Hartmut Jatzke-Wigand
 

Günter Staeffler

Braun Design by Reinhold Weiss, Teil 2


Im zweiten Teil der Beitragsreihe stellen wir weitere von Reinhold Weiss gestaltete Geräte sowie Design-Studien vor.

 

Expreßkocher HE1, 1962

 

(Entwurf 1961)

Material verchromtes Metall poliert und schwarzer Kunststoff.

Durchmesser 14,5 cm, Höhe 22,3 cm.

Gewicht 1,75 kg.

Preis DM 64,--.

 

Der HE 1 ist ein Design-Klassiker. Er könnte heute nicht ästhetischer und funktionsgerechter gestaltet sein. Reinhold Weiss verwendete hier die gleichen Materialien und Stilelemente wie bei dem zur gleichen Zeit entwickelten Toaster HT 1. Die neutralen Farben Chrom und Schwarz waren seit dieser Zeit charakteristisch für viele weitere Braun Erzeugnisse.

 

In die klare runde Geometrie der durchgehend glatten Außenummantelung des HE 1 fügten sich harmonisch die leicht betonte Ausgußschnaube und der schräggestellte Griff ein. Die unter ergonomischen Gesichtspunkten erfolgte Abwinkelung des Handgriffes war Vorbild für spätere Braun Produkte, wie zum Beispiel bei Haartrocknern und Filmkameras.

 

Der mittig unten positionierte gut und sicher zu bedienende selbsterklärende Einstellknopf stand im Bezug zum Braun Logo und zum Knopf des Deckels und betonte die Mittelachse des Rundkörpers. Eine stufenlos einstellbare Temperaturautomatik brachte 1 Liter Wasser in 4 Minuten zum Kochen. Der leere Kocher blieb automatisch vor Überhitzung geschützt. Deckelknopf, Griff, Schalterknopf und Standfläche waren besonders wärmeisoliert.

 

Der HE 1 war ein handlicher und praktischer Wasserkochtopf für den täglichen Gebrauch, der auch noch heutigen Anforderungen entspricht.

 

Kombinationsgrill HG 1, 1962

 

(Entwurf 1961)

Material Leichtmetall, verchromter Edelstahl,

Glas und Kunststoff.

Höhe 19,6 cm, Breite 39 cm, Tiefe 28,8 cm.

Gewicht 11 kg.

Preise Grundausstattung DM 398,--, Spezialzubehör DM 55,--.

 

Ein weiterer Design-Klassiker aus dem Braun Haushaltsgeräte-Programm war der HG 1. Er besticht durch seine harmonische Kombination neutraler, glatter Oberflächen in den Farben Schwarz und Chrom. Die klare Form verlieh dem Gerät geometrische Strenge.

 

Der HG 1, als Kombinationsgerät zum Grillen, Backen, Braten und Dünsten, war ausgestattet mit Drehspieß, Fettwanne, Grillrost, zwei Dressierkörben, Aushebegriff und Rezeptkassette. Das Spezialzubehör umfaßte Handrost, Tropfblech, Kuchenblech, zwei große Dressierkörbe, zwei Spießhaken und vier Schaschlikspieße.

 

Der Boden, die Seitenteile und der Rahmen der Haube waren aus einer Leichtmetall- Legierung mit sandgestrahlten Oberflächen. Die Außenflächen waren hochglanzverchromt.

 

Vorder- und Rückseite bestanden aus herausnehmbarem, hitzebeständigen Hartglas. Der Zeitschalter hatte 2 Stunden und 50 Minuten Laufzeit. Die Einschaltanzeige beleuchtete gleichzeitig das Sichtfenster der Zeitanzeige. Die Ausschaltanzeige erfolgte akustisch und optisch durch die Kontrollampe. Der HG 1 konnte, entsprechend dem Grillgut, offen und geschlossen betrieben werden.

 

Erwähnenswert sind einige der ergonomischen Design-Aspekte. So waren, um die Hand vor Verbrennungen zu schützen, der Hebegriff der Haube und der Griff des Drehspießes so ausgebildet, daß die Finger nicht gegen das heiße Metall rutschen konnten.

 

Ebenso wie beim Toaster HT 1 und HT 2 erfolgte die technische Entwicklung in enger Zusammenarbeit mit C. C. Cobarg.

 

Der HG 1 wurde 1964 im 'Museum of Modern Art', New York und im gleichen Jahr auch im Louvre in Paris ausgestellt. Den englischen Pop-Art-Künstler Richard Hamilton inspirierte 1965 der HG 1 zu einem Still-Life in Form einer Fotoübermalung in der Serie seiner 'Braun Bilder'.

 

Toaster Automatic HT 2, 1963

 

(Entwurf 1962)

Material schwarzer Kunststoff, verchromtes

Metall poliert und alternativ geriffeltes Aluminium.

Höhe 14,3 cm, Breite 31,7 cm, Tiefe 6 cm.

Gewicht 1,7 kg.

Preis DM 59,--.

 

Der HT 2, als Weiterentwicklung des HT 1 nahm dessen klare schlichte Linienführung unverändert auf. Er war mit einem neuartigen Temperaturfühler ausgestattet, der entsprechend dem gewünschten Bräunungsgrad eine automatische Auswurfmechanik auslöste. Die Einstellung erfolgte über einen seitlich angebrachten formal und optisch augenfällig gestalteten Symbolregler.

 

Als spätere Variante wurde der Toaster mit Seitenteilen aus mattstrukturierten Aluminiumblechen angeboten. Dadurch verlor er etwas von seiner ursprünglichen Eleganz. Als Zubehör zum HT 2 gab es eine Toastzange.

 

Dem englischen Pop-Art-Künstler Richard Hamilton stand 1968 der Toaster HT 2 Modell für eine Farblithografie. „Ich brauche sie", sagte Hamilton von Braun Produkten. „Ich liebe sie, sie befriedigen meinen Körper und meine Seele". In der Ausgabe 29 der Zeitschrift 'Design+Design' erschien dazu ein Beitrag von Hans Irrek unter dem Titel 'Die Braun Arbeiten Richard Hamilton 1965—1980'.

 

Haartrockner HLD 2, 1964

 

(Entwurf 1963)

Material schwarzer bzw. weißer Kunststoff und eloxiertes Aluminium.

Höhe 4,5 cm, Breite 13 cm, Tiefe 9 cm.

Gewicht 0,35 kg.

Preis DM 45,--.

 

Der HLD 2 war der erste Haartrockner mit Tangential-Lüfterwalze, einem Querstromgebläse nach dem System Laing-Eck. Braun gehörte zu den ersten Unternehmen, die dieses Gebläse für Heizlüfter 1959 beim H 1/11 und beim HLD 2 einsetzte.

 

Reinhold Weiss beschränkte sich, wie bei allen von ihm gestalteten Geräten auf ein Minimum an Material- und Farbkombinationen und erreichte dadurch zeitlose Gültigkeit. Die Form folgte dem technischen Aufbau und der Funktion. Die Stärke des Gehäuses wurde vom Durchmesser der Lüfterwalze bestimmt. Die Abstände und Zahl der Luftschlitze setzte sich im Auslaßgitter der Blende fort.

 

Das Bemühen von Reinhold Weiss möglichst rationelle Fertigungsmethoden durch Standardisierung, Reduzierung der Bauteile und leichte Montage zu erzielen wurde am Beispiel des HLD 2 besonders deutlich. Das Gehäuse wurde mit nur einer einzigen Schraube an der tiefgezogenen Metallblende montiert. Alle weiteren Teile wurden eingehakt und zusammengesteckt.

 

Der nur 350 Gramm leichte Haartrockner lag senkrecht, waagerecht und schräg gleichgut und sicher in der Hand. Es gab den HLD 2 in einer dunkelgrauen Box mit Druckknopfverschluß oder wahlweise mit schwarzem Kunststoff- Reiseetui. Eine Trockenhaube mit Ständer stand als Zubehör zur Verfügung.

 

Bei einer Leistungsaufnahme von 350 Watt erzeugte der HLD 2 durch die Tangential- Lüfterwalze einen gleichmäßigen Luftstrom ohne Wirbel. Der HLD 2 konnte nur mit 220 Volt betrieben werden, als HLD 231 war er umschaltbar auf 110 Volt. Es gab jeweils zwei Ausführungen in Schwarz und Weiß. Der weiße HLD 21 (Entwurf 1963) wurde 1965 als Version für weibliche Kunden eingeführt.

 

Die Bauart des HLD 2 war Vorbild für viele ähnliche Geräte der Wettbewerber. Der von Reinhold Weiss und Dieter Rams gestaltete Heizlüfter H 7 hatte ebenfalls eine sehr enge formale Verwandtschaft mit dem HLD 2.

 

 

Quelle:
Staeffler, G.: Braun Design by Reinhold Weiss Teil 2. In: Design+Design 49, Hamburg September-November 1999, 7-11

powered by webEdition CMS