1. Begründungsrahmen der Fallstudie
"Die Welt der Computer und die Zukunft der Bildung" (TILLMANN 1987), "Computerbildung - neue Bildung für alle?" (OBERLIESEN 1987), "Der technische Wandel oder: Was sollen Schüler heute lernen?" (BAETH GE 1988) - diese Überschriften werfen Schlaglichter auf das Spannungsverhältnis zwischen den Veränderungen im Produktions- und Reproduktionsbereich und der Diskussion über den Einbezug und den Stellenwert der Informations- und Kommunikationstechnologien im Bildungssystem. "Die Allgemeinbildung im Computerzeitalter" wird diskutiert, wobei ihre inhaltliche Bestimmung je nach bildungspolitscher Position differiert (1). Den Ausgangpunkt für die neuorientierte Allgemeinbildung bilden die Forderungen, allen Menschen in einer Gesellschaft umfassende Entwicklungschancen zu ermöglichen und das Insgesamt ihrer menschlichen Möglichkeiten und Fähigkeiten zu entfalten (vgl. KLAFKl 1985, 17f). Neuorientierte Allgemeinbildung muss sich zentral im Medium des Allgemeinen vollziehen, die Schlüsselprobleme unserer individuellen und gesellschaftlichen Existenz müssen im Mittelpunkt der inhaltlichen Überlegungen stehen (KLAFKI 1986, 13). Ein solches bedeutsames Problem sind die Informations- und Kommunikationstechnologien. "Ihre soziale Beherrschung und Gestaltung erfordert Grundeinsichten über die Wirkungsbedingungen zwischen technischer Entwicklung und Gesellschaft" (OBERLIESEN 1986, 10).
Die Technik entwickelt sich nicht, sie wird entwickelt. Der Prozesscharakter dieser Entwicklung muss herausgearbeitet, die dem Prozess zugrundeliegenden politischen und ökonomischen Bedingungen und Interessen erkannt und bewertet werden (vgl. KULTUSMINISTER-NW 1985). Nur so können die Lernenden. Den gegenwärtigen technologischen Stand als eine Entwicklungsetappe begreifen und die Möglichkeiten - aber auch die Grenzen - der Gestaltung unter Einbezug ihrer subjektiven und objektiven Interessen fundierter beurteilen. Die dazu erforderlichen Grundeinsichten können gewonnen werden, wenn der Zusammenhang von technologischen, sozialen und kulturellen Entwicklungen in spezifisch historischen Abschnitten erarbeitet wird. Ein so gewonnenes historisches Wissen von der Entwicklung der Informations und Kommunikationstechnologie gilt als ein bedeutsames Moment hinsichtlich der Orientierung innerhalb der gegenwärtigen Entwicklung. Dieses historische Wissen ist notwendig, um als Subjekt mitverantwortlich zur Gestaltung der Zukunft beizutragen.
Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Runkfunkentwicklung
(2) als ein ausgewählter Teilbereich der Geschichte der Informations- und Kommunikationstechnologien ist hervorragend geeignet, Grundeinsichten mit Hilfe der historisch-genetischen Methode zu erarbeiten. Die Rundfunkentwicklung wird von den Lernenden im gesellschaftlichen Gesamtzusammengang unter Einbezug der Ursachen und Bedingungen für die konkrete Gestaltung der Rundfunkgeräte analysiert, die Dialektik der Entwicklung vom Produktions- und Reproduktionsbereich herausgearbeitet. Anknüpfungspunkt für den Lernprozess bilden die bei dem Umgang mit Runkfunkgeräten gewonnenen Erfahrungen der Lernenden, weiterhin deren individuelle Rezeption von Rundfunksendungen. Die Abschnitte der Rundfunkentwicklung mit einer 'sprunghaften' technischen oder arbeitsorganisatorischen Veränderung bergen eine wichtige didaktische Potenz. Eine Analyse dieser Umschlagsphasen (3) lässt deutlich den Konkurrenzkampf zwischen den Ideen, Forschungsinteressen und den Handlungen einzelner, in der Rundfunkentwicklung tätiger Personen erkennen. Der Kampf der Firmen um Profite und Marktanteile im nationalen und internationalen Rahmen wird durch die Auseinandersetzung mit diesen 'sprunghaften' Veränderungen exemplarisch deutlich. Die Konkurrenzkämpfe müssen im Kontext der allgemeinen sozialökonomischen Konstellationen, politischen Machtverhältnisse und kulturellen Wertvorstellungen gesehen werden. Die geistige Auseinandersetzung mit den Absicherungen der ökonomischen Verwertung einzelner Erfindungen und Entwicklungen durch Patente, den nationalen und internationalen Konkurrenzkämpfen um die Schutzrechte und die Regelung von Lizenzgebühren ergeben wichtige Erkenntnisse über die Richtung der Technikentwicklung und die dahinter stehenden Interessen. Die Möglichkeit alternativer Entwicklungen bei dem Massenmedium Rundfunk und der Rundfunkempfängertechnik können im Unterricht erschlossen werden.
Die Rundfunkentwicklung wird als prinzipiell gestaltbarer Prozess erkannt. Die erarbeiteten Grundeinsichten aus der frühen geschichtlichen Entwicklung des Rundfunks ermöglichen eine begründete Position zur allgemeinen Technikentwicklung, den umwälzenden Veränderungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien und zur aktuellen Veränderung der gesellschaftlichen Kommunikation durch Einführung von Privatfunk und Privatfernsehen. Die Veränderung der erforderlichen Arbeitstätigkeiten und die damit verbundenen Arbeitsqualifikationen in der Rundfunkempfänger- und Teilefertigung können in den Umschlagphasen eindeutiger als in den anderen Entwicklungsphasen analysiert werden . Wichtige Erkenntnisse über den Zusammenhang technischer Entwicklung und die dadurch bedingten Veränderungen im Produktionsbereich werden im Lernprozess erarbeitet. Die Erkenntnisse besitzen Relevanz für die Einschätzung gegenwärtiger Probleme technischer Entwicklung.
In der vorliegenden Fallstudie (4) wird die Begründung für die Auswahl des Ortsempfängers OE 333 und der Arcolette 1 aus der großen Zahl der in den zwanziger Jahren produzierten Rundfunkempfänger (5) herausgearbeitet. Die diese Rundfunkempfänger kennzeichnenden Merkmale, die Entwicklungslinien des Rundfunks unter besonderer Berücksichtigung der Firma Telefunken sollen bis 1926 skizziert werden . Sie zentralen Fragen lauten, welche Interessen sind in dem OE 333 und der Arcolette 1 vergegenständlicht, und wie haben sich die durch diese Empfänger bedingten Veränderungen im Produktions- und Reproduktionsbereich auf die Konsumenten sowie die in der Produktion tätigen Menschen ausgewirkt. Bedingt durch den begrenzten Umfang der Fallstudie soll schwerpunktmäßig der Produktionsbereich bearbeitet werden.
2. Die Entwicklung der drahtlosen Telegraphie und Telephonie unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung der Firma Telefunken
Heinrich HERTZ erbringt 1888 den experimentellen Nachweis der Ausbreitung elektromagnetischer Wellen. Die technischen Möglichkeiten für das neue Medium drahtlose Telegraphie sind gegeben. Der Italiener MARCONI demonstriert 1897 dem britischen Postminister mit einer drahtlosen Übertragung eines Telegraphiezeichens über die Entfernung von fünf Kilometern die technische Verwendbarkeit des neuen Mediums. Die deutsche Elektroindustrie intensiviert die Erforschung der physikalischen Grundlagen der drahtlosen Telegraphie und sichert ihre Forschungsergebnisse sofort patentrechtlich ab. Die Konkurrenz der beiden Firmen A.E.G. und Siemens & Halske bei der Grundlagenforschung und deren industrielle Verwertung führt zu einer gegenseitigen patentrechtlichen Blockade. Die funktechnische Entwicklung stockt im Vergleich zu dem englischen Weltmarktführer MARCONI. Die militärischen Interessen des Deutschen Kaiserreiches und die Interessen der Reichstelegraphenverwaltung werden berührt. Aufgrund der Intervention des deutschen Kaisers, Wilhelm II und seines Admirals Hollmann, gründen die A.E.G. und Siemens&Halske 1903 die 'Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H., System Telefunken' (vgl. MAMROTH 1928, 16 ff) (6). Die Bündelung des geistigen und ökonomischen Potentials in der Firma Telefunken bewirkt maßgebliche Erfolge bei der Erforschung der physikalischen Grundlagen der drahtlosen Telegraphie und Telephonie, der Entwicklung von Bauelementen, Geräten und Antennen für den gesamten Bereich der Hochfrequenztechnik (7). Telefunken sichert ihre Forschungsergebnisse patentrechtlich ab, erweitert ihren Patentbesitz und versucht die ausländische Konkurrenz vom deutschen Markt fernzuhalten. Die nachrichtlichen Möglichkeiten des Mediums drahtlose Telegraphie werden bis 1914 in den Dienst von Wirtschaft, Kolonialpolitik und vor allem des Militärs gestellt. Besonders durch Forschung und funktechnische Erprobung während des ersten Weltkrieges sind bis 1918 die physikalischen und technischen Prinzipien für Sendung und Empfang akustischer Signale entwickelt.
Es besteht die Möglichkeit, regelmäßig Rundfunksendungen auszustrahlen und zu empfangen, den Rundfunk zu "einem Potential freier gesellschaftlicher Kommunikation und offener politischer Publizistik" (ROSS 1982, C 51) zu entwickeln. Die im "Verein der deutschen Zeitungsverleger" organisierten Vertreter des traditionellen Mediums Presse stellen keine geschlossene Interessengruppe dar, erkennen nicht die publizistischen Möglichkeiten der neuen Kommunikationstechnologie Rundfunk. Konkrete Rundfunkambitionen besitzen nur zwei große und einflussreiche Interessengruppierungen: die elektrotechnische Industrie und der Staat (vgl. ROSS 1982, C 51). Der erste Weltkrieg ist verloren, die militärischen Aufträge für die Funkindustrie bleiben aus. Die Großfirma Telefunken drängt auf die ökonomische Verwertung ihres Patentbesitzes - ohne berechtigte Benutzung der Telefunken Schutzrechte und Patente kann .k..e, ine Firma in Deutschland Sende- und Empfangsanlagen für den Rundfunk bauen (8). Dem Staat - vor allem der Reichspost - liegt daran, "das neue Medium Rundfunk möglichst ohne finanziellen Aufwand mit der Erwartung zusätzlicher staatlicher Einnahmen zu erschließen" (vgl. ROSS 1982, C 51). Allerdings bewirkt die Angst vor politischen Unruhen (Funker besetzen am 9.11.1918 im Deutschen Reich Sender und proklamieren die Revolution), dass erst seit dem 29.10.1923 in Deutschland regelmäßige Rundfunksendungen ausgestrahlt wurden.
Das Empfangen von Rundfunksendungen setzt die Beherrschung eines Apparate-Ensembles voraus. Die Bedienung ist noch kompliziert und erfordert elektrotechnische Kenntnisse. Die Spannungsquellen für die Heizspannung der Katode und der Anodenspannung müssen angeschlossen und ständig überwacht werden. Mehrstufige Empfänger benötigen die Abstimmung jeder Röhrenstufe auf den gewünschten Sender, die Rückkopplung muss gesondert eingestellt werden. Die Rundfunksendungen werden anfänglich mit dem Kopfhörer (statt mit dem Lautsprecher) gehört, wobei vom Hörbereich die mittleren Tonfrequenzen nur verzerrt, die tiefen und hohen Töne kaum wiedergegeben werden.
Rundfunkhören ist genehmigungspflichtig und kostspielig. Es gibt im Jahre 1924 7324 gemeldete Teilnehmer und ca. 70000 Schwarzhörer. Im Jahre 1926, werden 1 022 294 Rundfunkgenehmigungen erteilt und nur für 435000 Geräte Lizenzgebühren an die Firma Telefunken bezahlt. Der Firmen-Bauerlaubnisvertrag von 1924 regelt zwischen dem 'Verband der Radioindustrie e.V.' und der Firma Telefunken als Lizenzgeber die Anwendung ihrer für den Rundfunkbereich grundlegenden Patente und Schutzrechte. Einige Gerätehersteller und viele Radiobastler umgehen die hohen Lizenzgebühren.
Eine bürgerliche und eine proletarische Radioamateurbewegung formiert sich. Am 6. April 1923 schließen sich die kleinen Vereine der Radiobastler im 'Deutschen-Radio-Club' zusammen (vgl. LERG 1980, 104). Gruppen radiobastelnder Arbeiter gründen am 10. April 1924 den 'Arbeiter-Radio-Klub Deutschlands e.V.' (vgl. DAHL 1983, 54).
Das Massengeschäft mit Rundfunkgeräten, auf das die Großfirmen Telefunken, Siemens und Lorenz hoffen, bleibt bis 1926 aus, weil die Geräte zu kostspielig sind. Sie unterliegen einer rapiden technischen Entwicklung und können deshalb nicht nach Massenproduktionsmaßstäben gefertigt werden. Treffend stellt HACH zur Situation der Rundfunkentwicklung in der Zeitung 'Funkbastler' fest, dass "gut durchgebildete, einfach zu bedienende Empfänger, deren Preis auch für den weniger bemittelten Funkfreund erschwinglich ist, durch die Menge ihres Absatzes ohne Zweifel den Empfängerbau wirtschaftlicher gestalten" werden (HACH 1926, 111). Den meisten Menschen würde es genügen, "wenn sie zur Belebung müßiger Stunden die Darbietung des Ortssenders hören können, allerdings ist der Wunsch nach Lautsprecherempfang rege" (HACH 1926, 111). Diesen Wünschen entsprechen die Forscher und Techniker der Firma Radio-Frequenz-Loewe und Telefunken durch ihre bahnbrechende Arbeit mit der Entwicklung des OE 333 und der Arcolette 1.
3. Der Loewe Ortsempfänger OE 333 und die Telefunken Arcolette 1
3.1. Zur Begründung der Wichtigkeit des OE 333 und der Arcolette 1
Der Rundfunkempfänger als technisches Objekt bildet für die Lernenden und Lehrenden den Ausgangspunkt für die Erschließung seines Herstellungs- und Verwendungskontextes auf dem Hintergrund politischer und ökonomischer Bedingungen und Wirkungen. Diejenigen Rundfunkempfänger müssen herausgefunden werden, in denen Veränderungen das 'Sprunghafte' einer Umschlagphase bewirken und im Gerät vergegenständlicht sind.
Im ersten Schritt erfolgt die Erarbeitung der gesellschaftlich historischen Entwicklung des Rundfunks. Im zweiten Schritt werden die einzelnen ökonomischen, technischen und rechtlichen Entwicklungslinien des Rundfunks nach einer Umschlagphase - einem qualitativen Unterschied zwischen einem "Davor und Danach" - befragt. Die seit 1923 jährlich erscheinenden Kataloge der Rundfunkgroßhandlungen (9) dienen als Datengrundlage zur Charakterisierung der qualitativen Umschläge. Die Patente der Rundfunkempfangstechnik, die Berichte und Protokolle des Verbandes der Radioindustrie e.V.' (10) dokumentieren die technische Entwicklung des Rundfunks und die Konkurrenz der in der Rundfunkindustrie tätigen Firmen. Als weitere Quellen erweisen sich Berichte zu den regionalen Rundfunkausstellungen, den in Berlin stattfindenden Funkausstellungen und die Beiträge in den Radiobastler- und Fachzeitschriften wie 'Der Radioamateur', der 'Funkbastler' und die 'ETZ'.
Der Gerätepreis des Ortsempfängers OE 333 (vgl. Abb. 1) von der Firma 'Radio-Frequenz-Loewe' beträgt 1926 mit 39,50 Reichsmark ohne Spulen (die Spulen kosten 9,80 Reichsmark) ein Drittel des Preises der herkömmlich angebotenen Rundfunkempfänger mit drei Röhrenstufen (vgl. BRUNS 1926, 82). Diese beträchtliche Preisreduzierung weist auf eine technische Innovation und auf Veränderungen in der Produktion hin. Vom OE 333 werden bis 1932 ca. eine Million Exemplare produziert. Eine technische Konsolidierung in der Rundfunkempfängerentwicklung ist erreicht. Hervorgehoben wird die im Vergleich zu anderen angebotenen Rundfunkempfängern leichte Bedienbarkeit (vgl. PROHASKA 1928 a, 45). Die 'Einhandbedienung' gilt als ein Konstruktionsziel der Rundfunkempfängerentwickler. Der erste Schritt vom kompliziert zu bedienenden Geräteensembles hin zum einfach zu bedienenden Rundfunkempfänger als Haushaltsgerät ist getan. Auf der 3. Großen Funkausstellung vom 3.9. bis zum 23.9.1926 wird die Röhre 3 NF (vgl. Abb. 2) des OE 333 als wichtige technische Innovation vorgestellt (vgl. VON ARDENNE 1986, 79). Die neuartige Konstruktion dieser ersten 'integrierten Schaltung' und die Zusammenführung von drei Röhrensystemen unter einem Glaskolben unterscheiden sich wesentlich von den bis dahin entwickelten Röhren. Die Röhre 3 NF repräsentiert den Kern der im OE 333 vergegenständlichten qualitativen Umschlagphase.
DDer Gerätepreis des von der Firma Telefunken im Herbst 1926 vorgestellten Ortsempfängers Arcolette ·1 (vgl. Abb. 3) beträgt 39,50 Reichsmark (vgl. PROHASKA BRUTTO-PREISLISTE 1928 b, 2) - er entspricht dem Preis des Konkurrenzmodells OE 333. 1927 weist Telefunkens Gruppenvorstand EWALD auf die neue Größenordnung der Empfänger preise hin, die Arcolette 1 ist "für etwa den siebenten Teil des Preises herstellbar und verkäuflich, der vor drei Jahren aufgewendet werden musste" (EWALD 1927, 52). Aus dieser erheblichen Preisreduzierung lassen sich Hinweise auf eine technische Innovation oder umwälzende Veränderungen in der Produktion ableiten. Diese Vermutung bestätigt EWALD in der 'Telefunken-Zeitung' vom April 1927. Der Entwurf und die Fertigung der Arcolette 1 beruhen auf einer konsequenten Anwendung von Massenfertigungsmethoden und Rationalisierungskonzepten, die industriellen Teilprozesse werden gebündelt und effektiv organisiert (vgl. EWALD 1927, 52).
Bei der Montage der Arcolette 1 produziert eine Presse durch einen mechanischen Pressvorgang gleichzeitig sämtliche elektrischen Verbindungen: die Arbeitsverrichtung wird zum Objekt der Rationalisierung. . Diese erste "gedruckte Schaltung" repräsentiert den Kern der in der Arcolette 1 vergegenständlichten qualitativen Umschlagphase. Bei einem Produktvergleich (Rundfunkkataloge von 1927 /28) fällt die Betonung der universellen Einsatzmöglichkeiten des Arcolette Grundmodells und die Gestaltung des Gehäuses auf. Der dreistufige Widerstandsverstärker des Arcolette 1 Grundmodells kann mit vorhandenen Ein- und Zweiröhrengeräten gekoppelt werden . Die Wiedergabe mit Hilfe eines Lautsprechers statt eines Kopfhörers wird so ermöglicht. Ein aufsteckbarer Abstimmsatz erweitert das Arcolette 1 Grundgerät zu einem Rundfunkgerät für Lautsprecher-Ortsempfang (vgl. PROHASKA 1928, 41). Hervorgehoben wird im Rundfunkkatalog "die denkbar einfachste Bedienung, da zur Inbetriebnahme nur die Drehung eines Schalterknopfes notwendig ist" (PROHASKA 1928, 41), das Konstruktionsziel der "Einhandbedienung" ist bei diesem Gerät verwirklicht.
Das Gehäuse ist mit spezieller Absicht unter der Berücksichtigung der Kriterien optimalen Gebrauchswertes für den Benutzer oder die Benutzerin und spezieller Eignung für die Massenfertigung gestaltet. Ein Vergleich mit anderen Gestaltungen von Rundfunkempfängern dieser Zeit birgt eine didaktische Potenz. Die Gründe und Erfordernisse für die Produktgestaltung von Rundfunkempfängern können von Lernenden und lehrenden analysiert werden . Dadurch wird es möglich, Kriterien für die Beurteilung zu entwickeln und eine eigene Position hinsichtlich der Einschätzung der Gestaltung von technischen Produkten zu erarbeiten. Dieses ist notwendig; denn eine neuorientierte Allgemeinbildung muss den Gesamtbereich menschlicher Erfahrung, Wahrnehmung und Gestaltung einschließen.
3.2 Der Loewe Ortsempfänger OE 333 mit der Röhre 3 NF - der ersten 'Integrierten Schaltung'
3.2.1. Die Interessen des Entwicklers VON ARDENNE und der Firma 'Radio-Frequenz-Loewe'
Mehrere Röhrenstufen müssen in Rundfunkempfängern miteinander gekoppelt werden, um die erforderliche hohe Verstärkung des Eingangssignals für einen Lautsprecher - anstelle einer Kopfhörerwiedergabe zu gewährleisten. Die gleichmäßige Verstärkung aller Frequenzen von den tiefsten bis zu den höchsten Tönen des Hörbereichs bereitet 1924 den Rundfunkempfängerentwicklern große Schwierigkeiten. Die vorhandenen Röhren und Transformatorenkopplungsglieder der Verstärker sind für die Erfordernisse des Telegraphieempfangs - vor allem Betriebssicherheit und lange Lebensdauer - konzipiert. Der mit diesen Bauteilen geschaltete Verstärker verstärkt nur ein schmales Frequenzband (800-1000 Hz) des Hörbereichs (11) - Musik und Sprache werden nur reduziert wiedergegeben. Die Entwicklung von Bauelementen für die Erfordernisse des Rundfunks beginnt. VON ARDENNE befasst sich seit 1923 mit den theoretischen Grundlagen der Verstärkertechnik und intensiv mit der Problematik der Kopplung von Röhrenstufen in Verstärkern. Widerstandsgekoppelte Verstärkerstufen erscheinen VON ARDENNE für Rundfunkempfänger besonders geeignet. Im Gegensatz zu transformatorengekoppelten Verstärkern leisten sie innerhalb der Frequenzgrenzen des Hörbereichs eine weitgehende verzerrungsfreie Verstärkung des Eingangssignals. Das Prinzip der Widerstandskopplung entwickelt in Deutschland 1917 der Physiker SCHOTTKY (DRP 505 535). Die für die widerstandsgekoppelten Verstärker notwendigen Röhren müssen nach VON ARDENNEs Messungen und Aufnahme von Röhrenkennlinien spezielle Eigenschaften, einen ungewöhnlich kleinen Durchgriff (12) aufweisen. VON ARDENNE legt die erforderlichen Röhrengrenzdaten fest und dimensioniert die Widerstände und Kondensatoren für einen dreistufigen Widerstandsverstärker unter der Assistenz von HEINERT (vgl. VON ARDENNE und HEINERT 1925, 52-54) (13).
Anerkennend äußert sich der geachtete Fachschriftsteller BURSTYN in der Elektrotechnischen Zeitschrift, "VON ARDENNEs Arbeiten sind ein erfreuliches Beispiel dafür, wieviel aus scheinbar abgegrasten Gebieten durch gründliche Forschung zu holen ist" (BURSTYN 1926 a, 93). VON ARDENNE versucht mehrere Rundfunkempfängerhersteller für die Produktion eines widerstandsgekoppelten Rundfunkempfängers mit Verstärkerröhren (charakterisiert mit einem Durchgriff unter drei Prozent) zu überzeugen (vgl. VON ARDENNE 1986, 75). 1924 schließt er einen Vertrag über die Verwertung seiner Arbeitsergebnisse mit der Firma 'Radio-Frequenz-Loewe' ab. Der Mitbesitzer und Physiker LOEWE, der sich maßgebend für die Verbreitung des Rundfunks in Deutschland einsetzt, befindet sich mit seiner Firma in finanziellen Schwierigkeiten. Die Firma ist von den ab 1924 auftretenden Absatzschwierigkeiten von hochwertigen Rundfunkempfängern und vom steigenden Konkurrenzkampf der Gerätehersteller während der wirtschaftlichen Deflationsphase betroffen. LOEWE und VON ARDENNE erkennen, dass eine Widerstandsverstärkerschaltung mit verbesserten Verstärkerröhren einen Ansatzpunkt für die Herstellung eines preiswerten Rundfunkempfängers ausmachen. Der Ortempfänger OE 333 wird nach VON ARDENNEs Entwurf und Dimensionierung der Bauelemente von der Firma 'Radio-Frequenz-Loewe' 1924 gebaut (vgl. LOEWE-RADIO o.J., 1).
Störende Nebenschlusskapazitäten des Röhrensockels beeinträchtigen den Frequenzgang des Rundfunkempfängers OE 333. VON ARDENNE vermindert diese Probleme, indem er die Röhren fest einbauen, die Kopplungskondensatoren und Widerstände direkt an die Röhrenstifte anlöten lässt. Der OE 333 entspricht noch nicht einem preiswerten, massenhaft absetzbaren Rundfunkempfänger. Die Betriebskosten sind hoch, zwei teure Anodenbatterien werden benötigt, defekte Röhren können nicht problemlos ausgewechselt wer den. Der Firmen Bauerlaubnisvertrag regelt die hohen Lizenzzahlungen an die Firma Telefunken, das Gerät OE 333 wird zusätzlich verteuert. Die Lizenzzahlungen betragen bis zu 10 Prozent des Nettofakturenpreises auf der Berechnungsgrundlage der im Rundfunkempfänger verwendeten Röhrensockel. LOEWE versucht den Preis des Ortsempfängers durch eine weitere Verbesserung der Röhrencharakteristika und durch die Anwendung von Massenfertigungsprinzipien beim Röhrenbau zu reduzieren. Er kommt auf die Idee, drei Röhrensysteme in einem Glaskolben unterzubringen. Die Schaltglieder werden durch VON ARDENNE genau dimensioniert (vgl. WIENECKE 1987, 31) (14). Es liegen 1925 zu dieser Idee zwei Patentschriften vor: "Mehrere Verstärkersysteme befinden sich in einem gemeinsamen Vakuumgefäß" (DRP 310 604 vom 9.3.1917), "eine Röhre mit mehreren Systemen bzw. mehreren Gittern erhält einen eingebauten Spannungsteiler" (DRP 394 657 vom 16. 9. und 20.10.1920). LOEWE entwickelt zusammen mit seinen Mitarbeitern die Röhre 3 NF zur Produktionsreife. Sie wird als die interessanteste technische Innovation auf der 3. Großen Funkausstellung 1926 bestaunt (vgl. BURSTYN 1926 b, 1125). Die Grundlage der Lizenzgebührenberechnung nach den verwendeten Röhrensockeln im Rundfunkempfänger ist unterhöhlt. Die Röhre 3 NF vereinigt in sich drei Röhrensysteme, benötigt aber nur einen Röhrensockel. Die erneuten Lizenzverhandlungen mit Telefunken führen am 18.12.1926 zum Abschluss von Verträgen, die für die Mehrzahl der Bauerlaubnisnehmer eine Lizenzgebührenermäßigung bewirken (vgl. LUCAE o.J., 89). Die Ermäßigung gibt die Firma 'Radio-Frequenz-Loewe' an die Käufer und Käuferinnen weiter. Das Gerät OE 333 mit der Röhre 3 NF kostet mit Spulensatz 49,30 Reichsmark, somit etwas mehr, als der TarifDurchschnittswochenlohn von 46,02 Reichsmark eines gelernten Arbeiters beträgt (vgl. LEWE 1926, 994). Durch die Produktion der Röhre 3 NF wird der Preis von 49,30 Reichsmark für einen dreistufigen Rundfunkempfänger mit Spulen im Vergleich zum OE 333 auf ein Drittel gesenkt. Der massenhafte Absatz des Rundfunkempfängers OE 333 führt zum wirtschaftlichen Aufstieg der Firma 'Radio-Frequenz-Loewe' (vgl. LUCAE o.J., 88). VON ARDENNE folgert 1986 aus diesen Erfahrungen, "dass Forschungsergebnisse, Erfindungen und Konstruktionen nur dann erfolgreich sind, wenn sie einem aktuellen Bedürfnis der gesellschaftlichen oder wissenschaftlich-technischen Entwicklung entsprechen, also wenn sie zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt entstehen" (VON ARDENNE 1986, 77).
3.2.2 Die Entwicklung der ersten 'integrierten Schaltung' - der Röhre 3 NF - und die Auswirkungen Ihrer Fertigung auf den Produktionsbereich
Die Umsetzung der Idee, drei Verstärkersysteme zusammen mit Kopplungsgliedern in einem Glaskolben unterzubringen, bereitet nach dem Bericht des im Labor von LOEWE arbeitenden Mechanikers WIENECKE außergewöhnliche entwicklungstechnische Schwierigkeiten (vgl. WIENECKE 1987, 31). Die bei dem Evakuierungsprozess der Röhre auftretenden Temperaturen von 400° Celsius, das daraufhin in dem Glaskolben entstehende Hochvakuum verändert die elektrischen Werte der eingebauten Silitwiderstände und der Kondensatoren mit einem Papierdielektrikum. Spezielle Widerstände und Kondensatoren müssen für die Röhre 3 NF entwickelt werden. LOEWE folgert nach der Auswertung von Laborexperimenten mit Bauelementen im Hochvakuum, dass nur Bauteile mit reinen Oberflächen - Glas oder Metall - für den Einbau in die Röhre 3 NF geeignet sind. Diese Erkenntnis setzen LOEWE und seine Mitarbeiter konsequent um. Sie entwickeln in evakuierte Glashüllen eingeschlossene Hochvakuumwiderstände und Kondensatoren mit einem Glimmerfoliendielektrikum (DRP 533 835 vom 9.3.1926). Die hochvakuumbeständigen Bauelemente markieren den entscheidenden Entwicklungsschritt zur Produktionsreife der Röhre 3 NF, sind auf dem Markt konkurrenzlos und werden auch nach Übersee exportiert (vgl. DOUGLAS 1980, 16). Der Prototyp der Röhre 3 NF verstärkt nach Labormessungen die Eingangssignale zufriedenstellend, aber Kopplungen zwischen den einzelnen Verstärkersystemen und Aufladungen der Glaswand führen zur Selbsterregung der Röhre, die der Lautsprecher als Pfeifton wiedergibt. Metallische und isolierende Schutzschirme, die Ableitung der Aufladung der Glaswand zu einem Punkte festen Potentials beseitigen die störende Selbsterregungsneigung der Röhre 3 NF (DRP 532 638 vom 20.7.1927). Die patentgeschützten Neuerungen bei der Röhrenentwicklung und -erstellung verbessern die Verhandlungsposition der Firma 'Radio-Frequenz-Loewe' gegenüber dem Lizenzgeber Telefunken, sichern ihre ökonomische Auswertung und stärken die Marktposition der Firma gegenüber ihren Konkurrenten.
Die Batteriekosten für einen Dreiröhrenrundfunkempfänger können 1925 bis zu 100,- Reichsmark betragen - das übersteigt den doppelten Wochenlohn eines gelernten Arbeiters. Die Betriebskosten beeinträchtigen den angestrebten massenhaften Verkauf von Rundfunkempfängern, LOEWE legt die Senkung der Batteriekosten als ein maßgebliches Entwicklungsziel für die 3 NF fest. Durch die niedrigen Heiztemperaturen der schwach glühenden Thorium- oder Bariumkatoden, eine im Vergleich zu anderen Röhren geringe Anodenstromstärke (2-3 mA) und die Verwendung von nur einer Anodenbatterie statt zwei Batterien wie im OE 333 wird das Ziel entwicklungstechnisch umgesetzt. Die Werbung für den OE 333 und der 3 NF betont diese wichtige Röhreneigenschaft (vgl. Abb. 4).
Durch den Einbau von drei Verstärkerelementen und Kopplungsgliedern werden in einem Glaskolben aktive und passive Bauteile zusammengefasst. Das Prinzip einer 'integrierten Schaltung' wird zum ersten Mal umgesetzt. VON ARDENNE betont, "dass der Einbau eines Verstärkers in einer einzigen Röhre auch rein wirtschaftlich vorteilhafter ist, als die Montage der entsprechenden Teile in der bei Rundfunkapparaten üblichen Form" (1926, 1). Arbeitsschritte der Montage von Rundfunkgeräten werden so in den Teilebau verlagert. Der Einbau einer Röhre, in der der Widerstandsverstärker fixiert ist, vereinfacht die Fabrikation und Montage des Gerätes.
"Die Erzeugung dieser Röhre muss auf große Massen eingestellt und in Fließarbeit möglich sein" (FUNK 1926, 13) - diese Aussage des Funkpioniers VON ARDENNE charakterisiert die Leitidee für die Produktion der 3 NF. LOEWE und sein Mitarbeiter im Röhrenwerk, RÖMHILD, zerlegen den komplizierten mechanischen Innenaufbau der 3 NF in spezielle, getrennt vormontierbare, dem Herstellungsvorgang angepasste Bauelemente. Die Patentschrift "Vakuumsicheres Kopplungselement zum Einbau in Mehrfachröhren" (DRP 533 835 vom 9.3.1926) weist auf die Vorteile der von Teiloperationen bestimmten Montagearbeit hin. "Durch die feste Vereinigung der Vakuumwiderstände und Kondensatoren mittels fester Verbindung zu einem erfindungsgemäßen Bauelement wird u.a. die Fabrikation erleichtert und eine erhöhte Gleichmäßigkeit des Fabrikats erzielt und dementsprechend die Fehlerfreiheit erhöht" (DRP 533 855, 2). Der komplizierte Innenaufbau des Labormodells der Röhre 3 NF ist stoßempfindlich, die Röhre ist nicht versandfähig. Mechanische Versteifungen aus Isolierstoff, Ein- oder Anschmelzen der Elektroden erhöhen die Festigkeit (DRP 533 835). Spezielle Pappkästen, in denen die 3 NF an Gummischnüren aufgehängt wird, werden für den Versand entwickelt (vgl. FUNK 1926, 19f.). Neue fertigungstechnische Verfahren zum Evakuieren der 3 NF müssen entwickelt werden. Die spezielle Katodenkonstruktion der 3 NF verhindert eine Evakuierung des Glaskolbens nach dem Verfahren für Einfachröhren, bei denen ein hoher Anodenstrom die Anodenbleche zum Glühen bringt. LOEWE entwickelt die induktive Hochfrequenzerhitzung. Eine vom Löschfunkengenerator erzeugte Hochfrequenz bringt über eine Spule die Anodenbleche der 3 NF zum Glühen (vgl. WIENECKE 1987, 32).
Die Röhre ist so aufgebaut, dass die Fertigungsoperationen in systematisch aufeinanderfolgenden Arbeitsschritten arbeitsteilig ausgeführt werden können. Die Arbeitsorganisation in der Röhrenherstellung und in der Montage am OE 333 wird durch Arbeitsplatzstudien in systematische, isolierte, vereinfachte Teiloperationen zerlegt. Die bis zu diesem Zeitpunkt in der Rundfunkgeräteherstellung zersplitterten und nebeneinander laufenden Arbeiten werden bei der Firma 'Radio-FrequenzLoewe' zu einem kombinierten Betriebsprozess zusammengefasst. Die Momente der Spezialisierung und Intensivierung der Arbeit werden genutzt, um die Produktion zu beschleunigen. Die Lohnkosten der lebendigen Arbeit werden in diesem Betrieb gesenkt. LOEWE greift dabei auf Entwicklungen der maschinellen Serien- bzw. Massenfertigung zurück, die RUKOP seit 1916 bei der Firma Telefunken entwickelt. Durch Serienfertigung können ungelernte Arbeiter (meistens die schlecht bezahlten Arbeiterinnen) beschäftigt werden (HAUSSER-GANSWINDT 1927, 7). Die erforderlichen Qualifikationen sind gering, sie können schnell vermittelt bzw. erworben werden. Die Umwälzung in der Organisation der Produktion macht es möglich, auch wenig qualifizierte Arbeitskräfte - vor allem Frauen - einzubeziehen.
3.3 Die Telefunken Arcolette 1 mit der Montageplatte - der ersten 'gedruckten Schaltung'
3.3.1. Die Interessen der Firma Telefunken und Ihres Chefingenieurs Graf ARCO
EWALD, Leiter der Rundfunkabteilung der Firma Telefunken, formuliert das Firmenziel: der Rundfunk muss zu einer dauernden und schließlich unentbehrlichen technischen Einrichtung für die Massen gemacht werden (vgl. EWALD 1928, 25). Nach EWALD muss die Geräteindustrie drei Konstruktionsziele verfolgen: "Verbilligung der Empfänger, Verbesserung der Empfangsqualität und Vereinfachung der Bedienung" (EWALD 1928, 25). Der ökonomische Erfolg der Firma Radio-Frequenz-Loewe beruht auf der Umsetzung dieser Ziele, vergegenständlicht in dem OE 333.
Graf ARCO, Vorstandsmitglied von Telefunken, informiert sich im Labor von VON ARDENNE über den Rundfunkempfänger OE 333 mit der in der Röhre 3 NF fixierten Widerstandsverstärkerschaltung (vgl. VON ARDENNE 1986, 78). Telefunken entwickelt 1926 die Arcolette 1 als Konkurrenzmodell zum OE 333, benennt es werbewirksam nach dem in Deutschland bekannten Funkpionier Graf ARCO. Die Konstrukteure verwirklichen die während des ersten Weltkrieges von Telefunken patentrechtlich abgesicherten Forschungsergebnisse mit Widerstandsverstärkerschaltungen (DRP 305 535, DRP 339 827, DRP 343 704). Die gerätetechnische Umsetzung kann nach der Entwicklung von Röhren mit einer hohen Spannungsverstärkung und einem Durchgriff unter drei Prozent erfolgen. Eine Kostensenkung der Empfängerproduktion durch eine Innovation im Bereich der Bauelemente (wie bei der Röhre 3 NF erfolgreich verwirklicht), scheidet für Telefunken 1926 aus. Die Firma Radio-Frequenz-Loewe sichert die Entwicklungsergebnisse bei der Röhre 3 NF patentrechtlich ab. Telefunken ist nicht bereit, die bei der Patentnutzung erforderlichen Lizenzzahlungen zu leisten. In der Konstruktionsabteilung von Telefunken wird unter der Leitung von Graf ARCO ein preiswertes, einfach zu bedienendes Rundfunkgerät mit dreistufiger Widerstandsverstärkerschaltung konzipiert. Keine Mehrfachröhre wurde genutzt, sondern zwei Einfachröhren RE 054 und eine RE 154 bestücken den Widerstandsverstärker. Telefunken ist Lizenzgeber, wichtigster Teilhaber am Lieben Konsortium (7/8) und muss nicht (wie die anderen Mitglieder vom Verband der Radioindustrie e.V.) Lizenzgebühren auf Grundlage der im Rundfunkempfänger verwendeten Sockelzahl abführen. Die Konstrukteure von Telefunken beschreiten einen anderen Weg der Massenfertigung. Sie rationalisieren die arbeits-und kostenintensive Handmontage der einzelnen Bauelemente zu einem Rundfunkempfänger. Bei der Arcolette 1 wird auf die Verwendung normierter Einzelteile im wesentlichen verzichtet. Eine Presse prägt mechanisch sämtliche elektrischen Verbindungen in einem Druckvorgang - das Prinzip der 'gedruckten Schaltung ' ist entwickelt. Dieses wird zu einer zentralen Methode zur Herstellung elektronischer Schaltungen für die Informations- und Kommunikationstechnologien weiterentwickelt. Gedruckte Schaltungen werden heute mittels Siebdruck auf eine kupferkaschierte Basisplatte aufgebracht und dann im Ätzbad weiterbehandelt.
3.3.2. Die Fabrikation der Arcolette 1 nach Massenfertlgungsgrundsätzen und Ihre Auswirkungen auf die Produktion
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Rundfunkabteilung von Telefunken orientieren sich bei der Einführung von Massenfertigungsgrundsätzen an Entwicklungen und Erfahrungen der amerikanischen Funkindustrie. Für EWALD besteht die amerikanische Errungenschaft darin, "dass an sich bekannte Prinzipien in eine für die Massenherstellung geeignete Form gebracht und verbreitet" werden (EWALD 1927, 49). EWALD grenzt sich von den in der deutschen Rundfunkempfängerproduktion geltenden Prinzipien der Feinmechanik ab. Nach diesen Prinzipien legen die Konstrukteure Wert auf eine gediegene Ausführung der Einzelteile. Der Innenaufbau soll möglichst symmetrisch angelegt und exakt ausgeführt werden. Die Bedienbarkeit und die Form des Gehäuses wird nicht analysiert und dem Zufall überlassen (vgl. EWALD 1927, 51). Der Entwurf und die Fertigung der Arcolette 1 gründet auf Erfahrungen mit der Großserienfabrikation des Rundfunkempfängers Telefunkon 3. 1924/25 fertigt Telefunken von dem Telefunkon 3 eine erste Serie von 10000 Stück. Durch Stanzen und Prägen geformtes Blech wird weitgehend zur Herstellung der Einzelteil verwendet und mit Nieten verbunden (vgl. EWALD 1927, 51). Die Konstrukteure vermeiden die zeitintensive mechanische Nachbearbeitung der Teile und die arbeitsintensiven Schraubverbindungen. Die Herstellungskosten können gesenkt, ungelernte Arbeiter und Arbeiterinnen je nach Produktionssaison eingestellt oder entlassen werden. Verringerte Anforderungen werden an die Qualifikation der bei der Herstellung von Bauelementen und der Montage von Rundfunkempfängern beteiligten Menschen gestellt. Die Konstrukteure und Einwicklungsingenieure versuchen, "die Einzelteile ihrem elektrischen Zweck auf vollkommenste Weise anzupassen unter möglichst weitgehender Verbilligung und ohne Rücksicht auf das Aus sehen und die Verwendbarkeit außerhalb der in Aussicht genommenen Anordnung" (EWALD 1927, 52). Neue Normen werden gesetzt, die Bauelemente sind nur noch bedingt für Rundfunkbastler verwendbar. Die Konstrukteure unter der Leitung von Graf ARCO beziehen im Vergleich zum Telefunkon 3 bei der Arcolette 1 die technische Umsetzung der Rundfunkempfängerschaltung nach Massenfertigungsprinzipien in den Konstruktionsentwurf mit ein. Jedes Teil einschließlich der Leitungen wird auf die zum Teil mechanische Montage der Arcolette 1 hin konstruiert. Bei der Montage stellt eine Presse mechanisch mit einem Druck sämtliche elektrischen Verbindungen her (vgl. EWALD 1927, 52). Die Montageplatte der Arcolette 1 zeigt die Buchsen für die drei Röhrensockel, die Leiterbahnen zur elektrischen Verbindung der einzelnen Bauelemente (Abb. 5).
Durch den Einsatz der Presse wird die Arbeitsverrichtung, die arbeits- und kostenintensive Handmontage bei dem Zusammenbau eines Rundfunkempfängers vereinfacht. Die Arbeitsmittel werden weiter entwickelt, die Arbeitskraft zeitintensiver eingesetzt. Die Arbeitsverrichtungen bei der Montagearbeit des Rundfunkempfängers Arcolette 1 werden einer Arbeitsanalyse unterzogen, der zeitliche und räumliche Arbeitsablauf systematisch organisiert. Einzelne Arbeitsstufen der Montagearbeit bei der Arcolette 1 (vom Herstellen des Gehäuses bis zur Röhrenbestückung) werden im Zeitverlauf geplant, die Anordnung der Arbeitsplätze auf den Zeit- und Fertigungsverlauf abgestimmt. Arbeitsvorgaben und Zeitvorgaben verringern die bisher auftretenden erholsamen Wartezeiten. Grundsätzlich bewirkt die konsequente Einführung der Massenproduktionsmethoden eine Intensivierung der Arbeit. Die Tätigkeit der Arbeitenden wird einfacher. Die konsequente Einführung von Massenfertigungsgrundsätzen macht es möglich, die Arcolette 1 mit Abstimmungssatz, Batterieleitung mit Steckern und den drei Röhren für 39,50 Reichsmark zu verkaufen (vgl. PROHASKA BRUTTOPREISLISTE 1928 b, 2) (15).
3.3.3. Die Gestaltung des OE 333 und der Arcolette 1
Die Gestaltung der Rundfunkempfänger OE 333 und Arcolette 1 sollen weder nach Kriterien wie 'Schönheit' oder 'Ausgefallenheit der Form' bewertet, noch sollen ausschließlich die Endergebnisse der Gestaltung miteinander verglichen und nach stilistischen Merkmalen eingeordnet werden (16). Ästhetik als Kategorie wird bei der Beurteilung der konkreten Gestalt nicht kunstästhetisch aufgefasst, sondern an den komplexen Gebrauch und die Bedingungen der materiellen Produktion der Rundfunkempfänger in der spezifisch historischen Situation gebunden. Der 'Gebrauch' wird als Prozess-Kategorie verwendet, seine Dimensionen sind jeweils individuell und gesellschaftlich im historischen Kontext zu bestimmen (17). Der vom Subjekt ausgeführte aktive Teil des komplexen Gebrauchs besteht in den umfassenden Tätigkeiten der Bedienung des Rundfunkempfängers, wobei das Ästhetische als Genuss dieser Vorgänge aufzufassen ist. In dem passiven Teil des komplexen Gebrauchs steht der Rundfunkempfänger zur Umgebung, wird angeschaut und in die Wohnsituation mit einbezogen.
"Der rationelle Kern des Dings, das der Designer entwerfen soll, ist sein Gebrauchswert. Diesen will der zukünftige Käufer besitzen, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Der Designer versucht also notwendig, die zukünftige Konsumption der Dinge, die er entwirft, mitzudenken. Er untersucht mögliche Gebrauchsweisen und Gebrauchseigenschatten der zu entwerfenden Ware " (FRIEMERT 1978, 8). Die vom Designer oder Konstrukteur antizipierten Gebrauchsweisen und Gebrauchseigenschaften sind in der Gestalt des Rundfunkempfängers vergegenständlicht . Bei der folgenden Analyse der Gestalt des OE 333 und der Arcolette 1 wird der Prozess ihrer Entstehung nachvollzog en. Dabei wird der Frage nachgegangen, welche Probleme des Gebrauchs die Gestaltung bestimmen. Die für die Gestaltung maßgeblichen Interessen werden untersucht.
Die Gestaltung von physikalisch-technischen Apparaten prägt bis zum Jahr 1926 auch die Gestaltung von Rundfunkempfängern. EWALD kennzeichnet sie "als drahtlose Telephonieempfänger für Liebhaber technischer Experimente, deren Frontplatte mit Bedienungsgriffen und Bezeichnungsschildchen übersät sind" (EWALD 1928, 25). Die Kompliziertheit der Bedienung steht einer massenhaften Verbreitung entgegen. Im Vergleich zu anderen Rundfunkempfängern vereinfacht die Firma Radio-Frequenz-Loewe deutlich die Bedienbarkeit des OE 333 und verbessert so seine Gebrauchsweisen. Die Abstimmung auf die Wellenlänge der zu empfangenden Sendestation erfolgt mit dem Drehknopf des Abstimmkondensators, nachdem zuvor bei der erstmaligen Inbetriebnahme des Gerätes die Spulen des Spulenkopplers entsprechend der Wellenlänge des Ortssenders ausgewählt und eingesteckt werden. Der Spulenkoppler ermöglicht durch Drehung der beweglichen Spule gegenüber der feststehenden eine Veränderung der Lautstärke und eine Verminderung von örtlichen Störern (vgl. LOEWE-RADIO o.J., 2). Die Gestaltabsicht der Firma Radio-Frequenz-Loewe für den OE 333 gründet auf die bis 1926 traditionell ausgeprägten Formen für technisch unkomplizierte Rundfunkempfänger. Mit einfachen Mitteln handwerklicher Konfektion (etwa in Metallwarenbetrieben oder Tischlereien) wird ein Gebilde aus gekantetem Blech oder Holz gebaut. "Es ist eher eine Kiste mit doppelter Aufgabe: sie umschließt als Gehäuse die spannungsführenden Teile und trägt als Basis technische Teile wie Röhren und Spulen" (FRIEMENT 1986, 37). Die Firma Radio-Frequenz-Loewe experimentiert nicht mit anderen Gestaltungsmöglichkeiten für Rundfunkempfänger nach Kriterien wie Eignung für die Massenfertigung, Erreichung eines optimalen Gebrauchswertes oder Verwendung eines anderen Werkstoffes als Holz. Der OE 333 besteht aus einem quaderförmigen Holzkasten (Breite 19 cm, Höhe mit der 3 NF 21 cm, Tiefe 14 cm), auf seiner Basisplatte befinden sich die aufgesteckten Spulen, die Röhre 3 NF, der Drehknopf für den Abstimmkondensator und ein Schalterknopf . Der technische Charakter des Gerätes ist offensichtlich und nicht verborgen. Ein technisch identisches Gerät wird als 'Loewe Luxus-Ortsempfänger' zum Preis von 46,25 Reichsmark anstatt 39,50 Reichsmark (ohne Spulen) angeboten (BAUER 1927, 3). Mahagoni ersetzt das Eichenholz beim Holzkasten oder das Äußere des Kastens wird farbig marmoriert. Es ist ein erster Schritt vom Apparatebau zum 'Möbelbau'. Das Endziel dieser Entwicklung besteht bei der Firma Radio-Frequenz-Loewe und anderen Firmen darin, den technischen Charakter des Gerätes zu verbergen und die Rundfunkempfänger in das Mobiliar einer Wohnung einzufügen.
Der von jedem Familienmitglied bedienbare, massenhaft absetzbare Rundfunkempfänger gilt 1926 als das Entwicklungsziel der Firma Telefunken (vgl. EWALD 1927, 51). Die Konstrukteure entwerfen die konkrete Gestalt der Arcolette 1 mit spezieller Gestaltungsabsicht unter Berücksichtigung von Kriterien eines hohen Gebrauchswertes und der Eignung für die Massenfertigung. Die Gebrauchsweisen und Gebrauchsmöglichkeiten eines Rundfunkempfängers werden vor der Gestaltung der Arcolette 1 analysiert. Bei der Konstruktion des OE 333 wird nur auf eine Vereinfachung der Bedienung geachtet.
Die Röhren sollen vor Staub und Stoß geschützt werden und deshalb nicht offen zugänglich sein. Ein rechteckiges Blechgehäuse umschließt den Widerstandsverstärker samt Röhren, aus der Sockelkiste ist ein Gehäuse entstanden. Der für das Gehäuse verwendete Werkstoff Blech ist preiswert, leicht zu formen und robust, eine Kräusellackierung schützt vor Stoß und Korrosion. Durch eine produktionsgerechte Gestaltungsweise werden Schraubverbindungen vermieden, sowohl das Gehäuseoberteil als auch das Gehäuseunterteil aus Blechplatten gestanzt und geformt. Die erforderlichen Anschlussbuchsen sind nach Gebrauchskriterien geordnet am Gehäuseoberteil angebracht. Die geringen Abmessungen der Arcolette 1 (Breite 16 cm, Höhe 17 cm, Tiefe 12 cm) werden in Rundfunkkatalogen hervorgehoben (vgl. PROHASKA 1928 a, 42). Die Konstrukteure nehmen verschiedene Gebrauchsmöglichkeiten und Gebrauchsweisen der Arcolette 1 an, um durch universellere Einsatzmöglichkeiten eine zahlenmäßig große Käufergruppe anzusprechen, um so die Stückzahlen zu erhöhen.
"Die Arcolette allein ohne Abstimmsatz kann von jedem Bastler als hochwertiger Niederfrequenzverstärker benutzt werden; sie vereinfacht den Bau eines Mehrröhrengerätes wesentlich und ergibt völlig verzerrungsfreien Empfang" (PROHASKA 1928 a, 41), sie kostet 35,- Reichsmark (vgl. BRUTTO-PREISLISTE 1928 b, 2). Durch einfaches Aufstecken eines Abstimmsatzes in die Anschlussbuchsen auf der Gehäuseoberseite wird das Arcolette Grundmodell zum Rundfunkempfänger Arcolette 1. Zur Abstimmung auf die Wellenlänge des Ortssenders ist nur die Drehung des Schalterknopfs am Abstimmsatz notwendig - der Gebrauch des Rundfunkempfängers ist so bedeutend vereinfacht. Ein speziell für die Arcolette 1 konstruiertes Vorsatzgerät ermöglicht Fernempfang (vgl. PROHASKA 1928 a, 41) und kostet 21, Reichsmark (vgl. BRUTTO-PREISLISTE 1928 b, 2).
Mit der Arcolette 1 verwirklicht die Firma Telefunken 1926 eine am Gebrauchswert orientierte Gestalt von Rundfunkempfängern, die als Umschlagpunkt in der formalen Gestaltung gelten kann. Der Rundfunkempfänger wird als ein Gerät aufgefasst, dessen technischer Charakter offensichtlich bleiben soll und nicht als ein Möbelstück, das dem jeweiligen Stil des vorhandenen Mobiliars angepasst werden muss. Die in der Arcolette1 vergegenständlichte Auffassung von der Gestaltungsweise eines Rundfunkempfängers wird ab 1927 hauptsächlich beim Bau von kommerziellen Rundfunkempfängern weiterverfolgt. Erst Ende der fünfziger Jahre greifen Designer der Firma BRAUN diese Gestaltungsweise wieder auf.
4. Die mittelbaren Auswirkungen des OE 333 und der Arcolette 1 auf den Reproduktlonsberelch
Durch den Anschluss eines Lautsprechers wird der Hörer physisch vom Gerät getrennt, der Raumklang, Radiohören als Begleiterscheinung bei den Tätigkeiten wird populär. Die gesellschaftliche und individuelle Kommunikation verändert sich. Diskussionen über den Inhalt von Rundfunksendungen nehmen ab 1926 zu. Der Staat baut mit der Gründung der 'Reichs-Rundfunkgesellschaft' ein zentralistisch durchgreifendes Leitungsinstrument auf. Die Lenkung des Programms im politisch aktuellen Bereich nimmt die dem Reichsinnenministerium unterstehende DRADAG (Drahtloser Dienst AG) vom 1. 9.1926 an auf. Die vom Postminister HÖFLE 1923 formulierte Ausgangposition der Reichspost, nach der "der Rundfunk weitesten Kreisen des Volkes gute Unterhaltung und Belehrung durch drahtlose Musik, Vorträge und dergleichen verschaffen" (zit. nach LERG 1980, 130) und dem Reich neue wichtige Einnahmequellen erschließen soll, ist erreicht. Eine Gegenposition zu den staatlichen Machtinteressen stellen radiobastelnde Arbeiter auf. Sie haben sich in 'Arbeiter-Radio-Clubs' zusammengeschlossen, tauschen Teile aus, bauen sich Rundfunkgeräte oder verändern sie. Darüber hinaus sind sie bemüht, auf die Rundfunkgesetzgebung einzuwirken. Sie richten ihre Forderungen an BREDOW, den 'Rundfunkkommissar des Reichsministers' (vgl. DAHL 1982, 57). Die Betriebserlaubnis für einen eigenen Sender ist die Maximalforderung des 'Arbeiter-RadioClubs'. Der Rundfunk soll zu einem Forum freier gesellschaftlicher Kommunikation werden. Eine Alternative zu der vom Staat gewünschten Rundfunkentwicklung ist formuliert, kann jedoch nicht durchgesetzt werden (vgl. ROSS 1982, C 51)...)
Das Gerät OE 333 ist so preiswert, dass sich ab Ende 1926 der Selbstbau von Ortsempfängern nicht mehr lohnt. Die Kosten der benötigten Bauelemente übersteigen den Gerätepreis. Radiobastler versuchen den Fernempfang von Sendern mit Vorsatzgeräten zu erreichen, die preiswerter sind als die von Loewe und Telefunken angebotenen. FUNK gibt in dem von VON ARDENNE autorisierten Buch "Die Mehrfachröhre und ihre Verwendung im Selbstbau" entsprechende Hinweise. Der Konkurrenzkampf und der technische Fortschritt der Firmen Radio-FrequenzLoewe und Telefunken zahlt sich hier für die Hörer und Hörerinnen aus. Die Arbeiterradiobewegung diskutiert zunehmend den Inhalt von Rundfunksendungen. Eine Diskussion, an die heute nach der teilweise erfolgten Einführung des Privatfunks dringend angeknüpft werden müsste. Ein weiteres Betätigungsfeld der Arbeiterradiobewegung ergibt sich in dem möglichst preiswerten Bau von Verstärkeranlagen für Kundgebungen (vgl. DAHL 1983, 55-56).
5. Perspektiven für die Erschließung der historischen Rundfunktechnik
In der vorliegenden Fallstudie sollen die im OE 333 und in der Arcolette 1 vergegenständlichten Interessen auf dem Hintergrund politischer und ökonomischer Bedingungen und Wirkungen sowohl im Herstellungs- als auch im Verwendungsbereich aufgezeigt werden. Die weitere Bearbeitung dieses Themas wird wesentlich unter folgenden Perspektiven gesehen:
Erstens: Die Kriterien für die Bestimmung von Umschlagphasen in der Rundfunkentwicklung und deren Gewichtung müssen methodologisch und methodisch ausgearbeitet werden.
Zweitens: Die Veränderungen im Bau von Rundfunkgeräten und die dadurch bedingte Veränderung der lebendigen Arbeit müssen z.B. in Richtung der Änderung von Qualifikationsanforderungen erforscht werden. Die Geschichte der Rundfunkentwicklung kann als ein wichtiger Abschnitt der Geschichte der Frauenarbeit angesehen werden. Die Veränderungen im Produktionsbereich sind durch Quellenstudium zu erschließen, damit genaue Urteile über die Sachverhalte und Entwicklungen möglich werden.
Drittens: Neuorientierte Allgemeinbildung schließt den gesamten Bereich menschlicher Erfahrung, Wahrnehmung und Gestaltung mit ein (vgl. KLAFKI 1985, 61). Ästhetische Fragestellungen, Fragen, die mit der Produktgestaltung zusammenhängen, müssen im Unterricht einen Platz haben. Die Fragen lauten: Welche Interessen bestimmen die grundsätzlichen Gestaltungsweisen von Rundfunkempfängern in ihrer historischen Entwicklung? Welche physikalischen, technischen und ergonomischen Erfordernisse prägen die Form von Rundfunkgeräten? Welche Umschlagphasen existieren bei dem Entwurf und der Herstellung von Rundfunkgeräten? Welche Unterschiede bei den Gestaltungsweisen sind im internationalen Vergleich aufgrund welcher Begründungszusammenhänge feststellbar? Grundsätzlich muss eine an der komplexen Gebrauch eines Rundfunkempfängers gebundene Ästhetik formuliert werden.
Viertens: Die erkenntnistheoretische Einbindung der Interdependenzen der Rundfunkentwicklung in einen technische Bildung intendierenden Vermittlungsprozess muss verfolgt werden, wobei die vorliegende Fallstudie im Vorfeld einer didaktischen Strukturierung anzusiedeln ist.
"Sollten Sie dies für utopisch halten, so bitte ich Sie, darüber nachzudenken, warum es utopisch ist." BRECHT, Radiotheorie (18).
Anmerkungen
(1) Vgl. z.B. die inhaltlich unterschiedlichen Positionen zwischen BUNDESMINISTER FÜR BILDUNG UND WISSENSCHAFT (1986), KÖRFGEN (1987) und DUISMANN in diesem Band.
(2) Es soll die seit dem 17.8.1926 offizielle Bezeichnung Rundfunk (AMTSBLATT DER RPM 1926, 70, 369) verwendet werden, weil der Gesamtbegriff die Vielfalt der Einzelbereiche, wie z.B. Rundfunktechnik, Rundfunksender oder Rundfunkempfänger umfasst. Zum geschichtlichen und etymologischen Hintergrund dieses Begriffes vgl. LERG (1980, 23ff). Auf die in der Auseinandersetzung mit den neuen Technologien wie ISDN wichtige inhaltliche Neufassung des Rundfunkbegriffs kann in diesem Beitrag nicht eingegangen werden.
(3) Der Begriff ist nicht klar gefasst. Bei den Historikern wird er in Zusammenhang mit der Gliederung der historischen Zeit in bestimmte Perioden oder Epochen verwendet (vgl. BECHER 1985, 93ff)
(4) Die Fallstudie basiert auf einem Vortrag, der auf der 7. Fachtagung der GATWU anlässlich der Didakta in Hannover im Februar 1987 gehalten wurde (vgl. JATZKE WIGAND , H.: Eine kommunikationstechnologische Fallstudie zur historischen Rundfunktechnik: Der Loewe Ortsempfänger OE 333. In: OBERLIESEN, R.: Allgemeinbildung und Arbeit, Technik, Wirtschaft im Unterricht, Oldenburg 1987, 379-395) .Sie ist Teil einer Forschungsarbeit, die weitergeführt wird und eine technisch -sozialgeschichtliche Analyse des Rundfunks als einen ausgewählten Bereich der Kommunikationstechnologie zum Inhalt hat.
(5) In diesem Beitrag werden der OE 333 und die Arcolette 1 als Rundfunkempfänger bezeichnet. Die Rundfunkempfänger müssen zum Lautsprecherempfang eines Senders zu einer Rundfunkanlage zusammengestellt werden. Die Rundfunkanlage besteht aus der Antenne (Zimmerantenne oder Hochantenne), der Spannungsversorgung (Akkumulator oder Batterie für die Kathodenheizung, Anodenbatterie) und einem Lautsprecher.
(6) 1923 wird die Gesellschaft in "Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H." (OHNE VERFASSER 1928, 287) umbenannt. In diesem Beitrag wird die in der Literatur gängige verkürzte Gesellschaftsbezeichnung Telefunken verwendet.
(7) Seit ihrer Gründung erhält Telefunken bis 1928 1004 deutsche Reichspatente (vgl. BRONK 1928 , 106). Sie verfügt mit über Basispatente wie u.a. das Lieben Patent (DRP 179 807). 1912 wird das Lieben Konsortium zur Übernahme der Patente von Lieben und seinen Mitarbeitern Reiss und Strauss von den Firmen AEG, Feilten Guillaume Carlswerde AG, Siemens & Halske und Telefunken gegründet.
(8) Telefunken besitzt außer den grundlegenden eigenen Patenten und der Führung im Lieben Konsortium Verträge mit in- und ausländischen Firmen. Sie kann über die Schutzrechte ihrer Stammfirmen AEG und Siemens, der Marconi Gesellschaft in London, der RCA, der General Electric und der Westinghouse in New York sowie der Compagnie Generale de Telegraphie sans Fils (CSF) in Paris verfügen (vgl. LUCAE ohne Jahr, 41.
(9 ) In den Katalogen der Rundfunkgroßhandlungen wie RADIO DIER, RADIO PROHASKA, RADIO BAUER und RADIO BRUNS sind die einzelne Rundfunkgeräte einzeln aufgeführt. Die einzelnen Entwicklungen können deshalb anschaulich nachvollzogen werden.
(10) Der "Verband der Radioindustrie e.V." wird 1923 von Mittel- und Kleinbetrieben gegründet. Er dient der Interessenvertretung gegenüber den Großfirmen Telefunken, AEG, Siemens und Lorenz. 1924 wird er in den "Verband der Funkindustrie e.V." umbenannt.
(11) Der Hörbereich des Menschen liegt ungefähr zwischen 16 Hz und 16 kHz.
(12) "Der Durchgriff D ist ein von BARKHAUSEN eingeführtes Maß dafür, wievielmal schwächer eine Anodenspannungsänderung auf den von der Kathode kommenden Elektronenstrom einwirkt als eine gleich große Gitterspannungsänderung.. Der Durchgriff gibt den prozentualen Anteil der Anodenwechselspannung an, welcher am Gitter wirksam gedacht, dieselbe Steuerwirkung auf den Anodenstrom wie die Anodenwechselspannung ausübt" (PITSCH 1959, 120).
(13) Auf die in den Zwanziger Jahren umfangreiche Diskussion in den Rundfunk und Elektrozeitschriften über die Wirkungsweise von Widerstandsverstärkern, der Dimensionierung der einzelnen Bauteile soll im Rahmen dieses Beitrages nicht eingegangen werden. Umfangreiche Literaturangaben zu diesem Bereich sind in der Fußnote zu VON ARDENNEs Aufsatz "Frequenzabhängigkeiten bei Widerstandsverstärkern" im Funkbastler zu finden (vgl. VON ARDENNE 1927, 267).
(14) Es ist ungeklärt, wer auf den Einfall kam, drei Röhrensysteme mit Kopplungsgliedern in einen Glaskolben einzubauen. ARDENNE berichtet von seinem Einfall "Siegmund Loewe vorzuschlagen, alle Röhrensysteme und Kopplungsglieder in einem einzigen Glaskolben unterzubringen " (ARDENNE 1983, 2). Es ist unwahrscheinlich, dass LOEWE nicht von den Vorläuferpatenten wusste.
(15) Nur der Vergleich kompletter Rundfunkanlagen, wobei die jährlichen Batteriekosten miteinbezogen werden, lässt einen Kostenvergleich zwischen dem OE 333 und der Arcolette 1 zu. Die Radiozentrale Alexander v. Prohaska stellt komplette Rundfunkanlagen für den OE 333 und der Arcolette zusammen. Dabei sind die Kosten für beide Anlagen gleich (vgl. PROHASKA 1928, 190).
(16) Rundfunkempfänger werden in Ausstellungen oft losgelöst vom historischen und gesellschaftlichen Gebrauchszusammenhang präsentiert und nach den heutigen geschmacklichen Codierungen bewertet, nach den verwendeten Gehäusematerialien (vgl. KÖLSCH 1983, 79-94) oder stilistisch (vgl. BANGERT 1983, 50-57) eingeordnet.
(17) Die Prozesskategorie 'Gebrauch' schließt beim Gebrauchen von Rundfunkempfängern auch die Veränderung der individuellen und gesellschaftlichen Kommunikation durch das Hören und Verarbeiten von Rundfunksendungen mit ein. Vergleiche zu diesem wichtigen Punkt ANDERS 1956, 97-213.
(18) Zitiert nach ENZENSBERGER 1970
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Der Rundfunk in Deutschland. Entwicklungen - Strukturen - Probleme. In: Hans-Bredow lnstitut für Rundfunk und Fernsehen an der Universität Hamburg (Hrsg.): Internationales Handbuch für Rundfunk und Fernsehen 1982/83. Hamburg 1982
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Die Loewe-Dreifachröhre. In: Funkgeschichte 57, Düsseldorf 1987, 29-32
Quelle:
Jatzke-Wigand, H.: Eine Fallstudie zur historischen Kommunikationstechnologie: Der 'Loewe Ortsempfänger OE 333' und die 'Telefunken Arcolette 1'. In: Duismann, G. H.; Struwe, K. (Hrsg.): Arbeitslehre/Polytechnik Ein Beitrag zur neuen Allgemeinbildung, Oldenburg 1988, 321-352