Hartmut Jatzke-Wigand
 

Guenter Staeffler

Das Gesamtprogramm der Braun Nizo Filmprojektoren


Braun erwarb 1962 den renommierten Hersteller von Schmalfilmgeräten Niezoldi + Krämer in München. Das 1925 gegründete Unternehmen hatte wesentlichen Anteil an der Entwicklung des Schmalfilmgerätebaues. Unter der Führung von Braun gelangte die bereits hervorragend angesehene Marke 'Nizo' schnell zu Weltruhm. Durch gezielte Diversikation wurde eine breite Schmalfilm- Produktpalette aufgebaut. Braun Designer gaben den Filmkameras und Filmprojektoren ein homogenes und unverwechselbares Aussehen mit klarem Bezug zur Familie der Braun Geräte. Vor allem die funktionell gestalteten silberfarbigen Schmalfilmkameras waren weltweit Maßstab für technisch hochwertigen Kamerabau. Ende 1981 übernahm den gesamten Fotobereich mit der Nizo Filmgeräte- und Braun Blitzlichtgeräte-Produktion die Robert Bosch GmbH. Aufgrund veränderter Technologien bestand nach kurzer Zeit kein Markt mehr für die Schmalfilmtechnik. Damit endete auch die Produktion der technisch herausragenden und vielfach für ihr Design ausgezeichneten Braun Nizo Geräte. Die Braun Nizo Filmkameras wurden ausführlich in Design+Design 10, 11 und 13 beschrieben. In diesem Beitrag stellen wir die Braun Nizo Filmprojektoren vor. Bei Braun Nizo wurden nur der FP 1, der FP 1 S und die Visacustic Tonfilmprojektoren gefertigt. Alle anderen Geräte, ebenfalls gestaltet im unverkennbaren Braun Design, fertigte das Dia- und Overhead-Projektorenwerk Ed. Liesegang in Düsseldorf. Einige der Modelle verkaufte Liesegang nur leicht modifiziert auch unter eigenem Namen.

 

Nizo Filmprojektor FP 1, 1964 und FP1S, 1965

 

1964 brachte Nizo unter der Regie von Braun komplett neugestaltete Filmprojektoren auf den Markt. Der funktionsgerechte Aufbau des FP 1, die klare, ausgewogene Form und die Farbgebung in hellgrau und aluminium sind signifikant für das Design von Braun. Der FP1 ist für Doppelachtfilm, der FP1S für Superachtfilm. Äusserlich unterscheiden sich die Projektoren lediglich durch die Modellbezeichnung und bei genauer Betrachtung durch die wesentlich dickeren Spulenachsen. Technisch ist der FP 1 S ein neuer Projektor mit grösserer Kondensorlinse, stärkerer Kühlung, geänderter Filmführung und automatischer Filmeinfädelung.

 

Ausführung

FP 1, Gehäuse hellgrau, Objektiv 1,3/15 mm oder 1,4/17 mm, DM 546, mit Vario-Objektiv 15—25 mm, DM 573. FP 1 S, Gehäuse hellgrau, Objektiv 1,3/15 mm, DM 648. Tragetasche DM 24. Jod-Niedervolt-Glühlampe bzw. Halogenlampe 12 Volt, 100 Watt.

Design Dieter Rams, Robert Oberheim.

 

Braun Filmprojektor FP 3 super, 1966

 

Der FP 3 ist das Grundmodell für alle Filmprojektoren die bis 1972 gefertigt wurden. Bei der fast quadratischen Form sind die beiden Filmspulen fest an der oberen Frontseite positioniert. Nur 3 Handgriffe sind erforderlich, bis der Film läuft: Einschalten, Film in die Automatik stecken, anschliessend Objektiv scharf stellen. Der Film läuft automatisch bis zur Projektionsbereitschaft ein. Das leistungsfähige Gebläse sorgt für wirksame Kühlung, auch bei langer Projektionsdauer. Die Bedienung erfolgt durch nur einen zentralen Schaltknopf.

 

Das Gehäuse ist mit einem Weichpolster überzogen und macht einen Transportkoffer überflüssig. Ein Bildschirm für Kleinprojektionen befindet sich im Gehäusedeckel.

 

Ausführung

FP 3 super, Gehäuse alufarben/anthrazit, Objektiv 1,3/20 mm, DM 448. Halogenlampe 12 Volt, 100 Watt.

Design Robert Oberheim.

 

Braun Filmprojektor FP 5, 1969

 

Der Super-8-Projektor FP 5 ist eine Weiterentwicklung des FP 3. Die beiden Projektoren unterscheiden sich äusserlich durch die Beschriftung, den linken unteren Bedienungsknopf, die Kühlschlitze bei der mittleren Abdeckung und durch das Objektiv. Bei der Filmvorführung werden Bewegungsstudien durch beliebig lange Einzelbildprojektionen oder durch die Wiedergabe im Rückwärtsgang möglich.

 

Wie beim FP 3 befindet sich ein Bildschirm im Gehäusedeckel. Über das Kupplungsgerät Volland Synton 8 kann ein Tonbandgerät zur bildgenauen Tonsynchronisation parallel geschaltet werden.

 

Ausführung

FP 5, Gehäuse alufarben/anthrazit, Vario- Objektiv 1,4/17—30 mm, DM 498. Halogenlampe 12 Volt, 100 Watt. Design Robert Oberheim.

 

Braun Filmprojektor FP 7, 1971

 

Mit dem FP 7 setzt Braun die bewährte Projektorenreihe fort. Die Form und die Bedienungsanordnung bleiben unverändert. Analog dem Farbtrend bei technischen Geräten wird das Gehäuse nun schwarz. Der Drehschalter, über den das Laufwerk und die Lampe geschaltet werden, erhält die grüne Farbe des Schalters der Küchenmaschine KM 32. Im Deckel befinden sich eine kleine Projektionsleinwand und ein Fach für das Kabel.

 

Das praktische Koffergerät ist bereits serienmässig für die Filmvertonung im Zweibandverfahren (Filmstreifen und Tonband) mit dem Steuergerät Synton FP vorbereitet.

 

Ausführung FP 7, Gehäuse schwarz, Vario-Objektiv 1,3/17—30 mm, DM 750. Halogenlampe 12 Volt,100 Watt. Design Robert Oberheim.

 

Braun Filmprojektor FP 8, 1971/72

 

Optisch unterscheidet sich der FP 8 vom FP 7 durch die Beschriftung, die grössere Zahl der Schlitze in der Projektionslampen- Abdeckung und durch das Objektiv. Die Ausstattung mit einer besonders kleinen Kaltlichtspiegel- Halogenlampe machte ihn seinerzeit zu einem der bildhellsten Super-8- Projektoren. Sonstige Ausstattung wie FP 7.

 

Ausführung

FP 8, Gehäuse schwarz, Vario-Objektiv 1,3/16,5—30 mm, DM 800. Halogen- Kaltlichtspiegellampe 12 Volt,100 Watt

Design Robert Oberheim.

 

Braun Synton FP, 1973

 

Das Steuergerät Synton FP ermöglicht in Verbindung mit einem Tonbandgerät die Filmvertonung im Zweibandverfahren (Filmstreifen und Tonband). Durch einen Taktgeber wird automatisch zu jedem vierten durch den Projektor laufenden Filmbild ein Steuerimpuls auf das Tonband gegeben. Der FP 7 oder FP 8 wird so zu einem Tonprojektor. Die Abmessungen und die Gestaltung des Synton FP sind auf die beiden Projektoren abgestimmt. Das Gerät kostete DM 498.

Design Robert Oberheim.

 

Braun Filmprojektor FP 30, 1972

 

Mit den Projektoren FP 30, FP 25 und FP 35 wurde eine neue, formal identische, jedoch in den Funktionen unterschiedliche Geräteserie entwickelt. Die neu gestalteten Gehäuse sind soft gerundet und haben eine einteilige Bedienungsfront.

 

Der FP 30 ist mit einer Schnellrückspulung zur Wiederholung von Filmszenen, einem Zeitlupengang (dreifache Projektionszeit- Dehnung) und einem Spannungsumschalter ausgestattet. Ein Neuheit ist das Unterdruck- Kühlsystem, das nicht nur den Filmkanal und das Lampenhaus, sondern den gesamten Projektor ventiliert. Das Kunststoffgehäuse des FP 30 ist vorne aluminiumfarbig und rückseitig dunkelgrau.

 

Ausführung

FP 30, Gehäuse alufarben/dunkelgrau, Vario-Objektiv 1,3/16,5—30 mm, DM 398 einschliesslich Tragetasche. Halogenlampe 12 Volt,100 Watt.

Design Robert Oberheim.

 

Braun Filmprojektor FP 35 und FP 35 spezial, 1973

Die beiden Projektoren sind formgleich mit dem FP 30, haben jedoch ein schwarzes Gehäuse und unterscheiden sich untereinander nur marginal. Der FP 35 ist ausgestattet wie der FP 30. Der FP 35 spezial hat keine Schalterstellung zur Filmszenen-Wiederholung und keine Umschaltmöglichkeit der Stromspannung.

 

Ausführung

FP 35, Gehäuse schwarz, Vario-Objektiv 1,3/16,5—30 mm, DM 429. FP 35 sezial, Gehäuse schwarz, Vario-Objektiv 1,5/16,5—30 mm, DM 459. Halogenlampe 12 Volt, 100 Watt.

Design Robert Oberheim.

 

Braun Filmprojektor FP 25, 1972

Der als Kompaktprojektor bezeichnete FP 25 ist die einfachere Alternative zu den bisher angebotenen Braun Projektoren. Das schwarze Gehäuse ist komplett aus Kunststoff gefertigt und die Funktionen sind reduziert auf Vorlauf (Projektion) und Rückspulung.

 

Ausführung

FP 25, Gehäuse schwarz, Vario-Objektiv 1,5/16,5—30 mm, DM 398. Halogenlampe 12 Volt,100 Watt.

Design Robert Oberheim.

 

Braun Visacustic 1000 stereo, 1976 Visacustic 100 multiplay, 1977 Visacustic 2000 digital, 1979

Mit den Visacustic-Projektoren brachte Braun neue, in Technik und Design richtungsweisende Geräte für die Tonfilmwiedergabe auf den Markt. Als erster Projektor wurde 1976 der Visacustic 1000 stereo angeboten, dann folgte ein Jahr später der technisch einfachere Visacustic 100 multiplay und 1979, als letzter Braun Projektor der Visacustic 2000 digital.

 

Die Visacustic-Geräte verbinden die Eigenschaften eines Tonbandgerätes für gehobene Ansprüche mit denen eines Hochleistungsprojektors. Trotz ihrer grosszügigen Ausstattung sind die Geräte leicht überall hin mitzunehmen. Ihre Kompaktheit und das klare Design erlauben auch die Projektoren an einen festen Platz in ein offenes Regal zu stellen um sie als eigenständiger Stereoverstärker, zum Beispiel für ein Tonbandgerät oder Cassettendeck einzusetzen.

 

Die Projektoren sind anthrazitschwarz. Die Konstruktion besteht aus einem massiven Alu-Druckguss-Rahmen mit aufgesetzten Kunststoffschalen.

 

Zur Grundausstattung des Visacustic 1000 und 2000 gehört eine Lautsprecherbox auf die der Projektor zum Transport gesetzt wird (Gewicht insgesamt 11,4 kg). Für diese Geräteeinheit steht eine passende Schutzhülle und wahlweise ein Aluminium-Transportkoffer zur Verfügung.

 

Zur seperaten Wiedergabe des zweiten Tonkanals gibt es als Zubehör eine weitere Lautsprecherbox, geeignet für die 2 x 20 Watt Musikleistung der Stereo-Verstärker. Der Visacustic 100 besitzt einen eingebauten Kontroll- Lautsprecher und eine Verstärkerleistung von 1 x 20 Watt. Damit kann eine separate Lautsprecherbox betrieben werden. Die Boxen haben an der Unterseite eine Minileinwand. Alle Projektoren verfügen über ein Flutlicht- Bedienungsbord.

 

Ausführung

Alle Modelle sind anthrazitschwarz. Visacustic 1000 stereo, Vario-Objektiv 1,1/14,5—26 mm, DM 1398 mit einem Lautsprecher. Halogen- Kaltspiegellampe 15 Volt, 150 Watt. Visacustic 2000 digital, Vario-Objektiv 1,1/11—30 mm, DM 2198 mit einem Lautsprecher. Halogen- Kaltlichtspiegellampe 15 Volt,150 Watt. Visacustic 100 multiplay, Vario-Objektiv 1,2/16,5— 30 mm, DM 998 ohne Zusatzlautsprecher. Halogen-Kaltlichtspiegellampe 12 Volt,100 Watt.

Design Peter Hartwein.

 

Braun Visacustic Steuergerät, 1976

 

Das speziell für die Braun Tonfilmprojektoren Visacustic entwickelte vollelektronische Steuergerät dient der bandsynchronen Tonüberspielung zwischen Tonband- oder Tonkassettengerät und Filmpiste durch Impulse. Zur bildsynchronen Tonaufnahme kann auch die entsprechend ausgestattete Nizo Kamera die Impulse liefern. Diese wirken wie elektrische Perforationslöcher des Tonbandes und steuern damit den Projektor. Eine Leuchtdioden- Digitalanzeige zählt wahlweise Filmbilder oder Impulse. Der Preis DM 998.

Design Peter Hartwein.

 

Hinweise für Sammler

 

Wer sich beschränken will, wählt als einen der schönsten Filmprojektoren den Nizo FP1. Das Problem dabei ist, dass sich bei fast allen Geräten aufgrund der Alterung die Antriebs- Zahnriemen aufgelöst haben. Schöne weitere Geräte für eine Sammlung sind der FP 3 oder FP 5, der FP 30 oder FP 35 super und als technische Besonderheit der Visacustic 1000 oder 2000. Damit ist unter formalen Gesichtspunkten die gesamte Filmprojektorenpalette präsent, da sich die anderen Geräte optisch kaum unterscheiden.

 

 

Quelle:
Staeffler, G.: Das Gesamtprogramm der Braun Nizo Filmprojektoren. In: Design+Design 73, September-November 2005, 4-10

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