Hartmut Jatzke-Wigand
 

Hartmut Jatzke-Wigand

Medienmöbel in Design-Editionen


Nach Massimo losa-Ghini und Ettore Sottsass stellte Andree Putman - die «Grande Dame» des französischen Gegenwartsdesigns - mit der «Mediatheque privee» ihre Auffassung eines modernen Medienmöbels vor.

 

Von Hartmut Jatzke-Wigand

 

Glanzvolles Ereignis für Freunde innovativen Designs in München: Andree Putman präsentierte kürzlich im Stadtmuseum München den Prototyp ihrer «Mediatheque privee». Von französischen Ebenisten in nur sechs Exemplaren sorgfältig gefertigt, ist sie seit Mitte November 1994 im Handel erhältlich. Philips Consumer Electronics setzt mit dieser Edition die Zusammenarbeit mit führenden Künstlern und Gestaltern des Gegenwartsdesigns fort. Das hochgesteckte Ziel dieser Editionsserie: dem funktional technizistisch definierten Erscheinungsbild der Unterhaltungselektronik wieder ein ästhetisches Lebensgefühl und dem Zeitstil reflektierende Dimensionen zu geben. Andree Putman eröffnete mit Charme und Eleganz die Ausstellung. Ihr Credo: ,,Ich habe genau das entworfen, was ich auch zuhause um mich haben möchte". Nach ihrer Auffassung soll die Medientechnik den Raum nicht dominieren, sondern sich in die intime Eleganz des Salons einfügen. Die « Mediatheque privee » - die private, persönliche Mediathek - erinnert im geschlossenen Zustand an das Vorbild spanischer Hochkommoden. Aufgeklappt verweist sie auf exquisite Schreibsekretäre des 18. Jahrhunderts. Ihre Form ist perfekt proportioniert, ihre Gestaltung im Detail raffiniert. Das im Pergamentton lackierte Möbel erweckt so den Eindruck von Kostbarkeit.

 

Die « Mediatheque privee» ist typisch für die Entwurfshaltung der «Grande Dame» des französischen Gegenwartsdesigns. Wie bei den Designlösungen ihrer gefeierten Hotelprojekte - « Morgans» in New York bis zum «Hotel im Wasserturm» in Köln - kennzeichnet ihre Tätigkeit die Symbiose aus tradierter Wohnkultur und innovativ integrierter Technik. Dieses Medienmöbel markiert mit seiner filigranen Struktur zugleich einen femininen Gegenpol zu den auf der Ausstellung ebenfalls präsentierten Designereditionen Nummer eins und Nummer zwei. Massimo losa-Ghini startete die Edition 1992 mit der aufsehenerregenden TV-Kommode « Futurama » im Stromlinienlook. Sie war 1991 Mittelpunkt der von den Designexperten A. Bangert und 0. Riewoldt konzipierten Ausstellung «Ambiente Electronica ». Hier entstand die Idee einer Designedition in limitierter Auflage mit Museen und engagierten Designsammlern als Zielgruppe.

 

Bei der Design Edition Nummer zwei stellte Ettore Sottsass seine Ideen zur Medienintegration vor. Der « Magie Media Container» verkörpert ein mobiles, modulares, in variablen Kombinationen verwendbares Medienmöbelsystem. Ausziehbare Archivtürme dienen der Aufbewahrung von Software. Der «Magic Media Container» überzeugt durch klare Typologie, stimmige Proportionen, spannungsvolle Material- und Farbauswahl. H. Ottomeyer - der Direktor des Münchner Stadtmuseums - zeigte sich äusserst zufrieden. Die Ausstellung dieser Design Editionen war ein Publikumserfolg, ausserdem verbleibt der Prototyp der «Mediatheque privee» als Geschenk in seinem Museum.

 

 

Quelle:
Jatzke-Wigand, H.: Medienmöbel in Designeditionen. In: wohnrevue 1/95, Schlieren 1995, 62-63

powered by webEdition CMS