Nach dem Beitrag über 'die Braun Radios von 1955 bis 1961' (Design+Design 59) befasst sich die Fortsetzung mit Vorkriegs- Radio-Phono- Kombinationen und den HiFi-Steuergeräten Atelier 1 bis 3.
Braun stellte schon 1935 seine ersten Radio-Phono- Kombinationen her. Die gute Aufnahme des Marktes ließ Max Braun diese Linie intensiv weiterverfolgen. Wir zeigen heute die Geräte 'Phono Super 137', Markteinführung 1937, 'Phono Super 5640' und 'Phono Super 6740', beide ab Juli 1939 im Handel angeboten. Das Gerät 6740 ist bemerkenswert. Es nimmt die Konzeption des SK 4 vorweg: Skala, Bedienungsknöpfe und Plattenspieler sind auf der Oberseite angeordnet und durch einen Klappdeckel 'verschließbar'.
Max Braun griff damit sehr früh eine neue Tendenz auf, 'die Technik in den Hintergrund treten zulassen', die Ende der 30er Jahre verschiedentlich, aber wenig konsequent und elegant versucht wurde. Dieter Rams und Hans Gugelot kannten dieses Gerät nicht, als sie 1956 den SK 4 schufen. Durch den Krieg waren nur wenige Geräte produziert worden und selbst bei Braun gab es kein Archivgerät.
Mit dem Gestaltungskonzept (1956) gingen Hans Gugelot und Dieter Rams noch einen Schritt weiter, sie gaben der Radio-Phono Kombination ein technisches Aussehen und gewährten durch den Klappdeckel aus Plexiglas einen direkten Blick auf Radioskala und Plattenspieler. Sie war die signifikante Braun Design - Vertreterin der ersten Jahre und zählt heute zu den Ikonen des Braun Design.
Die Zeitschrift 'Architektur und Wohnform' schrieb 1958: 'Die vorzügliche Formgebung bei den Radio-, Phono- und Fernsehgeräten des bekannten Frankfurter Unternehmens ist in den letzten Jahren vielfach gewürdigt worden: auf der Triennale in Mailand 1957 wurden sämtliche dort ausgestellten Geräte mit dem höchsten Preis ausgezeichnet, die Musterwohnungen der lnterbau in Berlin zeigten fast ausnahmslos Braun-Radiogeräte, und auf der Weltausstellung in Brüssel 1958 nahmen sie im deutschen Pavillon und in einer Musterwohnung einen bevorzugten Platz ein'.
HiFi·Steuergeräte Atelier 1 bis 3
Ab 1957 wurde eine neue Serie von HiFi-Steuergeräten mit Plattenspieler von Braun hergestellt, die mit externen Lautsprechern zu betreiben waren. Das allgemeine und immer größer werdende Angebot von stereophonen Schallplatten am Markt verlangte auch entsprechende Wiedergabegeräte mit
Zweikanalverstärkung und zwei Lautsprecher Anschlüssen, um den neuen Raumklang dem interessierten Kunden anzubieten.
Mit folgendem Textausschnitt aus einer Werbebroschüre von 1959 versuchte Braun, die neue Wiedergabetechnik zu erklären. 'In der stereophonen Wiedergabe bleiben örtlich verschiedene Schallinformationen von den Mikrofonen bis zu den Lautsprechern getrennt. Je eine Lautsprechergruppe ist jedem Ohr zugeordnet, sodass sich 'links' und 'rechts' deutlich voneinander abhebt. Instrumente in der Mitte des Orchesters erklingen durch das Zusammenwirken beider Lautsprechergruppen aus der Wiedergabemitte'.
Das erste Gerät in der Baureihe von Braun war das Steuergerät (Kompaktgerät) Atelier (1957). Erst das Nachfolgegerät Atelier 1 trug zusätzlich die Bezeichnung 'stereo'. Damals 1957/1958, war es zunächst möglich, Stereoschallplatten wiederzugeben, der stereophone Rundfunkempfang kam erst zur Funkausstellung 1963 in größerem Umfang zustande. Er wurde in Etappen bei den UKW Sendern eingeführt und auch nur zunächst teilweise ausgestrahlt. Für den Empfang wurde ein Adapter, der Braun TD 9 benötigt.
Der konstruktive Aufbau des Ateliers hatte Ähnlichkeit mit dem von Hans Gugelot und Dieter Rams entworfenen SK 4 (1956). Zwei Seitenflächen, holzfurniert, trugen das Gehäusemittelteil mit Plattenspielerdeckel, welches hier nicht aus gebogenem Stahlblech, sondern aus weißlackiertem Holz bestand. Das weißlackierte Holz sollte das technische Aussehen hervorheben.
Den gleichen konstruktiven Aufbau verwendete 1957 Dieter Rams auch bei seinem Möbelsystem 571 (RZ 57) von Vitsoe. Rams ging sogar später weiter und passte das Breitenmaß des Steuergerätes Atelier 3 (1962) dem Möbelsystem 571 an, in dem er die Holzseitenteile des Steuergerätes mit 3 mm Aluminiumblech auswechselte. So war es möglich, das Atelier 3 passgenau in das Raster des Montagemöbel zu installieren. Das gleiche galt auch für die dazu passenden Lautsprecher L 20 und L 40 mit gewalztem 6 Aluminiumgeflecht. Auch das populäre Wandregal 'String' hatte gleiche Abmessungen, so konnte die Atelier Anlage mit speziellen Haken auch hier eingesetzt werden.
Die Elektronik der Steuergeräte Atelier 1 - 3, noch mit der Röhrenbestückung (EL 84) erlebte den Übergang zur Stereophonenwiedergabe mit der nur kurze Zeit produzierten Doppelröhre ELL 80, die heute als Ersatzteil schwer zu finden ist.
Diese waren auch die letzten HiFi-Geräte mit Röhren, die Braun produzierte, denn das dafür vorgesehene Nachfolgegerät Audio 1 (1962), mit Transistor-Technik stand schon in den Startlöchern und sollte ebenfalls als Serie ein großer Erfolg für Braun werden. (Braun+Design 12 und 14).
Text: Jo Klatt
Fotos: Braun GmbH, Jo Klatt
Quelle:
Klatt, J.: Braun Radio-Phono-Kombinationen und die HiFi Steuergeräte Atelier 1 bis 3. In: Design+Design 62, Hamburg November-Februar 2002/2003, 4-7