Hartmut Jatzke-Wigand
 

Günter Staeffler

Braun Taschenlampen


Eine interessante Produktgruppe aus der Braun-Gerätepalette sind Taschenlampen. Bereits 1939 gab es die Dynamo-Handlampe "Manulux". Sie wurde während des Krieges in großen Stückzahlen gefertigt und war das ideale netz- und batterieunabhängige Leuchtgerät in einer Zeit der Notbeleuchtung, Stromausfälle und Verdunkelungen.

 

Die "Manulux" begleitete viele Deutsche auf unbeleuchteten Straßen, auf dem Weg in den Luftschutzkeller.

 

Das robuste Gerät im dunkelbraunen Bakelitgehäuse wurde auch 1945 als erstes Erzeugnis im Nachkriegsunternehmen Braun wieder gefertigt.

 

25 Jahre nach Produktionsbeginn der ersten Braun-Taschenlampe entstand eine Neuschöpfung mit hoher formaler Qualität. Hans Gugelot, unterstützt von Hans Sukopp, entwickelte 1963 die Dynamolampe "DT 1" mit Handbetrieb und Autoanschluß. Der griffgünstige Leuchtenkörper hat einen großen Reflektor mit 50 mm Durchmesser und enthält einen achtpoligen Hochleistungsdynamo. Als Zubehör gab es auswechselbare Filtervorsätze in verschiedenen Farben und ein langes Anschlußkabel mit Spezialstecker für den Zigarettenanzünder im Auto.

 

Das Gehäuse ist aus dunkeloliv eingefärbtem Kunststoff, der Alubügel für den Antrieb ist versenk- und arretierbar.

 

Die "DT 1" ist eines der schönsten Braun Produkte der 60er Jahre, das auch heute noch hohen formalen Ansprüchen gerecht wird.

 

Leider funktioniert die neue "manulux" nach mehrjähriger Aufbewahrungszeit nicht mehr so richtig, da sich durch unterschiedliches Spannungs- und Sehrumpfverhalten das Kunststoffzahnrad vom Grundkörper löst, einreißt und zerbricht.

 

Der damalige Preis von DM 29,-- war für eine Taschenlampe hoch. Als klassisches "Gugelot-Produkt" ist die "DT 1" heute eine der gesuchten Raritäten.

 

Eine weitere von Hans Gugelot schon vor 1965 gestaltete und von Braun durchentwickelte Taschenlampe ist die "Braun diskus". Die Energie liefern zwei Primärzellen mit je 1,5 Volt (Lady-Zellen).

 

Es gab zwei Ausführungen, jeweils in den Farben schwarz, blau, grün, orange und gelb. Der Durchmesser der sehr handlichen Taschenlampe beträgt 70 mm. Die Unterschiede der beiden Serien sind gering. Die erste Ausführung hat einen vakuumbedampften Kunststoffreflektor, das Frontglas

ist von außen aufgesetzt. Die zweite Ausführung hat einen Alureflektor, und das etwas kleinere Frontglas ist von innen eingesetzt. Zwei Bohrungen auf der Rückseite dienen zur Aufnahme einer farbigen Kordel, die es ermöglicht, das Leuchtgerät um den Hals zu hängen.

 

Die "diskus" kostete DM 8,--, die beiden Batterien ca. DM 3,--. Von dieser schönen Taschenlampe wurden über ein halbe Million Exemplare produziert. Wo sind sie geblieben?

 

Gute Schutzrechte für den neuartigen inneren Aufbau hinderten andere Hersteller von Taschenlampen, die Diskus -Lampe zu kopieren.

 

Die Taschenlampe "manulux NC" kam mit der "diskus" 1970 auf den Markt. Alle Details sind Braun-typisch konsequent durchgestaltet. Der Designer ist Dieter Rams.

 

Die aufladbaren NC-Akkus sind für Wechselstrom von 90 bis 250 Volt geeignet und haben eine Brenndauer von ca. 60 Minuten. Die Akkus funktionieren in vielen Fällen auch nach über 15jähriger Lebensdauer noch einwandfrei.

 

Auf Abbildungen ist der Braun-Schriftzug sowohl längst als auch quer angebracht. Sonst gibt es innerhalb der Serie keine Unterschiede. Der Preis der schwarzen "manulux NC" betrug DM 22,--.

 

Jede der Braun-Taschenlampen wird mit Strom aus einem anderen Energiespender (Dynamo, Batterie, Akku) betrieben. Daraus resultieren u.a. auch die verschiedenen Formen. Jede Lampe ist Beweis für die Aufwertung kleiner Alltagsgebrauchsgegenstände durch vorbildliches Design.

 

Günter Staeffler

Daten aus Prospekten der Braun AG

Fotos: Jo Klatt

 

 

Quelle:
Staeffler, G.: BraunTaschenlampen. In: Braun+Design 9, Hamburg Dezember 1987, 28-31

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