Hartmut Jatzke-Wigand
 
Hartmut Jatzke-Wigand: Unterhaltungselektronik Geschichte

Hartmut Jatzke-Wigand

Unterhaltungselektronik (1)


1923 Rundfunk

Am 29.10.1923 beginnen in Berlin die Ausstrahlungen regelmäßiger Rundfunksendungen der "Radio Stunde AG". Sie begeistern eine ständig wachsende Zuhörerschafft , obwohl das Rundfunkhören genehmigungspflichtig und kostspielig ist. 1924 gibt es 7324 gemeldete Teilnehmer und ca. 70 000 Schwarzhörer, 1926 erteilt die Post bereits 1 022 294 Rundfunkgenehmigungen. (2)
Ausgangsbasis für die umwälzende Kommunikationstechnologie Rundfunk ist der von Heinrich Herz 1888 erbrachte experimentelle Nachweis der Ausbreitung elektromagnetischer Wellen. Besonders die 1903 gegründete Firma Telefunken verzeichnet maßgebliche Erfolge bei der Erforschung physikalischer und technologischer Grundlagen der drahtlosen Telegraphie und Telephonie. (3) Durch die intensivierten Forschungen während des ersten Weltkrieges sind bis 1918 die technologischen Prinzipien für Sendung und Empfang akustischer Signale gegeben.
Die Rundfunkgeräte unterliegen ab 1923 einer rapiden technologischen Entwicklung – viele einfache Detektor- und Röhrengeräte bauen sich die Bastler der ständig wachsenden Radiobewegung eigenständig zusammen. Das Empfangen von Rundfunksendungen setzt die Beherrschung eines Apparate-Ensembles voraus. Dessen Bedienung ist noch kompliziert, sie erfordert elektrotechnische Fachkenntnisse. Grundsätzlich sind in dieser Zeit Rundfunkgeräte von den Gestaltungsprinzipien physikalisch technischer Apparate geprägt. Technisch aufwendige Geräte wie der Siemens D-Zug von 1924/25 bestehen aus der Addition alleinstehender, mit Leitungen verbundener Komponenten. Die sichtbaren Teile an den Gehäusevorderseiten stehen in einer geordneten Beziehung zueinander, es fehlen dekorative Elemente.
Einen ersten Gebrauchswertstandard für Rundfunkempfänger setzen 1926 die Firmen Telefunken und Loewe mit den Ortsempfängern Arcolette 1 und OE 333 (4)(5). Das Blechgehäuse der Arcolette 1 produziert Telefunken in Massenfertigung. Die Techniker entwickeln bei der Verbindung der einzelnen Bauelemente das Prinzip der 'gedruckten Schaltung'. Die zentrale technologische Innovation des OE 333 besteht in der Zusammenführung von drei Röhrensystemen innerhalb eines Glaskolbens – es entsteht die erste 'integrierte Schaltung' . Von dem OE 333 fertigt Loewe bis 1932 ca. eine Million Exemplare. Beide Geräte sind einfach zu bedienen und kosten etwa ein Drittel des Preises herkömmlicher Rundfunkgeräte.

 

1897 Grammophon mit Schellackplatten

Die Durchsetzung des Mediums Rundfunk knüpft an den großen Erfolg des Grammophons – von Emil Berliner 1887 mit waagerechtem runden Plattenteller als Patent angemeldet - an. Mit der ebenfalls von Berliner 1897 entwickelten Schellackplatte lassen sich beliebige Stückzahlen pressen. Die Berliner Firma Odeon stellt 1904 auf der Leipziger Frühjahrsmesse die zweiseitig bespielbare Schellackplatte vor. 1907 löst der Tango in den Metropolen eine Welle der Begeisterung aus. Die Schallplatte ist bereits als ausgereiftes Produkt massenhaft absetzbar.
Bis Anfang der dreißiger Jahre erfolgt die Abtastung von Schallplatten mechanisch. Die Bewegung der Nadel wird auf eine Membranmitte übertragen, die dabei entstehenden Schallwellen über ein trichterförmiges Rohr abgestrahlt. (6) Ab 1925 revolutionieren elektroakustische Aufnahme- und Wiedergabeverfahren die Phonotechnik. Die modernen Medien Film, Rundfunk und Schallplatte verstärkten und bereichern sich gegenseitig – so verkaufen Geschäfte 1928 innerhalb von vier Wochen von Al-Jolsons Tonfilmschlager Sunny Boy weltweit zwölf Millionen Schallplatten. (7)

 

1927 Gerätegestaltung

1927 beginnt ein Umbruch in der Gestaltung von Rundfunkgeräten. "Edle Hölzer, mit Vorliebe Mahagoni, fügen die Apparate zwanglos in die Wohnräume ein. Es ist ein Schritt, Radios aus dem feinmechanischen Apparatebau dem Möbelbau anzunähern." (8)
Die Innovationen der Röhrentechnologie, die Entwicklung des permanent dynamischen Lautsprechers und leistungsfähiger Netzgeräte ermöglichen den Einbau sämtlicher Komponenten eines Rundfunkempfängers in einem Gehäuse. Die Suche nach einem für die Rundfunkempfänger ästhetisch typischen Gehäuse, nach einer der Gebrauchslogik entsprechenden Anordnung der Bedienungselemente beginnt. (9) Die Gestalter – hier besonders 1930 bei der Firma Nora - experimentieren mit dem modernen Kunststoff Bakelit. Er ist fast beliebig formbar - wie das Kombinationsgerät Nora W 3 L zeigt - und die Gehäuse lassen sich kostengünstig mit einer 400 Tonnen Presse in einem Pressvorgang herstellen. Die Gestalter nähern das Design der oft aufwendig furnierten Gehäuse verstärkt architektonisch geprägten Formen an. Dabei bestimmt der Lautsprecher den mechanischen Aufbau und die Vorderfront des Rundfunkgerätes. Koffergeräte, das erste von Blaupunkt 1932 für 465 RM vorgestellte AS 5 Autoradio oder kompakte Radio- und Phonokombinationen erweitern die Produktpalette. Insgesamt ist ein moderner wissenschaftsorientierter Industriezweig mit großem Exportanteil und hohem Bedarf an Arbeitsplätzen etabliert. Jährlich in Berlin stattfindende internationale Funkausstellungen präsentieren die technologische Neuerungen. Das abwechslungsreiche Rundfunkprogramm der Sender umfasst Nachrichten, Konzerte, Unterhaltungsmusik, Schulfunk oder Sportberichte - die Möglichkeiten dieses Mediums lotet Berthold Brecht mit seiner Radiotheorie aus. (10)

 

1933 Massenbeeinflussung

Die Beeinflussungsfähigkeit der Massen über das Medium Rundfunk erkennen auch die Parteipolitiker der NSDAP. Den von ihnen initiierten Volksempfänger V 301 baut ab 1933 die Rundfunkindustrie als Gemeinschaftserzeugnis. (11) Der staatlich subventionierte Preis beträgt 76 RM – sie erreichen so auch die Schichten mit einem geringen Jahreseinkommen. Technologisch ein einfacher Geradeausempfänger mit ungeeichter Skala garantiert der V 301 nur den Empfang des Ortssenders oder Deutschlandfunks. Das von Walter Maria Kersting gestaltete dunkle und schmucklose Bakelitgehäuse läßt sich einfach herstellen - bis 1938 werden 12,5 Millionen Gemeinschaftsgeräte verkauft.
Die Industrie produziert bis Ende der dreißiger Jahre neben den Gemeinschaftsempfängern technologisch anspruchsvolle Superhetempfänger mit mehreren Lautsprechern und hoher Eingangsempfindlichkeit. Große, übersichtliche Linearskalen mit Stationsnamen bestimmen die Vorderfront und erleichtern die Sendereinstellung. Ab 1935 ändert sich die Gerätegestaltung vom Hoch- zum Querformat. Prototypisch zeigt diese auch für die Nachkriegszeit richtungsweisende Form der Telefunkensuper D 750 (1939) mit Sendertasten.
1936 verweisen die Übertragungen aus dem Olympiastadium in 28 Berliner Fernsehstuben mit über 150 000 Zuschauern auf die Faszination eines neuen Mediums: dem Fernsehen. Bereits 1930 gelingt es Manfred von Ardenne im Laboraufbau Fernsehbilder auf dem Leuchtschirm einer Braunschen Röhre zu erzeugen. 1936 stellt Loewe einen Fernsehempfänger mit Zeilensprung für ein flimmerfreies Bild vor. (12) 1939 zeigt die Industrie den gemeinsam entwickelten Einheitsfernseher E 1.
1943 sind mehr als 16 Millionen Rundfunkteilnehmer registriert, 130 Sender in 53 Sprachen verbreiten täglich die nationalsozialistische Kriegspropaganda.

 

1945 Neuanfang

Die Rundfunkindustrie in den ersten Nachkriegsjahren ist weitgehend zerstört, sie leidet in der sowjetisch besetzten Zone zusätzlich unter Reparationsleistungen. Neugegründete Herstellerbetriebe setzen einfache Geräte aus Wehrmachtsbeständen zusammen oder bieten wie Grundig den Baukasten Heinzelmann ohne Röhren an. (13)
Auf der Kopenhagener Wellenkonferenz erhalten die Siegermächte die Rundfunkfrequenzen mit den besten Ausbreitungsbedingungen. Deshalb entwickeln Fachleute von Post,- Rundfunk- und Industrie im Nachkriegsdeutschland die Technologien für den Wellenbereich UKW.
Das Ende des zweiten Weltkrieges bedeutet das Ende eines politischen Systems, nicht aber das Ende der Produktsprache in Deutschland. (14) Die in Großserien fabrizierenden Unternehmen wie Telefunken, Mende, Saba oder Grundig setzen ab 1952 eine fast einheitliche Gehäusegestaltung durch - ihr entsprechen auch anspruchsvolle Großsuper aus der DDR wie Paganini oder Beethoven vom VEB Stern-Radio Rochlitz. (15) Voluminöse und deshalb klangvolle Geräte glänzen aufwendig furniert, gewebte Bespannungen in beige-bräunlichen Tönen decken die Lautsprecher ab, elfenbeinfarbige Bereichstasten akzentuieren die Vorderfront. Entgegengesetzt zu dieser Ästhetik wirkt die beliebte cremefarbige, technologisch hochwertige Philetta oder der von Artur Braun und Fritz Eichler klar gestaltete Kleinsuper SK 2. (16) Seine weißgraue Farbigkeit und Lochblechfront markieren 1955 einen gestalterischen Neuanfang. Dies gilt auch für das Rundfunkgerät G-11-Super mit Metall-Jalousien als Lautsprecherverkleidung und einer hellen, grafisch organisierten Skala. Sein Designer Hans Gugelot betrachtet dieses Gerät nicht isoliert, sondern zusammen mit Plattenspieler G 12 und Fernsehgerät FS-G als gestalterisch aufeinander bezogene Komponenten (units) eines komplexen Mediensystems. (17). Einen weiteren Aufbruch in die Moderne repräsentiert 1956 die Radio- und Phonokombination SK 4 von Hans Gugelot und Dieter Rams. Einfach von oben zu bedienen, mit harmonisch gesetzten horizontalen Schlitzungen an Vor- und Rückseite ist der SK 4 frei im Raum platzierbar. Die transparente Abdeckung ist vorbildhaft, sie übt mit ihrer Gestaltung internationalen Einfluss aus.(18 )
Vom Käufer begehrt sind Musiktruhen – 1957 produziert die Industrie über eine halbe Million. Formal entsprechen sie dem Wohn- und Lebensstil der Käufer. Meistens dunkel und massig, oft geprägt vom barocken Formenrepertoire oder bizarr wie das Kuba Fernseh- und Konzertmöbel Komet. Auffällig mit Riegelahorn und Wenge furniert steht dieses Design im Gegensatz zu der schlicht gestalteten Kombination PK-G der Braun oHG.
Der Transistor als Verstärkerelement verdrängt ab 1956 die empfindlichen Miniaturröhren bei den Kofferradios. Ihr Design kennzeichnen weiche Radien, oft überzieht die robusten Holzkoffer Kunstleder in den Trendfarben der fünfziger Jahre. Die bedeutendste Spezialfirma für Kofferradios Akkord entwickelt 1958 den Transistor Taschensuper Pippo, Braun die Designikone TP 1. Im grauen Kunststoffgehäuse perfekt durchgestaltet gilt diese Kombination aus Taschenempfänger und Plattenspieler als Vorläufer des Walkmans. (19) 1960/61 bieten 15 westdeutsche Firmen 61 verschiedene Koffer- und Taschenempfänger an. (20) Diese Geräte verkörpern zugleich ein gesellschaftlich verändertes Lebensgefühl: die fast durchgängige Begleitung mit Musik und Informationen.
Ab 1963 beeinflusst das semiprofessionelle Gerät T 1000 die technologische Ausstattung und Gestaltung der Koffergeräte. Die Geräte werden kantiger, ihr Design betont das Professionelle.
1950 produzieren AEG und Grundig die ersten Heim-Tonbandgeräte, die eigenständige Tonaufzeichnungen auf einem Magnetband ermöglichen. Die robusten, einfach zu bedienenden Tonbandkoffer der TK-Serien von Grundig erobern den Markt. Die Technologie der Tonbandgeräte beruht auf das Magnetofon - erstmals am 16.08.1935 auf der Berliner Funkausstellung von der AEG vorgestellt und von der Reichs-Rundfunk Gesellschaft 1938 für Senderzwecke eingeführt.

 

Ab 1958 Innovationen

Stereotonschallplatten (ab 1958), der Beginn des stereophonen Rundfunks in der Bundesrepublik (30.8.1963), die Einführung von HiFi (HiFi Norm DIN 45500 ab 1966), die Kassette als Tonträger ( ab 1965 ) lösen eine ständig wachsende Käufernachfrage aus. Besonders Braun schafft mit seinen Geräten und umfassenden Marketingmaßnahmen eine Akzeptanz für High Fidelity – der gleichmäßigen Übertragung und Wiedergabe eines breiten Frequenzspektrums. Einzelne Funktionselemente wie Plattenspieler, Verstärker, Radio oder Tonbandgerät lassen sich zu einem aufeinander abgestimmten System integrieren. Die erste Braun HiFi-Anlage studio 2 (1959) repräsentiert diese international bahnbrechende Designauffassung.( 21) Dieter Rams als Leiter der Produktgestaltung verfeinert seine zentralen Prinzipien wie Ordnung, Detailgenauigkeit, Materialgerechtigkeit und Harmonie. Dies belegt überzeugend die Wandanlage (1965) mit dem Steuergerät TS 45, dem Tonbandgerät TG 60 und den Boxen L 450 – eine Wandskulptur mit großen ästhetischen Reiz. (22 )
Die in immer kürzeren Zeitabständen aufeinanderfolgenden Innovationen der Unterhaltungselektronik lassen die Branche mit den Marktführern Grundig, Telefunken. Nordmende oder Saba bis 1964 ständig wachsen, auch die Anzahl der auf eine Produktsparte spezialisierten Unternehmen - z.B. NSM-Apparatebau mit Musikboxen – steigt. Ab 1962 eröffnen asiatische Konzerne ihre Europafilialen. Der Wettbewerb verschärft sich, die Rezension 1967/68 erschüttert die gesamte Branche. Es folgen Firmenzusammenbrüche, Übernahmen, Kooperationen oder Verkäufe. (23) Nur weltweit präsente Konzerne mit vielfältigen Absatzmärkten, ihrer Möglichkeit Kosten und Investitionen auf Großserien zu verteilen und neue Normen zu setzen, überstehen diesen Konzentrationsprozess. Die Zahl der deutschen Unterhaltungselektronikhersteller verringert sich bis 1990 ständig. Ein Prozeß, der sich nach der Wende auch auf dem Gebiet der ehemaligen DDR wiederholt. (24) Dabei weist die DDR bis 1989 eine blühende Unterhaltungselektronikindustrie auf. So verkörpert das auf der Leipziger Herbstmesse 1969 vorgestellte Stereo Steuergerät rk 5 sensit von HELI Radio Limbach-Oberfrohnau ein Meilenstein im DDR Gerätedesign. Ein robustes, weißes Stahlblechgehäuse ummantelt das Chassis, die Designer achten auf eine intuitive Bedienbarkeit. (25) Ein sehr eigenständiges Design besitzt auch ein typisches Zweitradio, die Minetta II (1988) von dem VEB Geräte- und Reglerwerk Leipzig. In fünf verschiedenen Farben angeboten, ausgestattet mit einer leicht ablesbaren Skala ist es mit dem EVP von 180 M das preiswerteste Gerät in diesem Sektor. (26)
Wega aus Fellach versucht durch Nischenprodukte sich dem geschilderten Konzentrationsprozess in der Unterhaltungselektronikbranche zu entziehen. Das Kunststoffgehäuse der Wega Stereo Bar 3300 HiFi (1969) zeigt typisch für Verner Panton weiche, fließende Radien. Hartmut Esslingers Kompaktanlagen wie die Concept 51 K (1977) finden Eingang in die ständige Designsammlung des Museums of Modern Art in New York.
Der 1979 eingeführte Walkman erzeugt einen weltweiten Boom bei den Kassettenherstellern, die Industrie entwickelt ab 1985 den Compakt-Disc-Spieler. Schon 1989 übertrifft der Absatz der CDs (21 Millionen) den der Langspielplatten (19 Millionen).
Das Design der Kassettenrekorder, Reciever und Verstärker in den 80ziger Jahren und das der Videogeräte und CD-Player in den neunziger Jahren weist wenig Differenzierungen auf. Fast identische Abmessungen, sehr viele Bedienungselemente ohne selbsterklärende Funktionen, die in ihrer Vielfalt an Flugzeugcockpits erinnern, und die Farben Schwarz oder Silber gelten als Synonym für Professionalität. Aber spätestens Ende der neunziger Jahre eröffnet die Digitalisierung für die Designer die Chance eigenständige Erscheinungsformen und Bedienungsmöglichkeiten für die zusammenwachsenden Bereiche der Unterhaltungselektronik zu entwickeln. Dies gilt besonders für DVD- und MP3-Player oder den Bereich der Computer und Videospiele.

 

Ab 1951 Fernsehgeräteentwicklung

Parallel zur Rundfunkentwicklung nach der Währungsreform treibt die Industrie die Entwicklung des Fernsehens voran. Spätestens 1964 mit der Anmeldung des 10 000 000sten Fernsehgerätes in der Bundesrepublik wird es zum zentralen Medium für Unterhaltung und Information. Die ständige Aussendung eines Fernsehprogramms beginnt in der Bundesrepublik 25.12.1952, am 21.12. 1955 in der DDR. Dunkle Gehäuse, Goldleisten, meist cremefarbige Bedienungselemente und helle Kunststoffmasken bestimmen das Gerätedesign. Dies zeigt auch das Fernsehgerät Dürer von dem VEB Sachsenwerk – dem Standardgerät der DDR in den fünfziger und sechziger Jahren. Eine dem Medium Fernsehen angemessene Modernität in der Gestaltung realisiert Herbert Hirche 1958 bei dem Fernsehgerät HF 1 für die Braun OHG: ein hellgraues, gut proportioniertes Kunststoffgehäuse, ein schlichtes Gestell aus anthrazitgrauem Vierkantrohr. Die Einführung der Transistortechnologie (ab 1960), der Beginn globaler Kommunikation durch den Start des Satteliten Telstar (10.07.62), die Einführung des Farbfernsehens (25.08.67) mit der von Walter Bruch entwickelten PAL-Norm, der Empfang privater und öffentlich-rechtlicher Anstalten über Kabel (ab 1984), die Entwicklung des digitalen Fernsehens (ab 1993) mit DVB-T (ab 2003) – diese Meilensteine kennzeichnen die weitere Fernsehentwicklung. (27) Die Gehäuse der Fernsehgeräte werden seit Anfang der sechziger Jahre eckiger, heller und zum Teil farbiger. Flächige Gestaltungskonzepte herrschen vor, die Gehäusetiefe verringert sich ab 1971 durch Einsatz der 110 Grad Ablenktechnik der Bildröhre. Transistorisierte und tragbare Zweitgeräte wie der Imperial FP 135 (1972) erweitern das Fernsehangebot. Fernbedienungen spiegeln auf geringer Fläche als zentrales Interface zwischen Benutzer und Gerät die Komplexität der Bedienfunktionen wieder. Diese Komplexität nimmt bei der Bedienung multimedialer Systeme weiter zu – die Mehrfachfunktionen der Funktionstasten sind trotz Unterscheidung nach Form, Farbe, Struktur oder Symbolik für den Benutzer oft nicht nachvollziehbar.
Loewe Opta, die Braun AG oder Wega profilieren sich neben hochwertiger Technologie durch anspruchsvolles Design. Dies belegt der Wegavision 2000 (1970) mit eng ummanteltem, drehbaren Bildschirm oder der Loewe Art 1. Sein eigenständiges Design verzichtet auf spektakuläre Attribute, er ist als durchgehend gestaltetes dreidimensionales Objekt frei im Raum platzierbar. Die weiteren rasanten Innovationen der Mikroelektronik, die Miniaturisierung der Produkte gestatten die Verknüpfung des Fernsehens mit dem Computer und damit des gesamten Multimediabereichs. Fernsehgeräte werden durch die LCD Flachbildschirme zu schmalen Designobjekten, bei denen die Konzeption vielfältiger Aufstellmöglichkeiten und natürlich der optimierten Bedienbarkeit in den Focus der Designer rücken. Kennzeichnend repräsentiert dieses moderne Design das 2004 vom Industrieforum Hannover mit dem Gold Award ausgezeichnete Gerät Mimo 20 von Loewe.

 

 

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