Bis Anfang der 1960er Jahre waren Lüfter meist großdimensioniert und hatten ein Radialgebläse mit Flügeln. Doch dann entwickelte Reinhold Weiss 1960 bei Braun den Tischlüfter HL 1, ein ausgesprochen elegantes, zu seiner Zeit bahnbrechendes Gerät mit querliegendem Tangentialgebläse nach dem Laing- Eck-Prinzip. Für dieses Lüfterkonzept gab es kein Vorbild.
Der höchst zweckmäßig gestaltete Tischlüfter folgte im Aufbau einfachsten geometrischen Gesetzen. Die klare Trennung von statischen und beweglichen Teilen war dennoch in einer Gesamtform zusammengezogen. Der zylindrische Ventilator folgte der Bauform des Motors mit dessen kreisrundem Stator. Mit einer in der Bodenplatte angebrachten Halterung konnte man den HL 1 auch an der Wand befestigen. Die Aufhängung des Motorgehäuses mit der Tangentialwalze und der Acrylglasabdeckung an dem dazwischen montierten Ständer ermöglichte die Richtungsverstellung des Luftstromes. Bedienungsfreundlich ist der 2-stufige Schalter in das Motorgehäuse eingefügt. Der HL 1 wurde von einem 220-Volt- Motor angetrieben, war besonders laufruhig und hatte einen hohen Wirkungsgrad. Das Gerät besitzt haptischen Anreiz und entbehrt nicht eines gewissen Spielwertes.
Die New York Tribune schrieb Anfang der 1960er Jahre: Der Braun Tischlüfter ist kompakt, fast streng in der Linie, ohne überflüssige Details und mit unendlicher Präzision gefertigt. Hans Wichmann bezeichnete den HL 1 „als eine Design-Pretiose von kleinplastischer Durcharbeitung".
Eine besondere Premiere hatte der HL 1 anlässlich der Kennedy-Rede1963 in der Frankfurter Paulskirche. Für die Rundfunk- und Fernsehübertragung musste ein Kühlluftgerät für das Rednerpult gefunden werden, dessen Motor- und Luftgeräusch die Mikrofone nicht im geringsten störte. Nach genauen Geräuschmessungen entschieden sich die Tech-niker für den kleinen Braun Tischlüfter HL 1 'Multiwind'.
Ab 1961 gab es die Tischlüfter in den Ausführungen HL 1/11 in hellgrau mit lackiertem Standfuß für DM 44, später DM 49, die Luxusausführung HL121 graphit mit verchromten Standfuß für DM 64 und den Autolüfter HL 2/23 in dunkelgrau und braun. Der Autolüfter wurde auch mit dem VDO-Logo gefertigt. Design Reinhold Weiss.
Beim Nachfolgegerät, dem Tischlüfter HL 70 von 1971, übernahm Jürgen Greubel in einem Redesign das Grundkonzept des HL 1. Die Lüfterwalze mit Motor und die Halterung, beziehungsweise die Auflage sind beim HL 70 getrennt. Dadurch wird zusätzliche Mobilität bei der Nutzung erreicht. Der HL 70 kann aufliegend auf dem Acrylglasständer und davon unabhängig auch stehend betrieben werden. Im Unterschied zum HL 1 stehen die Lamellen der Walze beim HL 70 in die andere Richtung. Der Elektromotor dreht ebenfalls anders und hat nur eine Schaltstufe. Mit einem runden schwarzen Wippschalter wird geschaltet.
Die Zeitschrift 'form' schrieb zum HL 70: Als HL 1 dagewesen, 1971 redesignt und immer noch gut anzusehen. Das ist optische Langlebigkeit, die klassisches Design erklärt. Den Tischlüfter HL 70 gab es in den Farben hellgrau, gelb und schwarzbraun, mit 240-, 220- und 120-Volt-Motor. Er kostete 1971 DM 39,50. Der Autolüfter HL 70 hatte einen 12-Volt-Motor und wurde in hellgrau und schwarzbraun gefertigt. Redesign Reinhold Weiss, Jürgen Greubel.
Hinweis für Sammler
Der Braun Tischlüfter HL 1 ist international Bestandteil unzähliger Design-Sammlungen und Museumsausstellungen. Er gehört auch in jede Privat-Sammlung. Selten ist die in Spanien gefertigte Luxusausführung HL 121 in graphit, sie wurde hauptsächlich über den Werbeartikelhandel verkauft.
Quelle:
Staeffler, G.: Die Tischlüfter von Braun. In: Design+Design 87, Hamburg April-Juni 2009, 8-10