Hartmut Jatzke-Wigand
 

Braun-Feuerzeuge


In der Ausgabe 4 "Der Braun-Sammler" haben wir bereits einen kurzen Beitrag über Feuerzeuge mit einer Auflistung der Grundtypen veröffentlicht. Der Beitrag hat dazu geführt, daß eine Reihe von Sammlern ihr Interesse für Feuerzeuge neu entdeckt haben. Viele Anfragen und Ergänzungshinweise sind bei uns eingegangen. Manchem Sammler konnten wir gesuchte Stücke vermitteln.

 

Dies war mit ein Anlaß, den Themenbereich nochmals aufzugreifen und umfassend darzustellen. Mit Unterstützung der Braun AG (C. C. Cobarg) haben wir eine (fast) vollständige Programm-Obersicht mit Bestellnummern und Ausführungsvarianten erarbeitet.

 

Nachdem Feuerzeuge von Braun nicht mehr hergestellt werden, kann diese Produktgruppe als geschlossener Bereich behandelt werden. Der Beitrag ist somit eine authentische Grundlage für jeden Sammler.

 

Das erste Braun-Feuerzeug kam 1966 auf den Markt. Die Arbeitsgruppe "Neue Produkte" bei Braun hatte hierfür das elektromagnetisch zündende Tischfeuerzeug "TFG 1 permanent" entwickelt. (Design Reinhold Weiss, irrtümlich wird in vielen Unterlagen Dieter Rams genannt). Ein Produkt das überzeugend die Umsetzung der Braun-Gestaltungsphilosophie verdeutlicht. Jens Plewa schrieb dazu im Braun-Sammler 7: "Von einem ganz unterschiedlichen Gestaltungsansatz ausgehend, gelangten die Braun-Designer zu einer dem Toaster HT 1 ähnelnden Form. Eine Konsequenz der gleichen Funktions- und Bedienungsabläufe (seitlich bedienen, oben entnehmen)". Nicht von ungefähr ist deshalb die Bezeichnung "Toaster".

 

Für 1966 war dieses Tischfeuerzeug mit Kickstarter und Magnetzünder revolutionär und auch teuer. Die Ausführung mit Lederseitenteilen kostete DM 105,--, die hochglanzverchromte Version DM 118,- DM . Oberzeugend ist auch die Verpackung gestaltet, in Anlehnung an die Hartbox mit dunklem Kunststoffüberzug des Rasierers sixtant von 1962.

 

Erst 1968 folgte ein weiteres und ungewöhnlich erfolgreiches Tischfeuerzeug: "T 2 cylindric", auch "TFG 2". Es wurde von Dieter Rams gestaltet und von 1968 bis etwa 1984 vertrieben. Die ursprüngliche Ausführung hatte Magnetzündung die später in piezo-elektrische Zündung geändert wurde.

 

Der zylindrische Körper aus Metall oder Kunststoff ist bestechend einfach. In geometrischer Strenge und ästhetischer Reinheit ist die Form der Handhabung (Einhandbedienung) optimal angepaßt. Selbst die Drucktaste ist aus der Grundfonn abgeleitet. Das TFG 2 ist ein charakteristisches Braun-Produkt und bereits heute ein Klassiker. Den dekorativen Ansprüchen trug man mit einer Palette verschiedener unaufdringlicher Oberflächenstrukturen Rechnung. Die farbige Kunststoffausführung kostete damals DM 75,--, die Ganzmetallausführung DM 110,--. Diese Preise haben sich fast konstant bis zum Produktionsende gehalten.

 

Das Würfel-Feuerzeug "domino", später unter der Bezeichnung "T3" angeboten, kam 1970 als preiswerte Variante zum T 2. Design Dieter Rams. Das Gehäuse ist aus thermoplastischem Kunststoff. In einem der ersten Prospekte schrieb Braun: "Das T 3 ist in seiner originellen Gestaltung (Seitenflächen leicht konkav) und seiner heiteren Farbgebung ein attraktives und praktisches Accessoire jeder modernen Wohnung."

 

Die Zündung erfolgt durch eine 15 VoltBatterie, wie sie auch für Foto-Blitzgeräte verwendet wird. 10.000 Zündungen können damit erfolgen. Ein leichter Druck auf den seitlich bündig integrierten Knopf löst fast lautlos den Zündvorgang aus.

 

Leider hatten viele T 3 technische Mängel. Die Dichtungen am Einfüllventil des Kunststofftanks ennüdeten und waren selbst bei neuen Exemplaren oft gasdurchlässig. Die Folge war, daß einige der schönen Feuerzeuge "abgebrannt" sind. Der Preis lag bei DM 50,--.

 

Das erste Taschenfeuerzeug von Braun war das "F 1 mactron". Design Dieter Rams. Preis DM 98,--. Der gesonderte Beitrag "Braun F 1" - Oberlegungen zum Design eines Taschenfeuerzeuges" enthält alles Wissenswerte. Die Unterlagen hat uns der Sammler Paul Daleiden aus Stuttgart zur Verfügung gestellt.

 

Auch dieses ungewöhnliche Feuerzeug hatte mit technischen Problemen zu kämpfen. Die miniaturisierte elektromagnetische Zündung und das Flammenventil waren sehr anfällig. Braun hat das F 1 bei Beanstandungen zurückgenommen. Das F 1 ist heute eine gesuchte Rarität. Äußerlich ist es identisch mit dem linear von 1976. Die Unterscheidungsmerkmale sind die hier noch seitlich liegende Einfüllöffnung (Adapter erforderlich) und die innere Abdeckung der Zündöffnung.

 

Zusammen mit dem F 1 kam 1971 das "mach 2"  Design Dieter Rams und Florian Seiffert. In seiner Grundform ähnelt es herkömmlichen Feuerzeugen. Die Unterschiede liegen im Detail. So fügt sich z.B. die Drucktaste mit leicht überstehenden Rändern optisch nahtlos in den Metallkorpus ein.

 

Die Produktion dieses und weiterer Feuerzeuge erfolgte bei dem bekannten Hersteller von Consul-Feuerzeugen, der Fa. Köllisch in Nürnberg. 1971 hat Braun das Unternehmen zu 100% übernommen und dann später liquidiert. Das Innere des mach 2, mit kristall-elektrischer Zündung (Piezozündung), sind identisch mit ähnlichen Consul-Feuerzeugen. Das mach 2 kostete ursprünglich DM 39,--, der Preis wurde aber innerhalb der sehr langen Produktionszeit (bis 1984) mehrmals erhöht .

 

Das vom Gugelot-Institut in Ulm vorgeschlagene und mit Braun gestaltete Taschenfeuerzeug "electric" erschien 1972. Der schlanke Metallkörper wird reizvoll unterbrochen durch die Schräge des Bedienungsmechanismus. In einer Kreisbogenfonn öffnet sich die obere Abdeckung. Die Verarbeitung des Feuerzeuges entspricht, trotz formaler Schönheit, nicht dem Braun Standard. Die Ränder sind scharfkantig und ungleichmäßige Bearbeitungsspuren sind sichtbar. Auch die Technik hatte ihre Tücken. Das Einfüllventil mit der Regelschraube wird bisweilen undicht. Das electric kostete ca. DM 65,--.

 

Das erste Feuerzeug unter DM 30,-- war das "weekend" von 1974. Design Dieter Rams. Die Gehäuseteile sind bis auf die aufgesteckte Blende aus Kunststoff. Die Form wird durch die große Bedienungstaste bestimmt.

 

Mit dem "T 4 studio" wurde 1973 auch ein preiswertes Tischfeuerzeug angeboten. Die Form ähnelt einem vergrößerten Taschenfeuerzeug. Preis DM 39,50. Design Gugelot Institut. Das T 4 ist recht selten, da es nur kurze Zeit verkauft wurde. Oft sind neue Exemplare bereits undicht.

 

Ein schönes Gebrauchsfeuerzeug ist das "centric". Die abgerundete Form wird von einem großen Regelrad für die Einstellung der Flamme aufgenommen. Die Bedienungstaste ist wie beim mach 2 geformt. Jürgen Greubel ist der Designer. Beim Verlöschen der Flamme schiebt sich ein verdeckter Metalldeckel über die Öffnung und verhindert die Verschmutzung. Je nach Dekor lag der Preis bei DM 50,-- bis 70,-.

 

Die gesuchteste Rarität unter den Braun Feuerzeugen ist das Solarfeuerzeug "energetic". In der Form ist dieses Tischfeuerzeug identisch mit dem cylindric. Durch Solarzellen an der Oberseite entsteht ein optisch reizvoller Eindruck mit high-tech Anmutung. Das Innere bietet dann auch ausgefeilte Elektronik. Die Solarzellen laden bereits bei üblicher Raumbeleuchtung den eingebauten NC-Akku auf. Sonnen- und Lampenlicht sind gleichermaßen wirksam. Bei aufgeladenem Akku arbeitet das energetic etwa 2 Monate bei 30 bis 40 Zündungen pro Tag ohne jede Lichteinwirkung.

 

Das energetic kostete ca. DM 600,-- und war somit teurer als gleichzeitig angebotene Solarfeuerzeuge anderer Hersteller. Es ist zwar das teuerste aber auch das technisch hochwertigste Solarfeuerzeug.

 

Mit einem Billigfeuerzeug zum Preis von DM 9,80 versuchte Braun 1975 einen Artikel gegen die aufkommenden Wegwerffeuerzeuge zu placieren. Busse-Design überarbeitete das Consul-Feuerzeug

F 20 zum "dino", dem einzigen Braun-Feuerzeug mit Reibrad und Zündstein. Trotz des günstigen Preises ist die Ausführung in guter Qualität. Die Details sind konsequent durchgestaltet. Das dino wurde sowohl mit dem Markenzeichen Braun als auch nur mit der Prägung dino verkauft.

 

Der mactron-Nachfolger ist das "linear". Design Dieter Rams. Es ist mit das schönste Braun-Feuerzeug. 1976 schrieb Braun dazu: "Das Spitzenmodell im Braun-Feuerzeugprogramm. Einzigartig in Form und Material. Eine klare Alternative zu Schmuckdekoren, Luxusausführungen und nicht funktionsgerechter Form". Äußerlich ist das linear mit dem mactron weitgehend identisch. Das Gehäuse aus massivem Zinkdruckguß enthält einen präzise eingeschliffenen Schwenkhebel als Betätigungselement und Verschluß. Braun  gab auf das linear 3 Jahre Garantie. Das edle Stück, mit piezo-elektrischer Zündung, kostete DM 145,--. Es ist unter Sammlern kaum unter DM 200,-- zu bekommen. Benutzer des Feuerzeuges zahlen noch weit mehr, da sich das linear, wie auch die Armbanduhren von Braun, zu besonders geschätzten Modellen mit Statussymbol-Charakter entwickelt haben.

 

Das Nachfolgemodell für das T 3 ist das neue "domino". Die Form ist fast gleich, lediglich die überstehende Bedienungstaste, bedingt durch die nun eingebaute piezo-elektrische Zündung, verändert den optischen Eindruck. Das Kunststoffgehäuse ist leicht glänzend und sieht nicht mehr so wertvoll aus. Recht praktisch ist das "domino-set" mit den stapelbaren Aschenbechern. Design Dieter Rams. Das domino kostete DM 59,- , das domino-set DM 78,-.

 

Auf den breiteren Käufergeschmack war das "duo" abgestimmt. Das Gehäuse ist in der Hälfte durch das Dekor unterteilt. Lediglich die spätere schwarze Ausführung sieht gut proportioniert aus. Der Preis betrug DM 19,80. Gestaltung busse-design.

 

An die Form des electric ist das "contour" angelehnt. Die Kipptaste ist jn den Gehäusekörper einbezogen. Die Konturen sind leicht abgerundet, es gibt keine scharfen Kanten mehr und die Funktion ist zuverlässig. 9 verschiedene Dekore wurden angeboten. Besonders attraktiv ist die Ausführung chrom matt mit schwarzen aufgesetzten Griffplatten. Der Preis lag bei DM 75,--. Design Gugelot Institut mit Braun-Produktgestaltung.

 

Die letzten 3 Modelle vor der Einstellung der Feuerzeugproduktion sind die Taschenfeuerzeuge "dymatic" und "club" sowie das Stabfeuerzeug "variabel". Alle gestaltet von Dieter Rams. Die Grundform ist gleich, lediglich die Proportionen wurden verändert. Kennzeichnend ist die vorderseitig angeordnete Schiebetaste. Recht selten ist das Stabfeuerzeug. Offensichtlich wurde keine große Stückzahl hergestellt. Der Preis lag bei DM 155,--. Andere Hersteller bieten noch heute zum Verwechseln ähnliche Feuerzeuge an. Der "kleine" Unterschied: es steht nicht Braun drauf.

 

Erwähnenswert sind alle Verpackungen für die Braun-Feuerzeuge. Die Kunststoffboxen, Schiebeschachteln und Umkartons sind ebenso konsequent gestaltet wie die Feuerzeuge. Es lohnt sich sie mitzusammeln.

 

Seit 1984/85 gibt es keine Braun-Feuerzeuge mehr. Restbestände sind in einigen Geschäften noch zu finden.

 

Damit kann das Kapitel "Feuerzeuge" abgeschlossen werden. Braun hat erheblichen Einfluß auf die Feuerzeugentwicklung in Bezug auf formale Qualität und technische Ausstattung genommen. Viele Hersteller mit deutschem Markenzeichen und fernöstlicher Produktion haben die Philosophie und das Konzept übernommen. Trotzdem gäbe es weiterhin einen Platz für die einmalig schönen Braun-Feuerzeuge cylindric, domino, linear und contour.

 

Günter Staeffler, Fotos Jo Klatt und Braun AG (1) Objekte, Sammlung G.Staeffler

 

 

Quelle:
Staeffler, G.: Braun-Feuerzeuge. In: Braun+Design 8, Hamburg September 1987, 6-15

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