Leistungsstufen. Die 'Audio Additiv' Anlage mit dieser und weiteren technischen Innovationen war 1979 nicht für einen erschwinglichen Preis realisierbar.
Die hohe Zeit der Braun Verstärker begann zweifellos Anfang der 60er Jahre mit dem CSV 13 und CSV 60. Die Vollverstärker, noch in der klassischen Röhrentechnik, erreichten einen großen Beliebtheitsgrad bei anspruchsvollen Musikfreunden. Zusätzlich mit dem Plattenspieler PCS 5 und dem Lautsprecher L 80 bot Braun schon eine High-End Anlage an, die zu damaliger Zeit wohl recht teuer, aber für einige Liebhaber erschwinglich war. Durch die Einführung der Transistortechnik verschwanden die mit Röhrentechnik betriebenen Verstärker. Die Transistoren erreichten eine immer größere Leistung, so dass sie für die Endverstärkung verwendbar wurden. Die ersten reinen Verstärker mit Transistoren - CSV 10/12 - waren aus den Endstufen der Kompaktanlagen audio 1 /2 (1962) weiterentwickelt worden, sie glichen im Aussehen regelrecht einem Block.
Die zweite Gruppe der Braun Verstärker führte die studio1000 Anlage an, die 1965 das Optimum an technischer Leistung darstellte, das innerhalb eines gewissen Kostenrahmens erstellt werden konnte. Braun verwendete für die Fertigung überwiegend selektierte hochwertige Bauelemente. Der Verstärker CSV 1000 mit einer Ausgangsleistung von 2 x 55 W besaß unter anderem interessante Regeleigenschaften wie Stereo-Basisbreitenregelung oder eine Pseudo-Stereophonie-Einstellung. Aufwendige Relaistipptasten sorgten für leichtes und präzises Umschalten in die einzelnen Funktionsbereiche.
Die mit der 1000er Serie begonnene Gehäuseform prägte die nachfolgende Generation der Verstärker von Braun. Es folgten der CSV 250, CSV 500, CSV 300 und CSV 510. Sie unterschieden sich in der Leistung, der Gehäusegröße und den Regelmöglichkeiten.
Die letzte und dritte Gruppe der Verstärker bei Braun endete mit der Atelier Bauform, eine bewusst niedrige, stapelbare Bauform. Der Weg dorthin führte über die sehr flache Form, das 'slimline' Konzept. Die Geräte dieser Gruppe unterscheiden sich in der Leistung und der Regelmöglichkeit. Wobei der AP 701 ein reiner Endverstärker und der A 301 und A 501 Vollverstärker mit einem Vorverstärkerteil waren.
Der AP 701 war ein hochwertiger Leistungsverstärker und zählte 1980 zu den besten in der Branche. Seine Ausgangsleistung betrug an 8 Ohm 2 x 100/150 Watt, erzeugt durch zwei komplementäre Endstufen. Der AP 701 kostete DM 1.398,-. Es wurden nur 700 Stück davon gefertigt.
Hinweise für Sammler:
Die beiden Röhrenverstärker CSV 13/60 haben bei Sammlern einen relativ hohen Stellenwert, da diese Geräte häufiger angeboten werden, ist auch der Preis moderat. Sehr gefragt sind auch die beiden CSV 10/12 Verstärker und dementsprechend nicht so oft zu bekommen. Die studio 1000 Anlage, mit dem CSV 1000, hat einen besonderen Liebhaberkreis. Das gleiche gilt auch für die studio 701 mit den Leistungsvertstärkern. Die Braun Verstärker sind insgesamt sehr beliebt, dies ist besonders auf den Sammler Börsen zu beobachten.
Text: Jo Klatt Fotos: Braun AG und Jo Klatt
Quelle:
Klatt, J.: Die Braun Hi-Fi Verstärker. In: Design+Design 43, Hamburg Februar-Mai 1998, 3-7