Auf der Funkausstellung 1955 in Düsseldorf, stellte Braun erstmals die in Zusammenarbeit mit führenden Designern entwickelten Radio- und Phonogeräte vor. Neuartige Geräte, die von Hans Gugelot von der Hochschule für Gestaltung Ulm, Herbert Hirche und Wilhelm Wagenfeld gestaltet wurden. Den damals aufsehenerregenden Messestand, mit der Sytembezeichnung 'D 55', entwickelten Otl Aicher und Hans G. Conrad an der Hochschule für Gestaltung Ulm. Diese Form der Präsentation wurde zur Grundlage für alle weiteren Ausstellungen und teilweise auch für die Gestaltung der Braun Informationszentren. Ergänzend dazu kam ab1958 ein ebenfalls an der HfG entwickeltes Display-System für die Gestaltung von Schauräumen und Schaufenstern beim Fachhandel. Dieses Display-System wurde auch bei der Ausgestaltung der Messestände eingesetzt.
Das neue Braun Geräteprogramm, nicht nur im Radio- und Phonobereich, sondern auch bei Rasierern, Haushaltsgeräten und der Fototechnik, unterschied sich unübersehbar von anderen Wettbewerbern. Das Design, das technische Konzept und die Qualität entsprach einer gewandelten Haltung des Unternehmens. Die Kommunikation hatte die Aufgabe diese Haltung auf überzeugende Weise zu verdeutlichen und ihr auf breiter Basis ein weithin erkennbares Gesicht zu geben.
Ähnlich wie die Produktgestaltung, war auch die Kommunikation bei Braun einem Ordnungssystem unterworfen. Diese Ordnung galt durchgängig bei Ausstellungs- und Messeständen, Ladenausstattungen, Produktpräsentationen, bei Displays, der Schaufenstergestaltung und bei allen gedruckten Unterlagen, von der Gebrauchsanleitung bis zum Prospekt.
Es war 1955 und in den Jahren danach ein nonkonformistisches Verhalten von Braun, Produkte unabhängig von Zeitgeist und Mode in sachlicher Nüchternheit und Abstraktion zu präsentieren. Alles sollte Braun-typisch und auf den ersten Blick als von Braun kommend identifizierbar sein. Die konsequente und kontinuierliche Umsetzung dieses Anspruches, nicht nur national, sondern weltweit, ist auch ein wesentlicher Grund für den jahrzehntelangen Erfolg von Braun.
Das Ausstellungssystem.
Beim Ausstellungssystem handelt sich um eine demontable Konstruktion aus Stahlprofilen und Plattenelementen mit Steckverbindungen für ein Grundrissraster von 3 x 3 m. Eine Skelettkonstruktion aus 40 mm Vierkantrohren diente als Träger für die Wand- und Deckensegmente. In das Stahlgerüst konnten Wandelemente aus Holzrahmen mit Sperrholz oder Glasplatten eingehängt werden. Die Beleuchtung wurde in die Deckenelemente integriert. Im Ausstellungsbereich arrangierte man die Geräte mit Möbeln von Knoll International und Wohnbedarf, Zürich. Als Schmuck dienten Pflanzen in Vasen von Rosenthal.
Die Gesamtgestaltung der Stände war aus damaliger Sicht spartanisch. Hans Gugelot sagte zu dem neuen Ausstellungsstand auf der Funkausstellung 1955 in Düsseldorf: "dieses hell beleuchtete objekt inmitten der mit fontänen und guirlanden geschmückten stände der konkurrenz löste einen wahren schock aus." Braun hat das Ausstellungssystem mit Ergänzungen 30 Jahre lang, von 1955 bis1985 eingesetzt.
Das Display-System.
Für die Gestaltung von Schaufenstern und Schauräumen entwickelten ebenfalls Otl Aicher und Hans G. Conrad 1958 ein universell einsetzbares Display-System. Es bestand ursprünglich aus Plattenelementen in 20 mm Stärke in den Abmessungen 29 x 29, 29 x 60 und 60 x 60 cm. Die Elemente konnten doppelseitig mit Texten, Abbildungen oder Farbflächen versehen werden. Mit Spezialschrauben wurden sie zu einer stabilen, selbsttragenden Struktur montiert.
In der anschließenden praktischen Umsetzung änderte Wolfgang Schmittel das Rastersystem in die Grundmaße 19 x 19, 40 x 40, 40 x 82 und 82 x 82 cm ab. Dadurch entstand zusätzlicher Raum und mehr Flexibilität für die Präsentation der unterschiedlich großen Braun Geräte. Mit diesem System konnten kleine Informationseinheiten mit waagerechten Stellflächen und, entsprechend örtlicher Gegebenheiten, ganze Informationswände und Stellflächen zusammengesetzt werden. Mit fünf übereinander angeordneten Elementen (Raster 40 x 40 cm) betrug die Bauhöhe ca. 2 Meter, die Breite konnte beliebig gestaltet werden.
Mit der Philosophie, das Produkt in Verbindung mit sachlicher Information in den Vordergrund zu stellen und alle umgebenden Elemente dem unterzuordnen, entsprach die Präsentation von Braun so gar nicht dem Zeitgeist der 1950-er und 1960-er Jahre. Der nachhaltige Erfolg bestätigt jedoch die Richtigkeit des damals eingeschlagenen Weges. Über Jahrzehnte wurde Braun zum Vorbild und Impulsgeber für viele Unternehmen.
Besonderer Dank gilt Horst Kaupp, von der Braun Sammlung, Kronberg, der Informationen und Bildmaterial bereitgestellt hat. Weitere Informationen wurden aus 'Mut zum Aufbruch, Erwin Braun 1921—1992', Hans Wichmann, Prestel-Verlag, München, entnommen.
Quelle:
Staeffler, G.: Vorbildliche Braun Produktpräsentation in den 1950-er und 1960-er Jahren. In: Design+Design 86, Hamburg Dezember-Februar 2008/9, 7-11