Durch den Einsatz innovativer Technologien steigen die Anforderungen der Nutzer an Home Entertainment Systeme mit zukunftssicherer Kompatibilität. Diese Systeme sollen sowohl flexible Anschlussmöglichkeiten für vorhandene Audio- und Videogeräte als auch für Speichermedien wie den blu-ray Disk besitzen und dabei trotz Komplexität der Funktionen möglichst intuitiv bedienbar sein. Zudem soll ein kraftvoller und verzerrungsfreier Surroundklang das gewünschte Kino- oder Konzerterlebnis bieten. Auf Basis dieser Anforderungen konzipiert das Bose Laboratorium in Framingham (Massachusetts) in interdisziplinärer Forschungs- und Entwicklungsarbeit die 'Lifestyle V-Class Home Entertainment Systems' (Abb. 1). 1)
Mit dieser Produktgruppe zeigt die von Professor Amar G. Bose 1964 gegründete Bose Corporation wiederum ihr Innovationsvermögen bei der Entwicklung von funktionsgerechten, eleganten und leicht bedienbaren audiovisuellen Geräten mit originalgetreuer Klangwiedergabe. 2) Die 'Lifestyle V-Class Home Entertainment Systems' ergänzen mit ihrer zukunftssicheren Kompatibilität die 'Lifestyle DVD Entertainment Systems' mit dem in das Media Center integrierten DVD-Player (Abb. 2) – sie fügen sich mit ihrem Design optimal in die bestehenden Lifestyle Systeme ein. 3)
Der folgende Beitrag erläutert die Entwicklungsziele der Systemkomponenten der 'Lifestyle V-Class Home Entertainment Systems' und deren Realisierung, er analysiert ihre Gestaltung im Zusammenhang mit dem Designprozess.
Das Lifestyle System Display
Laut Projektdefinition soll das 'Lifestyle V-Class Home Entertainment System' ein eigenständiges Erscheinungsbild aufweisen, ohne dabei auf die zentralen Bose Designprinzipien wie elegante Gestaltung, einfachste Bedienung und eine auf das Substantielle reduzierte Form zu verzichten. 4) Die ersten Konzepte zeigen eine Systemkomponente mit integriertem Display (Abb. 3). Die wichtige Wärmeableitung der elektronischen Schaltkreise leistet eine gebürstete Aluminiumoberseite (Abb. 4). Bei weiteren Entwürfen reduzieren die Designer das Volumen, sie gestalten die Konsole rechteckiger, flacher und integrieren das Display zusammen mit den Bedienelementen in die Vorderfront (Abb. 5). Schließlich konzipieren die Designer zwei Systemkomponenten mit dem Vorteil der Nutzer das Lifestyle System Display in jedes Ambiente einfügen und die Media-Konsole in einem Schrank verborgen platzieren zu können. 5)
Erste Entwürfe sehen für das System Display ein Aluminiumgehäuse mit oberhalb gesetzten Bedienelementen oder Displays mit sehr schmalem Frontprofil vor. Die notwendige Standfestigkeit bei schmalem Frontprofil wollen die Designer durch stabilisierende Aluminiumbänder erreichen (Abb. 6). Auch für die Kabelverbindungen zwischen dem System Display und der Media-Konsole existieren verschiedene Überlegungen (Abb. 7).
Das große, harmonisch eingefügte Displayfenster bestimmt die Vorderfront der nach einer langen Entwicklungsphase gefundenen formal überzeugenden Ausprägung des 'Lifestyle System Displays' (Abb. 8). Das vacuum-fluorescent Display (VFD) lässt sich auch bei hellen Lichtverhältnissen gut ablesen. Die schlanke, konisch geformte Gestalt des 'Lifestyle System Diplays' besitzt ein reduziertes Volumen (21,9x7,6x5,7cm), spannungsreiche Linienführungen und einen 3 mm hohen zurückgesetzten Sockel. Längs gebürstete silberfarbene Aluminium Verblendungen begrenzen flächenbündig das schwarze, hochglänzende Displayfenster. Auf dem Bedienfeld der Oberseite befinden sich breite, sorgfältig in die Gestalt integrierte Tasten zur Steuerung der grundlegenden Systemfunktionen. Die Tasten sind präzise ausgeformt, leicht gewölbt, mit exakten Kantenverläufen versehen und besitzen definierte Tastenabstände. Diese Designqualität zeichnet u.a. der 'reddot design award best of the best' 2008 aus. 6)
Die Media-Konsole
Die Entwicklung der Media-Konsole erweist sich für das Design- und Produktentwicklungsteam als zeitintensiv und kompliziert. In der Konsole befinden sich die zentralen Schaltkreise der aufwendigen Elektronik – u.a. für Video Enhancing, Integrated Signal Processing oder für die Optimierung der Video-Signale einzelner Quellgeräte. 7)
Durch einen vertikalen Konsolenaufbau mit möglichst breiter Vorderfront wäre die Ableitung der von den elektronischen Komponenten erzeugten Wärme unproblematisch. Der von den Teams gewählte horizontale Aufbau ermöglicht aber die Media-Konsole einfacher unterzubringen und sie zugleich als Stellfläche für weitere audiovisuelle Geräte zu nutzen. In enger Abstimmung mit den Produktentwicklern reduzieren die Designer die Konsolengestalt auf ein Minimum (44x6,8x19,1cm). Die nach umfassenden Versuchen gegossene Magnesium-Metallabdeckung der Oberseite gewährt schließlich eine gute Wärmeableitung.
Die Seiten der leicht gewölbten Vorderfront mit dem markanten schmalen Profil begrenzen silberfarbene Akzentuierungen (Abb.9). Sie schaffen bei der auch versteckt platzierbaren Konsole den gewünschten ästhetischen Bezug zu dem 'Lifestyle System Display' – die 'Lifestyle V-Class Home Entertainment Systems' wirken deshalb trotz verschiedener Gestalt der Systemkomponenten als formale Einheit. 8)
Das Anschlussfeld auf der Konsolenrückseite ist sehr sorgfältig gestaltet (Abb. 9). 9) Die Designer fassen die Anschlüsse in klar angeordneten Gruppen für die jeweilige Geräteart zusammen und kennzeichnen sie farblich und grafisch eindeutig. Dies unterstützt die problemlose und verwechslungsfreie Installation der jeweiligen Verbindungen und ist ein weiterer Beitrag für die hohe Funktionalität des Systems.
Das 'Virtually Invisible Speaker System'
Das 'Virtually Invisible Speaker System' sorgt für den beeindruckend kraftvollen und verzerrungsfreien Surround Sound der 'Lifestyle V-Class Home Entertainment Systems'. Es besteht bei dem 'Lifestyle V30 Home Entertainment System' aus dem fast unsichtbar platzierbaren kompakten Acoustimass Modul, einem horizontalen Center Speaker und vier 'Jewel Cube Speaker Arrays' (Abb. 1). 10)11)
Der 'Jewel Cube Speaker Array' basiert auf der von der Bose Corporation 1968 mit dem Lautsprecher '901' eingeführten Direct –Reflecting Wiedergabe: die Lautsprecher reproduzieren im Wohnraum die konzertgleiche Verteilung vom direkten und indirekten Schall. Den 'Jewel Cube Speaker Array' kennzeichnet die strenge, harmonisch proportionierte Grundform (5,7x11,4x8,3cm), die runde Portabdeckung und der durch den genau gesetzten Gehäuseeinschnitt akzentuierte zylindrische Portkörper (Abb. 10). 12) Die exakt gewählten Kantenradien vermitteln den Eindruck technischer Präzision – der 'Jewel Cube Speaker Array' wirkt wie eine ästhetische, präzise ausgeformte Kleinskulptur.
Die Fernbedienung
Fernbedienungen spiegeln auf geringer Fläche die Komplexität der Bedienfunktionen. Nach Mike Laude besteht das Ziel des Bose Design Teams darin, die Vielzahl der Steuerungsfunktionen der 'Lifestyle V-Class Home Entertainment Systems' haptisch und visuell verständlich zu gestalten, zugleich mit dieser Fernbedienung die Basisfunktionen der jeweiligen Audio- und Videogeräte steuern zu können. 13)
Die Funkfernbedienung der 'Lifestyle V-Class Home Entertainment Systems' besitzt abgerundete Kanten mit weichen Radien, eine leicht gewölbte Bedienoberfläche und ein flächig eingefügtes matt gebürstetes Aluminiumfeld (Abb. 11). Sie ist sowohl für Links- als auch für Rechtshänder gut aufzunehmen und zu bedienen. Die übersichtliche Aufteilung der Bedienelemente in Bedienfelder prägt die elegant ausgeformte Gestalt. Im oberen Bedienfeld ordnen die Designer die Betriebs- und Quellgerätetasten mit der mittig akzentuierten TV-Taste an. Die hervorgehobenen Pfeiltasten mit der bewusst tiefer gesetzten Enter-Taste dienen der Auswahl der Menüobjekte. Die Wippschalter für Volume und Channel sind nach innen gewölbt. Die Designer achten konsequent auf die Details – so besitzt die Volume-Taste einen waagerechten Trenner, die Scan-Taste ist bewusst schmaler als die Tasten für Pause, Stopp oder Play ausgeführt. Diese Tastengestaltung ermöglicht eine haptische Merkfähigkeit und zugleich Orientierung auf der Bedienoberfläche. Klare Begriffe und visuell eindeutige Icons anstatt unverständliche Abkürzungen erleichtern weiterhin die gewünschte intuitive Bedienbarkeit.
Das Designteam konzipiert unterschiedliche formale Ausprägungen der Tasten. Erst nach mehreren Prototypen gelingt es ihnen unter taktilen Gesichtspunkten die Tasten und deren Tastengrößen zu optimieren und die für eine fehlerfreie Bedienung notwendigen Tastenabstände zu ermitteln (Abb. 12). 14)
Anhand der Detailgestaltung der Fernbedienung lässt sich aufzeigen, wie nutzerorientiert das Bose Designteam unter der Leitung von Mike Laude arbeitet und wie konsequent es insgesamt bei den 'Lifestyle V-Class Home Entertainment Systems' die Bose Designmaximen einer eleganten Gestaltung bei einer auf das substantiell reduzierten Form umsetzt.
Text: Hartmut Jatzke-Wigand
Fotos: Bose Corporation und Jo Klatt
Quelle:
Jatzke-Wigand, H.: Die 'Lifestyle V-Class Home Entertainment Systems' von Bose. In: Design+Design 89, Hamburg Juli-Oktober 2009, 8-15