Hartmut Jatzke-Wigand
 
Günter Staeffler: Universelle Elektrokleingeräte für Haushalt und Gastronomie. Braun Stabmixer.

Günter Staeffler

Universelle Elektrokleingeräte für Haushalt und Gastronomie. Braun Stabmixer.


Als Stabmixer, Pürier- oder Mixstab werden Elektrokleingeräte für den Gebrauch in Haushalt und Gastronomie bezeichnet. Im oberen Teil der Geräte ist ein leistungsfähiger Elektromotor mit einer Drehzahl von bis zu 20.000 U/min. untergebracht. Dieser Motor treibt ein rotierendes Messer am unteren Ende des Gerätes an.

 

Der Schweizer Roger Perrinjaquet meldete 1950 eine 'tragbare Küchenmaschine', die einen Stabmixer beschreibt, zum Patent an. Das damals deutsche Unternehmen 'Esge' erwarb das Patent 1954 und brachte im folgenden Jahr den ersten Stabmixer unter dem Namen 'Bamix Stabmixer' auf den Markt. Erst später wurde die Bezeichnung 'Esge Zauberstab' eingeführt. Das Produkt war Vorbild für viele weitere Hersteller von Stabmixern. Bis heute werden in veränderter Form und in mehreren Varianten Stabmixer von dem inzwischen Schweizer Unternehmen Esge hergestellt.

 

Stabmixer eignen sich sehr gut zum Pürieren von Obst und Gemüse, zum Mixen mit Flüssigkeiten, zum Aufschlagen von Eiweiß und Milchprodukten und zum Kleinschneiden von Fleisch. Einfache Geräte haben nur eine Schaltstufe. Um einen möglichst feinen Nahrungsbrei erzeugen zu können, verfügen viele Stabmixer über mehrere Schaltstufen oder über eine stufenlose Regelung. Für höherwertige Geräte gibt es Zusatzteile und Aufsätze, mit denen sich der Pürierstab als Schneidgerät, zum Sahneschlagen und Teigrühren verwenden läßt. Auch Handrührgeräte können durch entsprechendes Zubehör die Funktionen von Stabmixern übernehmen.

 

In diesem Beitrag werden nur die Braun Stabmixer aus den Jahren 1964 bis 1995 vorgestellt. Während dieser Zeit hatten die Geräte ein signifikantes, Braun-typisches Design. Kennzeichnend ist dabei die Konzentration auf das funktionell Notwendige und das Weglassen von Nebensächlichem und Dekorativem. Bei den danach folgenden Stabmixern ist diese Designphilosophie nicht mehr so klar ausgeprägt. Die neueren Stabmixer-Serien, in ihren modischen Formen und Farben überzeugen zwar noch in Funktion und Qualität, jedoch nicht mit eigenständig klarem Design.

 

Braun erwarb 1962 den spanischen Hausgerätehersteller 'Pimer' in Esplugas de Llobregat bei Barcelona und fertigte dort unter anderem Stabmixer.

 

Der ab 1964 hergestellte Minipimer MR 2 ist noch eine Lizenzproduktion mit dem Zusatz ‚itc'. Das glatte, konische Kunststoffgehäuse ist zweigeteilt, das Unterteil hellgrau, das Oberteil anthrazit. Schaft und Schlagmesser sind aus Edelstahl, der Messerkorb ist aus Aluminium. Der im Griff liegende rote Schalter für nur eine Schaltstufe. Das Nachfolgemodell Minipimer MR 4 hat die gleiche Form, das Gehäuse ist jedoch einfarbig weiß. Die Minipimer wurden mit Kunststoffbechern, Wandhalter und verschiedenen Schneideeinsätzen als Zubehör verkauft. Die Braun itc- Stabmixer gestaltete Rolf Garnich.

 

Den Braun Minipimer MR 5 gestaltete Dieter Rams. Das Gerät hat bereits die ergonomische Grundform aller weiteren Stabmixer, die bis 1995 hergestellt wurden. Kennzeichnend ist dabei die griffgünstige Form des Gehäuses mit der Verschlankung gegenüber dem Bedienungsschalter, mit dem 2 Geschwindigkeitsstufen gewählt werden können. MR 5 und MR 51 unterscheiden sich durch die Betriebsspannung (125/220 V) und die Ausstattung beim Zubehör.

 

In den Folgejahren werden bei Braun Barcelona weitere Stabmixer hergestellt. So der Minipimer MR 62, der ab 1981 unter anderem auch in Deutschland als Stabmixer vario MR 6 verkauft wird. Der Grund, warum in Deutschland erst seit dieser Zeit intensiv Stabmixer verkauft werden, ist darin zu sehen, dass ihr Anwendungsbereich weitestgehend durch die Braun Handrührgeräte abgedeckt wurde.

 

Im Rückblick kann der MR 6 als einer der schönsten Stabmixer bezeichnet werden. Das glatte weiße Gehäuse ist formal ausgewogen und kontrastiert mit dem Führungsrohr in Edelstahl und dem Messerkorb in poliertem Aluminium. Rote Farbpunkte sind der Schaltknopf und das Braun Logo. Hinzu kommen eine Reihe technischer Besonderheiten. Die Geschwindigkeit ist stufenlos regulierbar. Eine Elektronik sorgt für Drehzahlen zwischen 800 und 20.000 U/min., die über einen obenliegenden, griffgünstigen Drehschalter eingestellt wird. Das Kabel ist schwenkbar angebracht und es gibt umfassendes Zubehör.

 

Modellvarianten sind der MR 62 mit 220 Volt und der MR 63 für 125 und 220 V, aber mit nur einer Schaltstufe ohne Drehzahlregulierung. Das Design ist von Ludwig Littmann, der auch alle weiteren Braun Stabmixer gestaltete.

 

Ein kleineres und leichteres Gerät ist der Braun Stabmixer Junior MR 30 von 1982. Er hat einen 100-Watt-Motor mit 18.000 U/min. bei 220 V. Das weiße Kunststoffgehäuse mit Druckschalter verkleidet auch das Führungsrohr und das Schlagmesser. Der Druckschalter und das Braun Logo sind rot. In Südeuropa wurde der MR 30 auch als 125-V-Gerät verkauft. Der MR 40 unterscheidet sich nur durch ein erweitertes Zubehör.

 

Durch den Einsatz noch kompakterer Elektromotoren werden die Stabmixer schlanker. Der MR 7 wurde ab 1984 auch in Deutschland verkauft. Er hat ein Kunststoffgehäuse, Führungsrohr und Schlagmesser sind wie beim MR 30 verkleidet. Über dem grünen Ein- Aus-Schalter befindet sich ein Rändelrad für die stufenlose elektronische Geschwindigkeitsregelung von 800 bis 20.000 U/min. Zur Ausstattung gehören Schneidemesser, Rührbesen, Rührbecher, Pürierstab, Schüssel, Eitrenner, Spatel, Gerätehalter und Rezeptheft. Wie alle Stabmixer, kommt er aus dem spanischen Werk Barcelona. Auf dem dortigen Markt wurde er bereits 1982 verkauft. Produktvarianten, die sich nur technisch und durch die Zuberhörausstattung unterscheiden, sind der MR 73 und MR 74.

 

Weitere, kleinere Stabmixer sind der compact MR 300, MR 300 HC/CA, Professional M, Multiquick MR 305 und MR 290. Die Geräte haben nur eine Schaltstufe bei 100 Watt Leistung und 11.000 U/min. Untereinander unterscheiden sie sich lediglich bei den Elektromotoren und beim Zubehör. Beim Multiquick 300 Professional (M) ist das Führungsrohr und der Messerkorb in Edelstahl.

 

Besonders elegant ist der Stabmixer vario set MR 700. Er ist nochmals 2 cm schmaler als der MR 300, hat eine stufenlose elektronische Geschwindigkeitsregelung von 1.000 bis 11.000 U/min. und umfangreiches Zubehör. Dazu gehören ein doppelter Schlagbesen zum Schlagen von Eiweiß und Sahne, ein Eitrenner, eine breite Schüssel und ein neuartiger 1-Liter-Meßbecher mit abnehmbarem Griff und luftdichtem Deckel.

 

Der Multiquick electronic 350 von 1992 gleicht optisch dem Stabmixer MR 300, hat jedoch einen Motor mit 3 Geschwindigkeitsstufen mit 1.000, 3.000 und 10.000 U/min. Die Einstellung erfolgt über einen oben vorne positionierten Drehschalter. Die Ausführungen MR 350 HC und CA unterscheiden sich nur beim Zubehör.

 

Mit den Stabmixern Multiquick der 500er und 550er Serie hat Braun 1995 noch universeller nutzbare Geräte entwickelt. Das Besondere ist die einfache Trennung von Antriebsteil und Schaft. Je nach Modell ist der abnehmbare Schaft aus farbbeständigem Kunststoff oder komplett aus Edelstahl (Typenbezeichnung M). Ankoppeln lassen sich außerdem der Zerkleinerer und der Schlagbesen. Die weiß/ schwarzen Stabmixer gibt es in einer ungewöhnlichen Produktvielfalt mit 200-, 300- und 350-Watt-Motoren.

 

Die Stabmixer der Typenreihe MR 500/505 sind nur einstufig mit 11.600 U/min., die der Typenreihe MR 550/555 sind stufenlos regelbar von 1.000 bis 11.600 U/min. Durch die variable Geschwindigkeitseinstellung und das austauschbare Zubehör werden die Stabmixer zu vielseitig nutzbaren Küchengeräten.

 

Damit endet der Stabmixer-Beitrag, da die nach 1995 hergestellten Geräte unter Design- Gesichtspunkten weniger interessant sind.

 

Hinweis für Sammler Bestandteil einer Sammlung sollte der Stabmixer vario MR 6, möglichst mit Zubehör sein. Dazu alternativ ein MR 7, MR 300, MR 700 oder MR 350. Für den täglichen Gebrauch eignen sich besonders der MR 500 oder MR 550, aber gleichermaßen auch alle anderen Typen.

 

 

Quelle:
Staeffler, G.: Griffprogramm von Dieter Rams. In: Braun+Design 17, Hamburg Oktober 1990, 28-30

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