Hartmut Jatzke-Wigand
 

Günter Staeffler

Die Braun audio Teil 2


Im ersten Teil des Beitrags (Braun+Design 12) wurden die audio-Geräte vom audio 1 bis zum audio 310 vorgestellt. Nun folgen die Geräte bis zum Ende der audio-Ära mit dem audio-System 4000.

 

Diese Teilung wurde gewählt, da Braun nach dem audio 310 im Jahre 1973 die bis dahin realisierte, streng kubische Formgebung verlassen hat. Mit dem cockpit 250 und dem audio 308 wurden für die Gehäuseteile erstmals Kunststoffe verwendet, die andere Formen mit Rundungen und Schrägen verlangten.

 

Eine generelle Klassifizierung der audio ist im Teil II nicht mehr möglich. Materialien, Formen und Abmessungen sind bei den Geräten sehr unterschiedlich. Gemeinsamkeiten sind die Kompaktbauweise (Receiver und Plattenspieler in einem Gerät), die obenliegenden Bedienungselemente und die Abdeckhauben aus transparenten Kunststoffen.

 

cockpit 250 und cockpit 260 (TC 30)

 

HiFi-Stereo-Steuergeräte mit Plattenspieler bzw. Plattenspieler mit Wechselautomatik.

Die cockpit-Geräte waren ein Nebenzweig der audio-Entwicklung. Sie wurden 1970 auf der HiFi-Ausstellung in Düsseldorf vorgestellt und als "Musikgeräte der jungen Generation" bezeichnet.

 

Das Konzept hatte zum Ziel, ein mobileres, jugendlich wirkendes Gerät anzubieten, das im Preis relativ niedrig sein sollte, ohne die HiFi-Mindestanforderungen zu unterschreiten. Die ursprünglich beabsichtigte Mobilität ließ sich jedoch nicht voll realisieren. Ein kofferartiger Vorentwurf mit integriertem Griff wurde wegen der hohen Empfindlichkeit des HiFi-Plattenspielers beim Transport aufgegeben.

 

Erstmals waren bei einem HiFi-Gerät alle Gehäuseteile aus Kunststoff gefertigt. Der Werkstoff erforderte Rundungen und Schrägen, wie sie bis zu diesem Zeitpunkt bei Braun-HiFi-Geräten nicht üblich waren. Das schräge Skalenfeld sicherte eine bessere Ablesbarkeit.

 

Es gab Ausführungen mit lichtgrauem Unterteil und schwarzer Abdeckplatte und mit rotem Unterteil und schwarzer Abdeckplatte. Die rote Version dürfte eine Auflage des Marketing gewesen sein im Hinblick auf jugendliche Käufer.

 

Folgende cockpit-Ausführungen wurden angeboten:

 

cockpit 250 S, Steuergerät für UKW, MW und LW. cockpit 250 SK, Steuergerät für UKW, MW und KW. Ausgangsleistung jeweils 2 x 15 W Sinus und 2 x 25 W Musik. Plattenspielerchassis P 250 x mit 45 und 33 U/min.

 

cockpit 250 W in der Ausstattung wie 250 S und cockpit 250 WK in der Ausstattung wie 250 SK, jedoch mit Plattenspielerchassis P 280 x mit Wechselautomatik und 16, 33, 45 und 78 U/min. Bei diesen Varianten wirkte der Plattenspieler sehr klobig.

 

Die Abmessungen: 57 cm breit, 21 cm hoch (mit Plattenwechsler 23 cm) und 35 cm tief. Die Farben: lichtgrau/schwarz und rot/schwarz. Die Preise: für die Ausführung mit normalem Plattenspieler DM 1298,-- und für die Ausführung mit Wechselautomatik DM 1398,--.

 

cockpit 260

 

HiFi-Stereo-Steuergerät mit Plattenspielerchassis P 250 x .

Bereits 1972 wurde das cockpit 250 durch die Ausführung cockpit 260 abgelöst. Die Ausstattung und Abmessungen waren identisch. Das cockpit 260 S war für UKW, MW und LW, das cockpit 260 SK für UKW, MW und KW . Ausgangsleistung 2 x 20 W Sinus und 2 x 30 W Musik. Farben: weiß/schwarz und rot/schwarz.

 

Das Gehäuseunterteil trug die Beschriftung cockpit 260. In den Gehäuserand war eine rote Kontroll-Leuchte integriert, und seitlich wurde eine Buchse für Kopfhöreranschluß angebracht. Ausführungen mit Plattenwechsler gab es nicht. Der Plattenteller ist nicht mehr schwarz wie beim cockpit 250, sondern aluminiumfarben.

 

Als Ergänzung zu den cockpit-Geräten gab es die Lautsprecherboxen L 260 aus Kunststoff (Korpus weiß, Frontfläche schwarz) mit gerundeten Oberflächen und dekorativer, materialbedingter Lochung der Frontflächen.

 

audio 308 - 8°-System

 

Unter dem Slogan "Die neue Klasse von Braun: Das 8°-System" wurde 1973 die Serie audio 308 vorgestellt. Charakteristisch für das Programm waren die Kunststoff-Schalen-Bauweise und das zum Benutzer schräg geneigte Bedienungsfeld. Die Höhe des Gehäuses war durch die Abmessungen des Netz-Trafos im hinteren Teil vorgegeben. Damit das Gerät flach wirkte, wurde die Oberseite nach vorne abgesenkt . Die sich so ergebende 8° Schräge war formale Grundlage für die neue audio-Generation, bestehend aus audio 308, audio 308 S, regie 308, Plattenspieler PS 358, Plattenwechsler PS 458 und die Lautsprecherboxen L 308.

 

audio 308

 

HiFi-Stereo -Kompaktger ät mit Plattenspielerchassis P 350 x.

Das audio 308 enthielt einen Receiver für UKW, KW, MW und LW sowie das halbautomatische Plattenspielerchassis P 350 x. Ausgangsleistung: 2 x 26 W Sinus und 2 x 39 W Musik.

 

Die übersichtlich angeordneten Bedienungselemente umfaßten Schiebesteller, Funktions-, Bereichs- und erstmals auch Stationswahltasten sowie eine flache Scheibe mit Tastmulden im Bedienungsknopf zur leichteren Sendereinstellung.

 

Das großformatige Gerät (80 cm breit, 17 cm hoch, 36 cm tief) hatte ein Gehäuseunterteil aus glasfaserverstärktem Polystyrol in weiß. Das Gehäuseoberteil, ebenfalls aus Polystyrol, war zum Ausgleich der Fließnähte mit Fließnahtliquid schwarz lackiert. Deckel aus transparentem Kunststoff. Der Preis: ca. 1.600,--.

 

audio 308 S

 

HiFi-Stereo-Kompaktgerät mit Plattenspielerchassis P 350 x.

Ausführung wie audio 308, jedoch mit einer Ausgangsleistung von 2 x 30 W Sinus und 2 x 44 W Musik sowie einem anderen Tonabnehmersystem.

 

Das audio 308 S gab es mit schwarzem Gehäuseunterteil und schwarzem Oberteil. Als Sonderausführung (begrenzte Stückzahl) wurde eine Version mit schwarzem Gehäuseunterteil und aluminiumfarbenem Oberteil hergestellt. Der Plattenspieler hatte einen schwarzen Plattenteller und schwarzen Tonarm. Der Verkauf erfolgte nur im Set im zwei Lautsprecherboxen L 320 .

 

regie 308

 

HiFi-Stereo-Receiver.

Der regie 308 war eine Kombination des Rundfunk- und Verstärkerteils aus dem audio 308. Das Gehäuseunterteil war weiß, die Abdeckplatte schwarz, der Deckel aus transparentem Kunststoff.

 

Ähnlich wie das TS 45 konnte der regie 308 an der Wand aufgehängt werden. In Verbindung mit den Lautsprecherboxen L 308 ergab sich eine interessante Phono-Kombination.

Der regie 308 hatte die Abmessungen 46 cm breit, 17 cm hoch und 36 cm tief. Der Preis: ca. DM 1.300,--.

 

audio 400

 

HiFi-Stereo-Kompaktgerät mit Plattenspielerchassis P 450 x.

Parallel zur audio 308-Serie wurde mit größerem technischem Aufwand und entsprechenden Leistungsdaten das audio 400 entwickelt. Es war in Konzeption und Technik eng mit dem audio 308 verwandt. Auch hier hatte Braun den damaligem Trend entsprechend bedienungsunfreundliche Schieberegler verwendet, die auf einer pultartigen Schräge plaziert waren.

 

Das Steuergerät mit Verstärker und Rundfunkteil für UKW, MW, KW und LW war kombiniert mit dem Plattenspielerchassis P 450 x. Dieser Plattenspieler hatte im Gegensatz zum audio 308 Seine automatische Tonarmsteuerung. Die Ausgangsleistung: 2 x 30 W Sinus und 2 x 45 W Musik.

 

Das Gehäuseunterteil war aus geschäumten Polystyrol, Gehäuseoberteil ebenfalls aus Polystyrol, mattschwarz lackiert. Die Abmessungen: 77 cm breit, 36 cm tief und 17 cm hoch. Der Deckel war aus transparentem Kunststoff. Der Preis lag bei DM 1.800,--.

 

audio 400 S

 

HiFi-Stereo-Kompaktanlage mit Plattenspielerchassis P 450 x .

Ausführung wie audio 400, jedoch mit höherer Ausgangsleistung von 2 x 40 W Sinus und 2 x 50 W Musik. Es gab eine weitere Ausführung mit der Leistung 2 x 45 W Sinus und 2 x 60 W Musik.

 

audio-system 4000

 

1977 wurden mit dem audio-system 4000 die letzten Geräte der audio-Serie, deren typisches Kennzeichen die obenliegende Anordnung des Bedienungsfeldes war, gebaut. Drei Grundbausteine wurden zu Kompaktgeräten kombiniert: Empfänger-Verstärker, Plattenspieler und Cassettendeck.

 

Die Gehäuse bestanden aus Strangprofilen, die seitlich durch Kunststoffteile geschlossen wurden. So konnten aus gleichartigen Elementen Kombinationen geschaffen werden. Eine formal interessante und auch rationelle Bauform.

Eine Vielzahl der Bedienungsfunktionen erfolgte über Sensortasten.

 

audio-system P 4000

 

HiFi-Stereo-Phono-Kompaktgerät mit Plattenspielerchassis P 550 SX.

Das audio-system P 4000 war ebenfalls eine Zweierkombination. Sie bestand aus Receiver und Plattenspieler. Das Rundfunkteil für UKW, LW, MW und KW hatte sechs Sensor-Stationsspeicher für UKW mit LED-Kennung. Der Verstärker hatte eine Ausgangsleistung von 2 x 40 W Sinus und 2 x 60 W Musik. Das Gehäuse war aus Stahlblech, anthrazitschwarz beschichtet, der Deckel aus getöntem transparenten Kunststoff: Die Maße: 70 cm breit, 12 cm hoch und 36 cm tief.

 

audio-system C 4000

 

HiFi-Stereo-Cassetten-Kompaktgerät.

Ausführung bei Empfänger und Verstärker wie P 4000, kombiniert mit Cassetten-Recorder- Chassis TC 550 X. Die Maße: 58,5 cm breit, 12 cm hoch und 34 cm tief .

 

audio-system PC 4000

 

HiFi-Stereo-Phono-Cassetten-Kompaktgerät mit Plattenspielerchassis P 550 SX.

Ausführung wie P 4000, jedoch mit zusätzlichem Cassetten-Recorder-Chassis TC 550 X. Die Abmessungen: 87 cm breit, 12 cm hoch und 34 cm tief. Ein sehr großes Gerät mit einem Gewicht von 21 kg.

 

Als Zubehör gab es einen Systemwagen, ein Kompaktmöbel zum Aufstellen der Anlage audio-system PC 4000, mit Schallplattenfach und weiteren Ablagefächern.

 

Hinweise für Sammler

 

Als Bestandteile einer Sammlung sind die Gerätecockpit 250 S/SK und der regie 308 mit den Lautsprecherboxen L 308 interessant. Das audio P 4000 oder das audio PC 4000 sind sehr ästhetische Kompaktanlagen, die das audio-Spektrum abrunden.

 

Auch die jüngeren audio-Geräte erhielten zahlreiche nationale und internationale Design-Auszeichnungen und wurden durchweg mit ausgezeichneten Noten für ihre technische Qualität bewertet.

 

Mit dem audio-system 4000 wurde die letzten Geräte der audio-Klasse, basierend auf dem HfG-Konzept von Hans Gugelot und Herbert Lindinger hergestellt. Die Entwicklung der Rundfunktechnik erlaubte neue konzeptionelle und formale Lösungen, die Braun 1978 mit dem Programm der Integral- Bausteine vorstellte.

 

Text und Gestaltung: Günter Staeffler

Fotos: Braun AG, Jo Klatt (2)

 

 

Quelle:
Staeffler, G.: Die Braun audio Teil 2. In: Braun+Design 14, Hamburg September 1989, 14-28

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