Hartmut Jatzke-Wigand
 
Jens Plewa: Die Vitsoe Kollektion. Möbel von Dieter Rams. Liegenprogramm 680. Sesselprogramm 681

Plewa, J.

Die Vitsoe Kollektion. Möbel von Dieter Rams


Liegenprogramm 680
Sesselprogramm 681

 

In den Jahren 1968/69 gestaltete Dieter Rams für die Vitsoe-Kollektion drei neue Möbelprogramme, die sich durch die Verwendung gleicher Teile ökonomisch fertigen ließen, formal eine Einheit bildeten und als multifunktionales System zahlreichen Anforderungen im Wohnbereich entsprachen.

 

Liegenprogramm 680

 

Gemäß dem Gestaltungskonzept folgte die Formgebung und Konstruktion des Liegenprogramms 680 allen für diesen Bereich relevanten anatomisch-physiologischen Erkenntnissen. Es war körpergerecht, leicht und vielseitig einsetzbar. Das Programm umfasste fünf Modelle, die bei einer Höhe von 38 cm und einer Länge von 2 Metern jeweils 85/100/125/140 und 155 cm breit waren. Der Polsterkern der Liegen bestand aus wärmeisoliertem Styropor und war mit Rillen und Hohlräumen für eine optimale Luftzirkulation versehen. Die weiche Auflage war aus 13 cm starkem Polyetherschaum gefertigt, der für einen erhöhten Liegekomfort in zwei unterschiedlichen Raumgewichten kombiniert wurde und mit einem Vlies abgedeckt war. Über die anschließend mit Nessel überzogene Polstereinheit wurde der außen sichtbare Bezugstoff gestülpt und mit Formkeilen aus Styropor in einer umlaufenden Hohlkehle an der Unterseite des Polsterkerns festgeklemmt, was ein einfaches Entfernen des Bezugs für die Reinigung etc. ermöglichte.

 

Den äußeren Rahmen der Liege bildete ein Vollprofil aus geschäumtem Polystyrol, dessen acht Einzelteile (zwei Längs-/zwei Quer-/vier Eckprofile) für den geschützten Transport in die Hohlräume des Polsterkern gelegt wurden. Das Profil war lichtgrau (später auch mattschwarz) antistatisch lackiert. Als Bezug fanden Stoffe nach Wahl oder Leder Verwendung. Das Angebot für die erste Produktion umfasste Nylonvelours (Chrom, Nubuk, Dominion).

 

Ab 1978 war als Ergänzung zur Liege ein Spezialbezug lieferbar, in welchem sich das Bettzeug verstauen ließ. Die Liege war geschlossen, schlicht und reduziert gestaltet. Die relativ großen Radien des Polystyrol-Rahmens entsprachen den seinerzeitigen Fertigungsmöglichkeiten (siehe auch Braun Audio 308). Sie erleichterten zugleich die Benutzung des Möbels durch den Wegfall störender Ecken. Die zeitlose Form der Liege signalisierte dennoch unmissverständlich ihre Funktion. Sie war als Liege oder Sitzbank im Schlaf-, Wohn- und Arbeitszimmer vielseitig nutz- und unauffällig integrierbar.

 

Sesselprogramm 681

 

Das Sesselprogramm 681 war die direkte und formal konsequente Umsetzung der Idee des Liegenprogramms auf ein Sitzmöbel und entstand unter Verwendung der gleiche Rahmenteile. Der Sessel war leicht, erlaubt ein legeres Sitzen und wirkte unaufdringlich. Eine Verbindungsklammer ermöglichte die Reihung und damit variable Gruppierungen. Der Kern des Sessels bestand aus Hartschaum, in welchen ein elastisches Polyetherpolster eingelassen war. In der ausgeformten Sitzmulde lag ein loses Auflagekissen mit weicher Dacron-Füllung.

 

In der niedrigen Rückenschale lag eine Rolle aus Polyether, welche je nach Sitzposition als Rückenstütze oder Armauflage diente. Die Bezüge waren bei Bedarf abnehmbar, es standen Stoffe und Leder nach Wahl zur Verfügung. Alle Polystyrol-Rahmenelemente waren lichtgrau oder mattschwarz lackiert (antistatisch). Die Nutzung des Sessels lag in Verbindung mit der Liege 680 und dem Schiebetürsystem 690, schwerpunktmäßig im gesamten Wohn-, Warte- und Empfangsbereich. Das Liegenprogramm 680 und das Sesselprogramm 681 werden nicht mehr produziert.

 

Text: Jens Plewa
Fotos: Ingeborg Kracht-Rams, Vitsoe

 

 

Quelle:
Plewa, J.: Die Vitsoe-Kollektion Möbel von Dieter Rams
Liegenprogramm 680 Sesselprogramm 681. In: Braun+Design 16, Hamburg Mai 1990, 24-27

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