Hartmut Jatzke-Wigand
 

Hartmut Jatzke Wigand

Der Universalempfänger T 1000 und der Weltempfänger T 1000 CD


"Wir konnten ohne finanzielle Begrenzung nach dem Stand der Technik entwerfen", unser Ziel war "besser als die anderen zu sein" {Joachim Fahrendholz, Ingenieur).

 

"Der T 1000 ist für mich sehr gelungen, seine Produkterklärung setzte Maßstäbe" (Dieter Rams, Designer).

 

Dieser Beitrag charakterisiert nur diejenigen technischen Konzeptvorgaben, die Auswirkungen auf die Gestaltung des T 1000 (CD) (Abb. 1 und 12) besaßen 1). Sie sind Bezugspunkte für seine signifikanten Designmerkmale: die äußere Gestalt, den Schutzdeckel, die Produktgrafik und der Bandbreitenumschalter.

 

Technische Vorgaben

Der T 1000 wurde 1962/63 als universelles Empfangsgerät für Rundfunk- und Telegraphieempfang konzipiert. Daraus folgte als Designauftrag eine größere Anzahl von Bedienelementen, eine Abstimmanzeige und möglichst übersichtliche Skalen für die Sendersuche zu gestalten. Die gewünschten universellen Einsatzmöglichkeiten bedingten auch eine kompakte Gestalt und stabile Verarbeitung. Die UKW/-Empfangsleistung sollte die der vergleichbaren Geräte übertreffen.

 

Zur äußeren Gestalt

Dieter Rams fertigte zu diesen Vorgaben mehrere Alternativentwürfe (Abb. 2). Das Gerät sollte möglichst kompakt und geschlossen wirken, deshalb entwarf er zunächst eine Übereinanderordnung von Bedienfeld und Lautsprecher (Abb. 3). Er wollte den T 1000 mit einem tragbaren Fernsehgerät ergänzen - 1962/63 ein innovativer Entwurf und wiederum eine konsequente Weiterentwicklung des Systemgedankens (Abb. 4). Aufgrund von Marktanalysen wurde der Bau eines Portables nicht realisiert, ein Grund für die Übereinanderordnung von Bedienfeld und Lautsprecher entfiel. Sie wurde - obwohl von Dieter Rams präferiert - endgültig aufgegeben, weil die Abmessungen des für die möglichst getreue Wiedergabe eines UKW-Senders geeigneten Lautsprechers zu groß waren.

 

Unzufrieden äußert sich Dieter Rams über die 'improvisierte' Materialzusammenstellung des T 1000 Gehäuses. Es ist ein in der Tradition der Koffergeräte der fünfziger Jahre gefertigter Holzkoffer. Die Seitenbleche, die Frontplatte und die Lautsprecherabdeckung bestehen aus matt eloxiertem Aluminium, Ober- und Unterteil sind mit schwarzem Kunstleder überzogen. Die Zulieferfirmen hatten Schwierigkeiten, den Designanforderungen entsprechende Aluminiumteile zu liefern - die oft unbeachtete Kooperation zwischen Designer, Einkäufer und Zulieferfirmen ist hier hervorzuheben.

 

Schutzdeckel

Der Schutzdeckel ist für Dieter Rams ein sehr gelungenes und von Harald Haupenberger, dem Konstrukteur des T 1000, überzeugend konstruiertes Detail. Sie schützt das Bedienfeld, ist in Verbindung mit einem Kugelschnäpper abnehmbar und zusätzlich nimmt ihr Innenfach etwas zur Produkterklärung - die Bedienungsanleitung - auf.

 

Produktgrafik

Zentral für die Designauffassung von Dieter Rams und sein immer wieder angestrebtes Ziel ist die Selbsterklärungsqualität eines Produktes herauszuarbeiten. Die sehr große und übersichtliche Skala mit ihrer Produktgrafik - die Reinzeichnung erstellte Dietrich Lubs - betont den Allwellenempfänger , sie erleichtert die Sendereinstellung. Die farbgebenden Akzente - die FM-Drucktaste, der rote Punkt am Drehknopf für die Sendereinstellung, die rote Skalenbezeichnung - erklären den Gebrauch des T 1000 für den UKW/-Empfang.

 

Trommeltuner und Bandbreitenumschalter

Das technisch Besondere des T 1000 ist der Zwölf-Bereichs-Trommeltuner mit seinen Goldkontakten, die eine hohe Wiederkehrgenauigkeit eines eingestellten Senders ermöglichen. Der Bediener muß den Trommeltuner fest rastend schalten. Der Bandbreitenumschalter sollte einklappbar und trotzdem gut zu bedienen sein. Sein Design, die konstruktive und fertigungstechnische Umsetzung wurden intensiv und kooperativ diskutiert: das Ergebnis ist seine äußerst funktionale und elegante Gestaltung (Abb. 5 und 6).

 

Produktion und Marketing

Vom T 1000 wurden anfänglich achtzehn Stück pro Tag gefertigt und mehrmals auf ihre Qualität hin kontrolliert. Das Marketing und der Verkauf des Geräts war zielgruppenorientiert und professionell organisiert (Abb. 7 und 8). Speziell geschulte Firmenangehörige führten das Gerät vor. Es wurde u.a. vom Bundespresseamt als Geschenk für Staatsbesucher gekauft, Großabnehmer waren diplomatische Vertretungen und Presseagenturen.

 

Peilzusatz

Mit den Zubehörteilen PV 1000 (Peiladapter), PK 1000 (Peilkreuz) und in Verbindung mit einem Peilkompaß konnte der T 1000 (ab 1964) als Navigationsinstrument eingesetzt werden (Abb. 9, 10 und 11). Mit dem T 1000 (CD) gelang nicht nur "die Integration aller Einzelaspekte einer Designlösung zu einem überzeugenden Ganzen 2) , sondern auch die Realisierung einer im Weltmaßstab führenden Technologie: der T 1000 (CD) setzte für seine Produktkategorie einen Gebrauchswertstandard.

 

Hinweise für Sammler

Ähnlich wie bei dem SK 4 ist der T 1000 (CD) ein signifikantes Gerät nicht nur für den Braun Sammler, sondern auch für den Sammler von Industriedesign. Der Braun T 1000 (CD) fehlt weltweit kaum in einer offiziellen Designsammlung - seine Wertschätzung steigt weiterhin international. Besonders gesucht sind 'komplette' Geräte mit dem Peilkreuz PK 1000, dem Peiladapter PV 1000, dem Peilkompaß und dem Logbuch in musealer Qual,ität . Die exzellent gestalteten Displays, Informations- und Werbematerialien ergänzen die Sammlung zum T 1000.

 

Text und Gestaltung: Hartmut Jatzke-Wigand Fotos: Braun AG, Jo Klatt

 

 

Quelle:
Jatzke-Wigand, H.: Der Universalempfänger T 1000 und der Weltempfänger T 1000 CD In: Design+Design 20, Hamburg 1991, 8-14

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