Hartmut Jatzke-Wigand
 

Hartmut Jatzke-Wigand

Brionvega Teil 2: Fernsehgeräte


Fernsehgeräte

 

"Als die ersten publikumsorientierten TV-Sendungen ausgestrahlt wurden, präsentierten sich die TV-Geräte als Schachteln aus Plastik, gespritztem Metall oder Holz mit künstlichem Ahornfurnier, all das, was damals als amerikanisches Produkt und somit als Bezugspunkt galt. Wir hingegen sahen das Bedürfnis darin, Objekte zu kreieren, die einen hohen technologischen und qualitativen Standard aufwiesen und diese Technologie auch formal zum Ausdruck brachten. Wir gingen das Objekt Fernsehgerät autonom an, damit es die Zukunft vorweg nimmt, innovative Eigenschaften sowie Zuverlässigkeit ausstrahlt. Was fehlte, war das Mittel, um diesen Prozeß auszudrücken und zu unterstreichen: dies war das Design" (Ennio Brion, 1983) 1).

 

Diese Aussage Ennio Brions zu den Gestaltungszielen audiovisueller Produkte der Brionvega S.p.A. - sie gelten weltweit als synonym für das 'bei design' Italiens - ist die Leitlinie des folgenden Beitrages 2). Zu analysieren ist: Welche dieser Produkte gelten als vorbildlich gestaltet? Welchen Gestaltungsprämissen folgen die jeweiligen für die Gestaltung des Produktes verantwortlichen Designer 3)?

 

1954 Die ersten Fernsehgeräte

 

Giuseppe Brion erkennt Anfang der fünfziger Jahre die ökonomischen Möglichkeiten des neuen Mediums Fernsehen. Er engagiert sich sowohl bei dem Aufbau einer Senderkette als auch für die Gründung einer nationalen italienischen Fernsehanstalt. Die RAi beginnt am 3.1.1954 mit ihren regelmäßigen Ausstrahlungen (Abb. 1) 4).

 

1954 stellt auch die Vega Radio Televisione das erste vollkommen in Italien produzierte Fernsehgerät vor (Abb. 2). Sein Gehäuse ist aufwendig furniert. Das Gerät vermittelt so den Eindruck von Kostbarkeit und ist als Möbelstück in die Wohnzimmerkultur integrierbar. Erste Gestaltungsexperimente beginnen 1956. Die Vega Radio Televisione produziert ein von der Fachwelt beachtetes 17" Fernsehgerät mit einem Metallgehäuse - den 'Metallico' (Abb. 3) 5).

 

1958 - 1961 'Antares', 'Yades'

 

1958 beauftragt Giuseppe Brion den Architekten und Designer Marco Zanuso das Gehäuse des 'Antares' bei gegebenem technologischem Aufbau formal zu gestalten (Abb. 4) 6). Der Verzicht auf die bisher bei den Fernsehgeräten übliche Einrahmung der Bildröhre kennzeichnet bei diesem Gerät die grundlegende Gestaltungsprämisse 7). Den sichtbaren Teil der Bildröhre umschließt stattdessen der konvexe Teil einer transparenten Plastikscheibe. Dieser Teil korrespondiert mit den konkaven Ausformungen der Scheibe, die der Linienführung der Gehäusevorderseite folgen (Abb. 5) 8). Die vorderen Ecken des farblos lackierten Holzgehäuses verlaufen abgeflacht - die Gestalt erscheint so weicher. Die Kommission der XII. Trienale wählt 1960 den 'Antares' zum Produkt des Jahres 9). Er ist ein ökonomischer Erfolg - die Brionvega S.p.A. produziert ihn bis 1968 in technologisch und farblich veränderten Variationen.

 

1961 stellen die Ingenieure der Brionvega S.p.A. die im Vergleich zu den Konkurrenzprodukten technologische Spitzenleistung des 'Yades' heraus: die reflektionsarme Bonded-shield-Velvetone Bildröhre, die automatische Senderabstimmung, gekoppelt mit einer vollautomatischen Kontrast- und Helligkeitsregelung (Abb. 6) 10). Zusätzlich entwickeln sie eine Ultraschallfernbedienung (Gestaltung: Marco Zanuso, Richard Sapper (Abb. 7)).

 

"Die Funktion des Fernsehgerätes - das Fernsehbild - von der Gestalt her zu betonen" - dieser Prämisse folgt Marco Zanuso beim 'Yades' 7). Der Rahmen des lackierten Holzgehäuses begrenzt die Bildröhre nur minimal. Sie ist vom Plastiksockel mit dem integrierten Lautsprecher und Bedienungsteil getrennt. Die Bedienungselemente sind nach Gebrauchskriterien angeordnet, große längliche Tasten heben ihre spezifischen Funktionen hervor.

 

1962 'doney 14" ', 'Orion 23" '

 

Marco Zanuso gestaltet 1962 mit seinem Mitarbeiter Richard Sapper den sowohl technologisch als auch formal innovativen 'doney 14" ' (Abb. 8). Der 'doney 14" ' ist als tragbares, kompakt zu gestaltendes, auch netzunabhängig zu betreibendes Fernsehgerät konzipiert. Er basiert auf der neuentwickelten Transistortechnologie.

 

Es ist unabdingbar für Marco Zanusos Gestaltungsarbeit, den Gebrauchsgegenstand über eine systematische Planung bei Kenntnis der Verwendung und Verarbeitung neuer Technologien zu verwirklichen 11). Marco Zanuso erkennt bei der formalen Überarbeitung der Fernsehgeräte 'Antares' und 'Yades' den einer kompakteren Gestaltung entgegenstehenden prägenden Einfluß der großen Platine. Sie ist im Fernsehgehäuse entweder waagerecht oder senkrecht angeordnet, auf ihr befinden sich die Schalt- und Verstärkungselemente 12). Die Form dieser Platine beruht auf technischen (u.a. systematisches Verbinden der Bauelemente nach dem Schaltplan) und produktionstechnischen (u.a. das Tauchlotverfahren) Voraussetzungen. Franceso Banfi von der Brionvega S.p.A. löst im intensiven Diskussionsprozeß mit den Designern die große Platine in fünf einzelne technische Funktionseinheiten auf. Sie gruppieren diese Einheiten entsprechend dem Aufbau kommerzieller Fernsehgeräte in einer Sandwichpackungsweise um die Bildröhre (Abb. 9) 13). Erste Aufbauversuche des Chassis erreichen nicht die gewünschte Kompaktheit. Durch eine neu entwickelte kürzere Bildröhre gekoppelt mit der optimierten Bestückung einzelner Platinen sowie ihrer platzsparenden Anordnung wird der Aufbau verdichtet (Abb. 10 u. 11).

 

Die formale Gestaltung des 'doney 14" ' stimmen die Designer in enger Kooperation mit den Technikern und Konstrukteuren auf das dreidimensionale Chassis hin ab. Ein Vorbild für diese Kooperation ist die richtungsweisende Produktentwicklung bei Olivetti 14). Die Designer fügen das harmonische Gehäuse aus dem durchsichtigen Vorderteil und dem hinteren Teil mit den charakteristischen Schlitzungen aus ABS Kunststoff. Die Brionvega S.p.A. fertigt den 'doney 14" ' in Serie, seine Produktion ist vom Chassisaufbau her zeitaufwendig und kompliziert 15).

 

Der 'doney 14 "' setzt einen Gebrauchswertstandard für tragbare Fernsehgeräte. Er erhält 1962 die begehrte Auszeichnung 'Compasso d'Oro'  für "die konzeptionelle formale Lösung im Zusammenhang mit einer wirklichen technischen Innovation, die keine Kompromisse mit bereits bekannten Stilrichtungen eingeht" 16).

 

Parallel zum 'doney 14"' entwerfen Franco Albini und Franca Held den 'Orion 23" ' (Abb. 12). Der 'Orion 23" ' überzeugt mit seiner plastisch organischen Gestalt auf der XXVIII. Nationalen Radioausstellung in Mailand (1962) 17). Das Gerät scheint auf dem klar strukturierten flachen Gestell aus Aluminiumguß zu schweben. Diese visuell wahrnehmbare Leichtigkeit verweist auf einen experimentellen Rundfunkgeräteentwurf Franco Albinis von 1938. Er reduziert hier das tragende Element des Gehäuses auf zwei Scheiben aus Sicherheitsglas, zwischen denen sich das Rundfunkempfängerchassis befindet (Abb. 13) 18).

 

Spätestens 1963 wird die Grundlage des Erfolgs der Brionvega S.p.A. deutlich: Es gelingt Giuseppe und später Ennio Brion ausgezeichnete Designer mit jeweils individualistischen und phantasievollen Designauffassungen zu gewinnen. Die Brionvega S.p.A. nimmt, repräsentiert durch die Gestaltung ihrer Produkte, die jeweils aktuellen Designströmungen mit auf. Es fehlt ihr deshalb ein durchgängiges Designkonzept bzw. ein zu definierender Stil.

 

1963/64 'algol 11" '

 

Der 'algol 11" ' zählt zu den klassischen, oft prämiierten und ausgestellten Designprodukten Italiens (Abb. 14) 19). Sowohl seine technische Konzeption (Francesco Banfi und Gina Fornasini) als auch formale Gestaltung (Marco Zanuso und Richard Sapper) gründen auf den beim Entwicklungsprozeß des 'doney 14"' gewonnenen Erkenntnissen (Abb. 15).

 

Der 'algol 11" ' ist im Gegensatz zum 'doney 14 " ' für die Massenfertigung konzipiert 7).  Francesco Banfi vereinfacht bei diesem Gerät die Schaltkreise. Für den Aufbau verwendet er extrem miniaturisierte Bauteile. Er setzt nicht wie bei dem 'doney 14" ' Spezialbauteile ein, weil diese oft außerhalb Italiens in nur geringen Stückzahlen produziert werden 20). Das Chassis des 'algol 11" ' ist aufklappbar konstruiert, um eine verbesserte Servicefreundlichkeit zu bieten (Abb. 16) 21). Der ausziehbare Tragegriff des Gerätes soll nach Richard Sapper zum überlegten Medieneinsatz zwingen 22). Wir sagten "es sei sehr wichtig, ein Fernsehgerät zu entwerfen, das man in den Schrank stellen kann. Wenn man es benutzen will, zieht man es heraus und wenn man fertig ist, wird es wieder zurückgeschoben. Aus diesem Grunde haben wir ein Fernsehgerät mit Griff entworfen" 23).

 

Die Designer antizipieren verschiedene Gebrauchsweisen. Der 12 /24 V Adapter für netzfreien Betrieb ist bei Gebrauch an das Gerät separat anzukoppeln. Die kürzere Bildröhre ermöglicht eine nach oben geneigte Frontpartie, eine Unterkonstruktion kann deshalb entfallen (einen Standfuß entwickelt 1976 Ettore Sottsass (Abb. 17)) 24).

 

Den Erfolg des 'algol 11"' begünstigt, daß in Italien "Geschmack und Kultur im Konsum und Wohnbereich populärer, anspruchsvoller und vorurteilsloser" werden (Abb. 18) 25). Die Brionvega S.p.A. produziert den 'algol' bis zum heutigen Zeitpunkt in jeweils aktualisierten Variationen.

 

Bei der Gestalt des 'doney 14" ' und 'algol 11" ' bestehen Bezüge zu dem 1956 entworfenen Prototyp eines rollbaren Fernsehgerätes für die Telefunken AG (Hans Gugelot und Helmut Müller-Kühn an der Hochschule für Gestaltung in Ulm) (Abb. 19) 26).  Auch hier ist der Bildschirm zur Bildröhrenachse hin leicht geneigt. Zugleich besitzt dieser innovative Entwurf eine in der Linienführung elegante, organische Form.

 

1969 'black'

 

Marco Zanuso und Richard Sapper reduzieren mit dem 1969 gestalteten 'televisiore 12 black st 201' die räumlichen Ausmaße eines Fernsehgerätes (Abb. 20).

 

"Der allseitig geschlossene Kunstglaswürfel gleicht im ausgeschalteten Zustand einem magischen Stein, übersetzt in unser modernes Technologiezeitalter. Seine äußere Erscheinung erzeugt eine gewisse Irritation, da einerseits die auf der Oberseite des rätselhaften Quaders liegenden Bedienungselemente auf technische Funktionen des Objektes hindeuten, die gewohnte Produktassoziation sich andererseits nicht einstellt, da der Bildschirm hinter einer der schwarzen Würfelseiten verborgen liegt" 27).

 

Die Bildröhre ist nur im eingeschalteten Zustand zu erkennen: "Die Funktion als Fernsehgerät beginnt erst dann, wenn sie benötigt wird. Die Designer folgen der Auffassung den 'black' als Totem, als Metapher auf unsere moderne Medienwelt hin zu gestalten. Die glatten Oberflächen sollen bewußt die Umgebung reflektieren. Zusätzlich entwerfen sie einen aufwendig herzustellenden Transportbehälter, um einen mobilen Gebrauch zu gewährleisten.

 

Den ästhetischen Reiz einer dunklen, abstrakt geometrischen Gestalt variieren auch viele Künstler - so u.a. Giovanni Anselmo, Sol LeWitt und Richard Serra mit ihren jeweils spezifischen künstlerischen Mitteln (Abb. 21, 22 u. 23) 28).

 

1968/1974-75 Prototypen dreieckiger Standgeräte

 

Grundsätzlich bestimmt die Bildröhre die Gestalt des Fernsehgerätes. Die Topologie möglicher

Anordnungen des Lautsprechers und Bedienungsteils ist begrenzt (Abb. 24) 29). Besonders Mario Bellini variiert bei seinen Entwürfen für die Brionvega S.p.A. diverse Anordnungsmöglichkeiten. Er konzentriert sich weiterh in auf die plastischen Werte, wie den Verlauf von Oberflächen zu ihren Schnittpunkten, Hell-Dunkel Kontraste und die Klarheit der Körper 30).

 

Diese Gestaltungsprämissen zeigt der 1968 zusammen mit seinem Bruder Dario Bellini konzipierte Prototyp eines mattschwarz gespritzten Fernsehgerätes in dreieckiger Form - der 'triangolare' (Abb. 25). Die Weichheit der Gehäuseseiten mit den leicht schwellenden Ausbuchtungen konfrontieren die Designer mit klaren, fast scharf wirkenden Begrenzungslinien (Abb. 26) 31). Der 'triangolare' ist im Raum frei aufstellbar, er wirkt wie der 'Aster 20' (Abb. 30) oder 'black' (Abb. 20) wie eine Minimalskulptur.

 

Mario Bellini variiert seine Designauffassung 1974/75 mit einem weiteren Entwurf eines dreieckigen Standgerätes (Abb. 27 u. 28). Der Bildschirm ist bei Nichtgebrauch durch zwei Türen zu verdecken, die Funktion des Gerätes wird 'versteckt'. Beide Entwürfe gelten als zu avandgardistisch - die Brionvega S.p.A. fertigt von den Prototypen nur wenige Exemplare (zehn 'triangolare', fünf des weißen Prototyps) 32).

 

Grundsätzlich kennzeichnet die Entwurfsstrategie der Brionvega S.p.A., pro Jahr bis zu zehn Prototypen bei verschiedenen Designern in Auftrag zu geben, aber nur maximal zwei in die Produktion zu übernehmen 33).

 

1969/1970 'Helios 20" ', 'Aster 20" '

 

Die Geräte 'Helios 20" ' und 'Aster 20" ' gestaltet Maria Bellini 1969/1970 (Abb. 29 u. 30). Die Brionvega S.p.A. befindet sich auf dem Höhepunkt ihres Erfolges. Ihr wird als Anerkennung für die Gesamtleistung 1970 der zweite 'Compasso d'Oro' verliehen, weil sie die Mitarbeit bester italienischer Designer in Anspruch nimmt und "... aus diesem Grund in vielen Fällen Resultate von hohem kulturellem Wert hinsichtlich des Designs auf internationaler Ebene erreicht" 34).

 

Der 'Helios' (1969) besitzt die klare Geometrie eines Kastens (Abb. 29), aufgebrochen durch zwei Aluminiumleisten. Die Bedienungselemente liegen fingergerecht in der unteren Halbrundleiste. Ihre Schlitzungen verweisen durch ihre Anordnung auf die Korpusgestaltung des 'Aster 20" ' ( 1970).

 

Das Fernsehgerät 'Aster 20" ' gilt als eines der am sorgfältigsten durchgestalteten audiovisuellen Geräte Mario Bellinis (Abb. 30) 35) Die Seiten und die Oberseite mit dem Bedienungsfeld sind harmonisch proportioniert (Abb. 31). Der Korpus wirkt durch die dunklen Lüftungsschlitze und Aussparungen weniger kompakt und zugleich elegant. Seitliche Griffmulden gestatten einen problemlosen Transport. Der obere Teil des Gerätes mit der Bildröhre läßt sich in drei verschiedene Positionen kippen, um so einen optimalen Blickwinkel zu gewährleisten 36).

 

Die Brionvega S.p.A. produziert 1971 ein dem 'Aster 20 " ' entsprechendes Gerät ohne dem Sockelteil mit der Typenbezeichnung 'Sider 20" ' (Abb. 32).

 

1977-1981 'Monitor 15" ', 'TVC 26 alta fedelta', 'Memphis 1'

 

Der 'Monitor 15" ' (Mario Bellini, 1978), weist mit seiner eckigen Gestalt Parallelen zum 'black' (1969) auf (Abb. 33). "Der 'Monitor 15" ' erscheint wie ein schwarzer, in drei Zonen aufgeteilter Kasten, in dessen mittleren und breiteren Teil die Bedienungselemente angeordnet sind. Durch seine eckigen, in den Körper eingelassenen Tragegriffe und den betonten Lüftungsschlitzen soll das Gerät Assoziationen an die Präzision militärischer Geräte erwecken" 37).

 

Den 'TVC alta fedelta' (1981) entwirft Mario Bellini "in Anlehnung an die Ende der sechziger Jahre existierende Hi-Fi Formensprache" (Abb. 34) 38). Das eckige Gehäuse, die massiven Tragegriffe, die Einschübe symbolisierende unterteilten Bereiche der Gerätevorderseite sollen nach Mario Bellini den hohen technischen Standard des Gerätes unterstreichen. Zusätzlich vermittelt die technische Formsymbolik der Bedienungselemente die Präzision der Einstelltechnik 38).

 

1981 entsteht auch die vom Mikrocomputer der Brionvega Fernsehgeräte zu steuernde 'Antenna Robot' mit einer von Mario Bellini perfekt reduzierten Form (Abb. 35).

 

Den Gegensatz zu der Designauffassung Maria Bellinis repräsentiert das Farbfernsehgerät 'Memphis 1' (1981) (Abb. 36) 39). Es ist das einzige von vier verschiedenen Prototypen der Sottsass Associati, das die Brionvega S.p.A. in einer Kleinauflage von 15 Exemplaren in verschiedenen Farben produziert 40). Das eckige Gehäuse ist wie bei vielen Möbelentwürfen des Studio Alchimia mit einem Abel-Print-Laminat beschichtet 41).

 

1990 'Best'

 

Bei dem tragbaren Fernsehgerät 'Best' (1990) strebt Mario Bellini eine optimierte kompakte Gestalt an (Abb. 37). Der Gehäuseaufbau des 'Best' basiert auf den für Mario Bellinis audiovisuellen Geräteentwürfen typischen geometrischen Grundformen Quadrat, Kreis und Dreieck 42). Ein im Profil halbrunder vorderer Gehäuseteil umhüllt eng die flache Dark-Glass Bildröhre. Der dreieckige, quergerippte hintere Gehäuseteil integriert den Lautsprecher, ein Kabelaufwicklungsjoch, die versenkbaren Teleskopantennen und den Tragegriff. Der einseitig befestigte Tragegriff aus massiven Metall - eine für Maria Bellini typische Detaillösung - ist optimal in das Gehäuse integriert und ermöglicht ein ausbalanciertes Tragen.

 

1992 'Quadro'

 

Die Produktbezeichnung 'Ouadro' (ital. Bild) weist nach Mario Bellini auch auf die Zukunft der Gestaltung von Fernsehgeräten hin (Abb. 38). "Die in der Entwicklung befindlichen flachen Bildschirme werden dann wie ein Bild an der Wand befestigt oder eingebaut. Nur noch die durch das Gerät vermittelte Botschaft, nicht mehr dessen Gestalt ist wichtig" 38) 43). Die große, mattschwarze Umrahmung grenzt beim 'Ouadro' Umwelteinflüsse ab. Der flache Gerätesockel - ein Gestaltungsmerkmal der Brionvegageräte der achtziger Jahre - integriert die miniaturisierte Elektronik. Der 'Ouadro' wird mit der Fernbedienung

'TLC 251' bedient (Abb. 39). Die Gestaltungsmerkmale der 'TLC 251' erarbeiten Studenten des Politecnico Milano 44). Sie ordnen die Bedienungselemente nach Gebrauchskriterien. Farbige Kennzeichnungen der Tasten erleichtern die Bedienung ihrer spezifischen Funktionen.

 

1993

 

"Das italienische Design erfuhr ständige Belebung und Erneuerung durch tiefgreifende Debatten über seine Funktionen und Ausrichtungen" 45 ). Diese Feststellung von Giorgetto Giugiaro vergegenständlichen die von den Designern sehr individuell geprägten Fernsehgeräte der Brionvega S.p.A.. Es gelingen innovative Produktentwicklungen, obwohl sie auf diesem Feld des hochtechnisierten Industriedesigns bedingt durch die zahlreichen vorgegebenen Determinanten schwieriger zu realisieren sind als in anderen Designfeldern.

 

Die Brionvega S.p.A wird mit ihren Produktentwicklungen auch weiterhin wichtige Fortschritte der Fernsehgeräteentwicklung markieren - das verdeutlichen die bisher unveröffentlichten Prototypen in ihrem Entwicklungslabor ... .

 

Text: Hartmut Jatzke-Wigand

Fotos: Brionvega S.p.A

 

 

Quelle:
Jatzke-Wigand, H.: Brionvega Teil 2 Fernsehgeräte. In: Design+Design 25, Hamburg 1993, 14-27

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