Hartmut Jatzke-Wigand
 

Guenter Staeffler

Reinhold Weiss: Design-Studien für Braun


Reinhold Weiss war von 1959 bis 1967 bei der Braun AG als Designer tätig. Er gestaltete ein Reihe von Braun Klassikern und entwickelte Designstudien die in ihrer Konzeption zum Teil ihrer Zeit weit voraus waren.

 

Durch die enge Zusammenarbeit in dem damals kleinen Braun Design-Team fand ein gegenseitiger Austausch von Ideen statt, der zu innovativen Entwicklungen in Form und Funktion führte. Geprägt durch die Philosophie der Hochschule für Gestaltung in Ulm gab Reinhold Weiss durch seine Arbeiten Impulse die sich teilweise erst in später realisierten Braun Produkten wiederfinden. Kennzeichnend sind dabei seine Maximen: ästhetischer Anspruch, ergomische Formgebung, wirtschaftliche Fertigung und Schaffung einer unternehmenstypischen Produktidentität.

 

Dosenöffner

 

Reinhold Weiss entwickelte bereits in den 60er Jahren einen kompakten wandmontierten Dosenöffner. Das daraus abgeleitete Standgerät DS 1 von Dieter Rams und Jürgen Greubel wurde erst 1972 in Spanien gefertigt.

 

Elektropfanne Multitherm HMT 1

 

Bei den Entwürfen von Reinhold Weiss standen im Konsens zur Form gleichermassen ergonomische und haptische Überlegungen im Mittelpunkt. Die Studien für die Elektropfanne verdeutlichen zusätzlich das Bestreben eine erkennbare Identität bei Gerätefamilien für den Haushaltsbereich durch gleiche Grundformen, Farben, Materialien und Bedienungselemente zu erreichen. So entsprach bei den Entwürfen das Display des Reglermoduls dem des Toasters HT 2.

 

Stabmixer M 1

 

Das ergonomisch gestaltete Rührgerät sollte durch einen aufsteckbaren Pürierzusatz und eine Kaffemühle universell genutzt werden. Diese Systemgedanken, die Grundlage bei fast allen Entwürfen von Reinhold Weiss waren, hat Braun bei den Stabmixern erst viele Jahre später realisiert.

 

Kleinküchengerät

 

Der Alternativentwurf zur Küchenmaschine KM 2 von Dieter Rams und Richard Fischer war ebenfalls als Baukasten konzipiert. Über ein Stecksystem konnten die einzelnen Komponenten für unterschiedliche Funktionen eingesetzt werden. Das Motorteil diente als Rührquirl und als Antriebsteil für eine universelle Küchenmaschine mit Rührschüssel, Schnitzelwerk, Fleischwolf und Mixer.

 

Warmhalteplatte HW 1

 

Beim Entwurf dieses auf schlichte, flächige Elemente reduzierten Tischgerätes findet sich in allen Details der „Rechte Winkel von Ulm" wieder. Die Aufsicht erinnert an die Silhuette der von Reinhold Weiss gestalteten Toaster HT 1 und HT 2.

 

Heizlüfter

 

Bei den Entwürfen für den als Nachfolgegerät für den H 1/H 2 geplanten Heizlüfter H 7 ist die Affinität zumTischlüfter HL 1 unverkennbar. Zusätzlich gestaltete Reinhold Weiss noch weitere Varianten als Standgerät, zur Wandaufhängung und zur beweglichen Befestigung auf einem Stativ.

 

Taschenlampen

 

Basierend auf dem Prinzip der Dynamo- Taschenlampe DT 1 von Hans Gugelot und Hans Sukopp gestaltete Reinhold Weiss eine Variante für den handbetriebenen Lichtspender (obere Abbildung).

 

Ebenso wie die Vorentwürfe für die Akkutaschenlampe NC (untere Abbildung) hatten die Taschenlampen im Sinne der Braun Produktidentität eine enge formale Verwandtschaft mit den Rasiergeräten.

 

Tischuhren

 

Die Tischuhren mit Digitalanzeige im Plättchen- Prinzip waren Vorentwürfe zu der 1972 produzierten Tischuhr Phase 2 von Dietrich Lubs. Die plakativen Ziffern hatte Gino Valle bereits 1963 bei der Solari-Tischuhr 'Cifra 3' als signifikantes Gestaltungselement eingesetzt. Reinhold Weiss entwickelte Varianten als Kompaktuhr, wahlweise mit Datums- oder Weckzeitanzeige sowie als additive Module für Ortszeit-, Weltzeit- und Datumsanzeige.

 

Reinhold Weiss, geboren am 10. Mai 1934 in Stuttgart, besuchte die Freie Walldorfschule Stuttgart der Rudolf-Steiner-Schule und lernte Tischler bei der Möbelfabrik Erwin Behr (heute Behr International). Beim Architekturbüro Steim+Mühleisen in Stuttgart absolvierte er ein zweijähriges Architektur-Praktikum.

 

Von 1955 bis 1959 studierte er an der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm bei Hans Gugelot und schloss mit dem Diplom der HfG Ulm ab.

 

Von 1959 bis 1967 war er als erster von insgesamt nur zwei 'Ulmer' Absolventen in der Braun Design- Abteilung tätig (1960 kam von der HfG Ulm noch Richard Fischer hinzu). Von 1962 bis zu seinem Ausscheiden bei Braun war Reinhold Weiss stellvertretender Abteilungsleiter.

 

1967 ging er in die USA als Executive-Designer zu Unimark International, eine der damals grössten Design-Firmen weltweit. Dort war Reinhold Weiss als Vice President der Abteilung Produkt-Design bis 1970 tätig. Anschliessend gründete er sein eigenes Design-Studio in Chicago. Zusätzlich war er 1989 für zwei Jahre Vice President für Design und Corporate Identity bei der Proton Corporation in Los Angeles und Taipei.

 

Reinhold Weiss lebt und arbeitet in Chicago-Evanston, Illinois, USA.

 

 

Quelle:
Staeffler, G.: Reinhold Weiss Design Studien für Braun. In: Design+Design 52, Hamburg Juni-August 2000, 12-15

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